Die Dinge des Lebens

Dass Romy Schneider und Michel Piccoli als das Traumpaar des französischen Kinos gelten, verwundert nicht. Seit Claude Sautet die beiden Stars in „Die Dinge des Lebens“ (1970) erstmals gemeinsam vor die Kamera brachte, besetzte er die beiden auch in seinen späteren Werken „Das Mädchen und der Kommissar“ (1971) und „Mado“ (1976) in den Hauptrollen. Aber „Die Dinge des Lebens“ fasziniert nicht allein durch die namhaften Darsteller, sondern vor allem durch die stimmungsvolle Inszenierung.
Nachdem sich Pierre Bérard (Michel Piccoli) von seiner Frau Cathérine (Lea Massari) und seinem Sohn Bertrand getrennt hat, um mit der Übersetzerin Hélène (Romy Schneider) zusammenzuleben, verbindet den Pariser Architekten noch immer eine enge Beziehung zu seiner Familie. Obwohl er Hélène versprochen hat, mit ihr im Sommer nach Tunis zu reisen, kommt er dem Wunsch seines Sohnes nach, mit ihm und Cathérine die Ferien auf der Ile de Ré zu verbringen. Nach einem wenig erbaulichen Besuch bei Hélènes Eltern befürchtet Hélène, dass Pierre sie nicht mehr liebt, und macht ihm eine Szene. Hin- und hergerissen setzt Pierre Hélène nur zuhause ab, um weiter nach Rennes zu fahren. Er schreibt ihr am nächsten Morgen einen Brief, in dem er die Trennung vorschlägt, schickt ihn jedoch nicht ab. Stattdessen hinterlässt er ihr telefonisch eine Nachricht, dass sie sehnlichst in Rennes erwartet werde. Ein tragischer Verkehrsunfall zieht allerdings einen Strich durch Pierres Heiratspläne …
Sautet beginnt seinen Film „Die Dinge des Lebens“, der nach dem gleichnamigen Roman von Paul Guimard entstanden ist, mit dem Unfall, der die Geschichte von Pierre und den beiden Frauen, die er liebt, auf dramatische Weise verändert. Noch während des Vorspanns wird der Unfallhergang in Zeitlupe zurückgespult. Während Pierre bewusstlos auf dem Feld liegt, auf das er nach dem Zusammenstoß mit einem LKW aus seinem Wagen geschleudert worden ist, erinnert er sich, wie er Hélène bei einer Auktion während des Familienurlaubs kennengelernt hat. Sautet unterbricht seinen Erzählfluss immer wieder durch Rückblenden, und dieses oft plötzliche Wechseln zwischen den Zeiten korreliert wunderbar mit Pierres innerer Zerrissenheit, die letztlich durch den Unfall auch von innen nach außen zutage tritt. Analogien und symbolträchtige Szenen lassen sich zuhauf in Sautets Meisterwerk finden, das durch die elegante Inszenierung der melancholischen Geschichte, die großartigen Darstellungen und die wunderbar verträumte Musik des damals noch so jungen Philippe Sarde („Herr der Fliegen“, „Am Anfang war das Feuer“) in nur knapp über 80 Filmminuten einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, ohne dass der moralische Zeigefinger zum Einsatz kommt.
"Dinge des Lebens" in der IMDb

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