Blue Jasmine

Zwar veröffentlicht der produktive Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Woody Allen weiterhin wie ein präzises Uhrwerk jedes Jahr einen neuen Film, aber wie tragisch oder komisch das Werk wohl ausfallen mag, lässt sich nie vorhersagen. Nach den etwas leichteren und romantischeren Ausflügen nach Europa mit „Midnight In Paris“ (2011) und „To Rome With Love“ (2012) kehrt Allen mit „Blue Jasmine“ in die Staaten zurück und schlägt wieder einen deutlich pessimisterischen Ton an. Vor allem aber bereitet er seiner Hauptdarstellerin Cate Blanchett die ideale Bühne für ihre zweite Oscar-Trophäe.
Das Leben hat es bislang gut mit Jasmine (Cate Blanchet) gemeint, denn noch während ihres Anthropologiestudiums hat sie Investmentbanker Hal (Alec Baldwin) kennengelernt und geheiratet. Doch das komfortable Leben in Manhattans Upper-Class zwischen Shopping-Wahn und Benefiz-Veranstaltungen findet ein jähes Ende, als Hal wegen Betrugs vom FBI verhaftet und das mächtige Vermögen beschlagnahmt wird. Jasmine ist gezwungen, völlig mittellos zu ihrer in einfachen Verhältnissen lebenden Schwester Ginger (Sally Hawkins) nach San Francisco zu ziehen und einen Job als Zahnarzthelferin anzunehmen. Die Suche nach einem geeigneten neuen Mann erweist sich als schwierig, schließlich bewegt sich Ginger in ganz anderen Kreisen. Erst als sie auf einer Party die Bekanntschaft mit dem aufstrebenden Diplomaten Dwight (Peter Sarsgaard) macht, scheint sich das Blatt zum Guten zu wenden.
Woody Allen hat bislang ein hervorragendes Gespür dafür gezeigt, die meist tragikomischen Geschichten seiner Filme mit außergewöhnlichen Schauspielerinnen zu besetzen, angefangen bei Mia Farrow und Diane Keaton über Gena Rowlands und Tracey Ullman bis zu Scarlett Johansson und Penélope Cruz. Doch in keinem seiner unzähligen Werke hat eine Darstellerin eine so gewichtige, allein den Film tragende Rolle wahrgenommen wie Cate Blanchett („Der Herr der Ringe“-Trilogie, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“). Von der ersten Szene an, als sie auf dem Flug von New York nach San Francisco ihre wehrlose Sitznachbarin volltextet, füllt Blanchett die Szenen aus und gibt das Heft nicht mehr aus der Hand. Immerhin hat sie mit Sally Hawkins als ihre weitaus weniger glamouröse Schwester eine mehr als unterhaltsame Sparringspartnerin, aber Ginger dient vor allem als Spiegelbild für den gesellschaftlichen Absturz, den Jasmine nur mit einem wirkungsvollen Antidepressiva-Cocktail zu überleben scheint.
Durch die immer wieder nahtlos eingebauten Rückblenden stellt Allen immer wieder den Kontrast zwischen dem ehemals unbeschwerten wie oberflächlichen Luxusleben seiner Protagonistin und ihrem unsanften Aufprall in den Niederungen der gesellschaftlichen Hierarchie her, was dem Film seine besondere Dynamik und Jasmines Figur ihre Tragik verleiht. Wie Cate Blanchett in ihrer Rolle zwischen einer Vielzahl von Emotionen jongliert, ist einfach großartig anzusehen und wurde zu Recht mit einem Oscar prämiert! Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch die Nebendarsteller großartig mitspielen und „Blue Jasmine“ einen hohen Unterhaltswert verleihen.
"Blue Jasmine" in der IMDb

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