Reclaim - Auf eigenes Risiko

Wenn Ryan Phillippe und John Cusack noch vor knapp zehn Jahren zusammen auf einem Filmposter oder DVD-Cover abgebildet wären, hätte der Zuschauer kurzweilige Unterhaltung erwarten dürfen. Doch die schillernden Zeiten, in denen Phillippe in Werken wie „Flags of our Fathers“ (2006) oder „Enttarnt“ (2007) und Cusack in „High Fidelity“ (2000), „Identität“ (2003) und „Zimmer 1408“ (2007) glänzen konnten, sind längst vorbei. Vor allem Cusack ruiniert sich seinen einst guten Ruf mit einer wahren Kette von schlechten bis durchschnittlichen B-Movie-Produktionen, zu denen leider auch „Reclaim – Auf eigenes Risiko“ zählt.
Das in Chicago lebende Paar Steven (Ryan Phillippe) und Shannon (Rachelle Lefevre) reist nach Puerto Rico, um ein siebenjähriges Mädchen aus Haiti zu adoptieren. Nach einem Autounfall verlor Shannon vor einigen Jahren ihr ungeborenes Kind, weitere Kinder konnte sie nicht bekommen. Als ihnen die siebenjährige Nina (Briana Roy) durch Angie Reigert (Jacki Weaver) von der Adoptionsagentur vorgestellt wird, schließen sie das Mädchen gleich ins Herz. Während sie auf die Ausstellung von Ninas Pass warten, verbringt die Familie unbeschwerte Tage am Strand. Doch eines Morgens ist Nina spurlos verschwunden, die Räume der Adoptionsagentur sind leergeräumt.
Vom zuständigen Detective (Luis Guzmán) erfahren die verzweifelten Eltern, dass es nicht unüblich ist, zur Adoption verfügbare Kinder mehrfach zu „verwerten“. Wie Steven und Shannon auf schmerzhafte Weise erfahren müssen, ist auch ihr Apartment-Nachbar Benjamin (John Cusack) in diese skrupellosen Geschäfte verwickelt …
Erst im Abspann weisen die Filmemacher in zwei lapidaren Sätzen darauf hin, dass jährlich 1,2 Millionen Kinder Opfer von Menschenhandel werden. Doch das Schicksal der Kinder interessiert die Drehbuchautoren Luke Davies („Candy“) und Debütant Carmine Gaeta ebenso wenig wie den B-Movie-Regisseur Alan White („Broken“, „Risk“) nur am Rande. Nach der Eröffnungsszene, in der nach einem Erdbeben in Haiti so einige Kinder zu Waisen geworden sind, dient die siebenjährige Nina nur noch als niedlich zur Schau gestelltes Objekt der Begierde. Ein ganzes Drittel des Films benötigen die Filmemacher für die Einführung des Ehepaars und der Adoption, ohne dass viel Persönliches preisgegeben wird. Bereits in dieser zäh inszenierten Eröffnung bekommt der Zuschauer Mitleid mit den Darstellern, die hölzerne Dialoge von sich geben und kaum als Identifikationsfiguren für Adoptiveltern taugen.
John Cusack („Con Air“, „Being John Malkovich“) spielt seinen Bösewicht routiniert runter, aber auch ihm verlangt das schwache Drehbuch kaum etwas ab. Mit der Suche nach Nina übernimmt die Action das Feld. Doch abgesehen von der exotischen Kulisse Puerto Ricos wird hier nur konventionelle und vor allem extrem vorhersehbare Kost ohne nennenswerte Wendungen oder Spannungsmomente geboten. Dass das Cover dem potenziellen Käufer auch noch Großstadt-Flair mit Hubschrauber-Einsatz vorgaukelt, setzt dem müden Thriller noch die Krone auf, macht aber deutlich, dass der Verleih mit allen Mitteln noch loszuschlagen versucht, was kaum zu retten ist. Mit dieser dürftig inszenierten Thriller-Mogelpackung machen sich Ryan Phillippe („Eiskalte Engel“, „Der Mandant“) und John Cusack jedenfalls keine neuen Freunde und Fans.
"Reclaim" in der IMDb

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