Left Behind

Bislang hat sich Vic Armstrong vor allem als Stuntman und Stunt-Koordinator (u.a. für die James-Bond-Filme „Stirb an einem anderen Tag“, „Der Morgen stirbt nie“ und „Die Welt ist nicht genug“) einen Namen gemacht, als Regisseur ist er bislang nur für eine Fernsehepisode von „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ und den weithin unbeachteten Dolph-Lundgren-Actioner „Barett – Das Gesetz der Rache“ (1993) in Erscheinung getreten. Dass er vom Regiefach lieber die Finger lassen sollte, demonstriert sein verkorkstes Mystery-Werk „Left Behind“, in dem er selbst einen gestandenen Mimen wie Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“, „Stadt der Engel“) blass aussehen lässt.
Ausgerechnet an seinem Geburtstag, an dem auch seine Tochter Chloe (Cassi Thomson) zu Besuch kommt, übernimmt der erfahrene Pilot Rayford Steele (Nicolas Cage) einen Flug nach London. Ihn selbst stört das kaum. Schließlich kann er den Flug mit seiner Geliebten verbringen, während sich seine Frau Irene (Lea Thompson) dem religiösen Eifer frönt und seine Tochter auf dem Flughafen den bekannten Fernseh-Journalisten Buck Williams (Chad Michael Murray) kennenlernt.
Doch hoch über den Wolken kommt es zu Turbulenzen, bei denen plötzlich alle Kinder und einige Erwachsene spurlos verschwinden, während ihre Kleidung und Habseligkeiten noch an Ort und Stelle liegen. Allerdings tritt dieses Phänomen nicht nur auf Steeles Flug nach London auf, auch auf dem Boden breitet sich das Chaos aus, bei sowohl Chloes Mutter als auch ihr kleiner Bruder verschwinden. Wie sich herausstellt, sind es neben den Kindern allesamt gläubige Menschen, die sich von einem Moment auf den anderen in Luft aufgelöst haben. Plünderungen und Unfälle bestimmen auf einmal das Geschehen, und da alle Flughäfen gesperrt sind, hat Rayford Steele alle Hände zu tun, seine Maschine und die übrig gebliebenen Passagiere zu retten, denn sein Co-Pilot und eine Flugbegleiterin gehören auch zu den Menschen, die nicht mehr da sind …
In den USA ist die Romanserie „Finale. Die letzten Tage der Erde“ von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins ein großer Erfolg, weshalb die Idee, diese auch als Filmserie anzulegen, eigentlich naheliegt. Was Regisseur Vic Armstrong allerdings aus der Romanvorlage macht, ist spektakulär unspektakuläres Science-Fiction-Kino, das wie eine billige Fernsehproduktion wirkt, in der nie wirklich Spannung aufkommt. So dümpelt der knapp zweistündige Film erst einmal eine halbe Stunde vor sich hin, ohne dass der Zuschauer überhaupt eine Ahnung davon bekommt, worum es hier überhaupt geht. Zunächst scheint es um die schwierige Familiensituation bei den Steeles zu gehen. Rayford und Irene haben sich voneinander entfremdet, die Tochter studiert an einem entfernten College. Doch diese Beziehungsdimension wird nur oberflächlich konturiert, sodass der Zuschauer immer noch nicht ahnt, wo die Reise hingehen soll.
Erst sehr viel später wird klar, dass die plakative Szene am Flughafen, als Chloe in einer Unterhaltung zwischen Buck und einer streng Gläubigen dazwischenfunkt, das Thema des Films vorgibt, nämlich die vermehrten Zeichen auf der Erde, dass die Apokalypse unmittelbar bevorsteht. Dem Regisseur scheint weder an einer glaubhaften Geschichte, noch an glaubwürdigen Figuren oder gar einer gelungenen Dramaturgie gelegen zu sein. Stattdessen regiert die plump an einer sehr puritanischen Bibelauslegung orientierte Schlacht der Guten (in Gestalt von Rayford und Buck) gegen den Anti-Christen (in Gestalt eines Politikers), wobei diese kaum mehr als ein müdes Gähnen hervorruft, so platt und abgedroschen wirkt der Abgesang auf die ach so verkommene Menschheit und die Sehnsucht nach einem gerechten Gott.
Dass sich Nicolas Cage für so ein in jeder Hinsicht miserabel inszeniertes Machwerk einspannen ließ, ist schon sehr bedenklich …
"Left Behind" in der IMDb

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