Brick Mansions

Unter normalen Umständen würde man „Brick Mansions“ vielleicht nur als einen von vielen – immerhin überdurchschnittlichen bis sehr guten - Action-Produktionen abhaken, die der französische Filmemacher Luc Besson („Lucy“, „Léon – Der Profi“) nicht nur produziert, sondern für die er auch – wie bei den erfolgreichen Franchises „The Transporter“ und „96 Hours“ - das Drehbuch verfasst hat. Doch da es sich bei dem Film aber um das letzte Werk handelt, in dem der im November 2013 bei einem Autounfall ums Leben gekommene Schauspieler Paul Walker eine Hauptrolle vollständig abdrehen konnte, schwingt bei dem am 21. November durch Universum veröffentlichten Heimkinostart des Films eine tragische Note mit.
In dem seit langem durch Gewalt und Kriminalität heruntergekommenen Detroiter Ghetto Brick Mansions sind schon längst Polizeireviere, Schulen und Krankenhäuser geschlossen worden, die Grenzen zur Stadt durch das Militär abgeriegelt. Um diesen Schandfleck der Stadt zu entfernen, plant Detroits Bürgermeister (Bruce Ramsay) das vom Drogenbaron Tremaine Alexander (RZA) kontrollierte Elendsviertel abzureißen und dort Luxus-Villen zu bauen. Als Tremaines Männer ein Militärfahrzeug in ihre Gewalt bringen, an dessen Bord sich ein Aktenkoffer befindet, der bei unbefugter Öffnung einen Countdown initialisiert, der in zwölf Stunden eine integrierte Bombe zündet, wird Undercover-Cop Damien Collier (Paul Walker) mit der Mission beauftragt, die Bombe zu entschärfen. Als Partner wird ihm der in Brick Mansions aufgewachsene Ex-Sträfling Lino (David Belle) zur Seite gestellt, der eine eigene Rechnung mit Tremaine zu begleichen hat, da dieser Linos Ex-Freundin Lola (Catalina Denis) als Geisel hält, bis die Stadt das Lösegeld in Höhe von 30 Millionen Dollar auf ein Konto auf Hawaii überwiesen hat …
Seit seinem internationalen Durchbruch mit seinem Meisterwerk „Léon – Der Profi“ (1994) hat Luc Besson zwar immer wieder auch eigene Filme realisiert, sich vor allem aber als Produzent und Drehbuchschreiber bzw. Ideenlieferant hervorgetan. Vor allem in Hinsicht auf das von ihm bevorzugte Action-Genre stehen aber nicht unbedingt ausgeklügelte Plots im Vordergrund, sondern die immer wieder sehenswerte Action-Choreographie, diesmal unter der Regie von „Transporter 3“- und „Lockout“-Cutter Camille Delamarre, der mit „Brick Mansions“ sein Debüt hinter der Kamera feiert.
Obwohl „Fast and Furious“-Star Paul Walker das namentliche Aushängeschild für das internationale Publikum darstellt, gehört die Action-Show fraglos „Ghettogangz – Die Hölle vor Paris“-Star David Belle, der seine artistischen Künste von Paris zehn Jahre später unter ganz ähnlichen Umständen nach Detroit verlagert. Seine spektakuläre Flucht vor Tremaines Handlangern gleich in der ersten Szene des Films lässt die Herzen der Action-Fans von der ersten Minute an höher schlagen. Die Story und die Charaktere sind dabei denkbar einfach gestrickt. Vor allem die Anzugträger im Büro des Bürgermeisters sind dabei weniger als nur schlichte Abziehbilder skrupelloser Machtmenschen, aber auch die Schläger- und Drogentypen in Brick Mansions taugen nicht unbedingt als Vorzeigeobjekte für die Vielfalt menschlicher Charaktere.
Auf der anderen Seite überrascht vor allem RZA („The Man with the Iron Fists“, „G.I. Joe – Die Abrechnung“) als Drogenboss mit sozialer Ader, während Paul Walker angenehm unprätentiös und natürlich seine Rolle als verantwortungsvoller Cop ohne Allüren und Korruptionsanfälligkeit verkörpert. Dies wird durch die Szenen, in denen er seinen Großvater im Seniorenheim besucht, noch deutlicher. Für humorvolle Akzente sorgt vor allem das Zusammenspiel von Belle und Walker als ungleiches Paar in vereinter Mission und die Frauenpower in Gestalt von Catalina Denis als Linos unerschrockene Ex Lola und Ayisha Issa als Tremaines brutaler Komplizin und Lolas Bewacherin. Bei diesem überdrehten Action-Spaß lässt es sich verschmerzen, wenn das Finale allzu vorhersehbare Bahnen einschlägt, denn alles in allem bietet „Brick Mansions“ tolle Action-Kost mit einem Paul Walker, der hier noch einmal seine schauspielerischen Qualitäten präsentieren durfte. 
Das Bonus-Material in Spielfilmlänge bietet neben den obligatorischen „Making of“-Featurettes und Interviews mit Cast & Crew auch eine Dokumentation über Paul Walker am Set von „Brick Mansions“.
"Brick Mansions" in der IMDb

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