John Wick

Lang ist es her, dass Keanu Reeves („Speed“, „Im Auftrag des Teufels“) als Neo in der stilbildenden „The Matrix“-Trilogie auch seine Action-Qualitäten unter Beweis stellen durfte. Seither schlug sich Reeves mit meist mäßigem Erfolg sowohl durch romantische Komödien („Was das Herz begehrt“), Cop-Thriller („Street Kings“) und Science-Fiction-Comics („A Scanner Darkly“), ehe er 2013 mit dem Samurai-Drama „47 Ronin“ und seinem Regiedebüt „Man of Tai-Chi“ so richtig baden ging. Umso überraschender und überzeugender fällt sein Comeback in dem Adrenalin-geschwängerten Rachethriller „John Wick“ aus.
Als Aufräumer für den russischen Gangsterboss Viggo Tarasov (Michael Nyqvist) hat es John Wick (Keanu Reeves) zu einigem Wohlstand gebracht, so dass er sich früh zur Ruhe setzen konnte. Doch als seine Frau Helen (Bridget Moynahan) einer tödlichen Krankheit erliegt, fehlt ihm der rechte Antrieb zum Leben. Seine Wut und Trauer über den schmerzhaften Verlust reagiert er mit seinem 69er Boss Mustang auf einem Flugzeuggelände ab. Als der großkotzig-verwöhnte Iosef Tarasov (Alfie Allen) vergeblich versucht, Wicks Mustang zu kaufen, stattet er dem Autobesitzer einen nächtlichen Besuch in dessen Villa ab, schlägt Wick mit seinen Handlangern zusammen und tötet auch noch den Hundewelpen, den Helen ihrem Mann zum Abschied geschenkt hatte.
Als Viggo erfährt, wem sein verzogener Sohn das Auto zu stehlen versuchte, fackelt der Gangster nicht lange und setzt verschiedene Killer auf John Wick an, unter anderem Wicks alten Freund und ehemaligen Kollegen Marcus (Willem Dafoe), weil er genau weiß, dass sein ehemaliger Söldner die Sache nicht auf sich beruhen lässt. Doch Wick hat in den fünf Jahren seit seinem frühzeitigen Ruhestand nichts verlernt. Ausgestattet mit einem imposanten Schusswaffenarsenal macht sich Wick auf die Suche nach Viggos Sohn und wütet sich sowohl im Nahkampf als auch präzise schießend durch Viggos Gaunermeute.
Das Regiedebüt der Stunt-Koordinatoren Chad Stahelski und David Leitch folgt einem simplen Muster und hält sich nicht mit unnötigen Nebenschauplätzen auf. „John Wick“ präsentiert sich als überaus geradliniger und stilsicher inszenierter Rache-Thriller, der ganz auf den Mikrokosmos eines Gangster-Imperiums reduziert ist, von dem auch einst der namensgebende Protagonist Teil gewesen ist. Weder müssen sich die Filmfiguren mit der Polizei herumschlagen, wenn sie sich im Töten-Modus befinden, noch müssen sie sich in normalen Autos fortbewegen oder in schmuddeligen Motels abhängen.
Stahelski und Leitch haben das Drehbuch von Action-Spezialist Derek Kolstad („Last Bullet – Showdown der Auftragskiller“, „The Package – Killers Game“) wie eine extrem düstere Graphic Novel verfilmt, in der es allein um das Töten geht. Während Tarasov seine Killer ausschickt, um sein Imperium abzusichern und seinen Sohn zu schützen, geht es Wick nur um Rache. Die Logik bleibt bei der Handlung eines solch simpel gestrickten Thrillers naturgemäß auf der Strecke, aber wie das Regie-Duo die Action inszeniert hat, ist einfach sehenswert. Ähnlich wie Quentin Tarantino schöpfen sie dabei aus dem reichhaltigen Fundus des Action-Kinos und zelebrieren einen erstaunlichen Bodycount, der das Herz eines jeden Genre-Fans höher schlagen lässt. Gespickt mit einigen schönen Einfällen wie der Bezahlung der Killer und Cleaner in Goldmünzen und einer Figurenzeichnung, die über die schlichte Gut- und Böse-Charakterisierung hinausgeht, überzeugt „John Wick“ als virtuos inszeniertes Action-Spektakel, bei dem nicht nur Keanu Reeves an alte Tugenden anknüpfen darf, sondern auch Michael Nyqvist in der Rolle des Gangsterbosses erfreulich mehr Spielraum hat, als nur den bösen Widersacher zu mimen. Auf die obligatorische Fortsetzung darf man also gespannt sein.
"John Wick" in der IMDb

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