The Counselor

Spätestens seit der vierfach Oscar-prämierten Verfilmung von „No Country For Old Men“ (2007) durch die Coen-Brüder ist der amerikanische Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy in Hollywood als Ideenlieferant gern gesehen. Nach „All die schönen Pferde“ (2000), „The Road“ (2009) und dem durch Tommy Lee Jones inszenierten Fernsehfilm „The Sunset Limited“ (2011) hat McCarthy für Ridley Scotts neuen Film „The Counselor“ gleich direkt das Drehbuch geschrieben, das der visionäre Filmemacher mit großer Starpower und ungewöhnlich drastisch umgesetzt hat.
Eigentlich hat der Counselor (Michael Fassbender) alles, was sich ein Mann nur wünschen kann. Die Geschäfte laufen gut, seine Verlobte Laura (Penélope Cruz) ist einfach nur zauberhaft. Doch als er auf einer Party den Gastgeber und Lebemann Reiner (Javier Bardem) und seine Freundin Malkina (Cameron Diaz) kennenlernt, zeigt dieser ihm einen Weg auf, wie aus seinen Qualitäten viel mehr Kapital schlagen kann, und stellt den Kontakt zum Drogenboss Westray (Brad Pitt) her. Der macht den Counselor zwar darauf aufmerksam, dass bei den lukrativen Gewinnen auch immense Gefahren kauern, ins Visier der mexikanischen Drogenkartelle zu geraten, doch die Aussicht auf ein sorgenfreies Leben im Luxus mit seiner Laura lässt den Counselor auf den Deal eingehen, der ihm immerhin gut 20 Millionen Dollar einbringen soll. Doch bei dem Transport der Drogen zwischen Mexiko und Texas geht wirklich alles schief, und sowohl Westray als auch der Counselor versuchen, Land zu gewinnen. Doch die Mafia hat sich ihnen und Reiner längst an die Fersen geheftet …
Ridley Scotts („Alien“, „American Gangster“) neuer Film lebt vor allem von den feingeschliffenen, philosophisch anmutenden Dialogen, die McCarthy seinen Figuren in den Mund gelegt hat. Die stilistisch perfekten Wortzaubereien täuschen aber keineswegs darüber hinweg, dass die schönen und reichen Protagonisten in „The Counselor“ in einer absolut verdorbenen Welt leben, in der jeder moralische Anstand verloren gegangen ist und allein die Gier nach mehr Reichtum und Luxus regiert. So bedeutungsschwer die Ausführungen gerade von Brad Pitts Figur auch sind, so laufen sie doch dem gewöhnlichen Spannungsbogen zuwider und sorgen sogar gerade im Mittelteil auch mal für Langeweile. Die wird vor allem dann auf brachiale Weise aufgebrochen, wenn Scott die skrupellosen Mafiagangster zur Tat schreiten und interessante Instrumente zur Beseitigung von unliebsamen Kreaturen zum Einsatz bringen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht zweifellos der titelgebende Counselor. Während Javier Bardem („No Country For Old Men“) und Brad Pitt („World War Z“) fast schon als Karikatur durchgehen, macht einzig der Counselor eine Entwicklung vom charismatischen Anwalt zum völlig verängstigten Einmalganoven durch, der nur die Möglichkeit sieht, das eigene Leben und das seiner Verlobten nur durch Flucht zu retten. Michael Fassbender („Eine dunkle Begierde“, „12 Years A Slave“) verkörpert den Counselor in jeder Gefühlslage absolut glaubwürdig. Alles in allem punktet „Der Counselor“ vor allem durch Scotts stilsichere Inszenierung und die gut aufgelegten Darsteller, von denen allein Penelope Cruz blass bleibt. In Sachen Dramaturgie hat der Film allerdings einige Hänger und ermüdet gelegentlich auch durch die ausufernden Dialogsequenzen.
"The Counselor" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts