Liberace

In seiner langjährigen Filmkarriere hat Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Steven Soderbergh seit seinem Debüt mit „Sex, Lügen und Video“ (1989) sowohl mitreißende Blockbuster wie die „Ocean’s“-Trilogie als auch packende Independent-Filme wie „The Limey“ und „Voll frontal“ ins Kino gebracht. Dass er das Konzept für seinen Film „Liberace“ nicht bei einem Filmstudio unterbringen konnte, hat Soderbergh allerdings so frustriert, dass er verkündete, nicht mehr fürs Kino arbeiten zu wollen, und brachte sein Projekt beim renommierten Kabelsender HBO unter.
Durch seinen Freund Bob Black (Scott Bakula) lernt der junge Tierpfleger Scott Thorson (Matt Damon) 1977 den berühmten Entertainer Liberace (Michael Douglas) kennen, der in grellen Kostüms mit seinen Künsten am Piano in Las Vegas Frauen und Männer gleichermaßen in seinen Bann zieht. Liberace verliebt sich in den jungen Scott und bietet ihm einen Job als seinen persönlichen Sekretär an. Da homosexuelle Beziehungen in den 70ern noch nicht hoffähig waren, bleibt die leidenschaftliche Liaison zwischen ihnen geheim. Anfangs ist Scott von der Großzügigkeit und Liebenswürdigkeit seines Mentors begeistert, doch Liberace beginnt nicht nur immer mehr Kontrolle über Scotts Leben zu übernehmen, sondern scheint sich nebenbei schon nach einem Nachfolger für Scott umzusehen …
Dass sich kein Filmstudio für Steven Soderberghs Verfilmung der Biografie „Liberace“ erwärmen konnte, ist schon ein wenig nachzuvollziehen, denn nach wie vor ist offen zur Schau gestellte Homosexualität in den ach so liberalen USA ein durchaus kontroverses Thema. Im Gegensatz beispielsweise zum Oscar-prämierten Drama „Brokeback Mountain“, bei dem Regisseur Ang Lee seine beiden schwulen Protagonisten in konventionelle Ehen schickte, bevor sie ihre Zuneigung im Geheimen auszuleben begannen, gestaltet sich das Szenario bei „Liberace“ ein Stück weit offener. Interessant dabei ist, dass auch der erfolgreiche Entertainer offiziell heterosexuell gewesen ist und gerichtlich gegen Verlautbarungen vorging, die etwas Gegenteiliges behaupteten. Doch hinter verschlossenen Türen darf Soderberghs Titelfigur seine Leidenschaften voll ausleben. Wie Michael Douglas („Wall Street“, „Eine verhängnisvolle Affäre“) in seinem pompösen Kitschpalast regiert und sich in glitzernden Kostümen, mit abenteuerlichen Perücken und fetten Klunkern an den Händen aufführt, ist schon ein Augenschmaus. Nicht eine Sekunde lang lässt er den Zuschauer und seine Umgebung darüber im Zweifel, wer Chef im Ring ist. Mit seinem unermesslichen Reichtum richtet er sich nicht nur sein märchenhaftes Zuhause ein, sondern kauft sich auch die Loyalität seiner Lover. Dagegen hat der gut 40 Jahre jüngere Thorson außer seinem freundlichen und offenen Wesen sowie seinem gut gebauten Körper nichts entgegenzusetzen. Das Drama nimmt dann seinen leisen Lauf, als Thorson unter dem Kontrollzwang seines Mentors allmählich zu zerbrechen droht.
Soderbergh bringt die daraus resultierende Spannung in der Beziehung zwischen den beiden sehr subtil zum Ausdruck, dazu sorgen die mit Dan Aykroyd, Scott Bakula und Rob Lowe prominent besetzten Nebenrollen für ebenso hohen Unterhaltungswert wie der stimmungsvolle Soundtrack und die zeitgemäße Ausstattung.
"Liberace" in der IMDb

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