Unbroken

Dass die für ihr außergewöhnliches humanitäres Engagement bekannte Schauspielerin und Oscar-Gewinnerin Angelina Jolie (für die beste Nebenrolle in dem Drama „Durchgeknallt“) bei ihrem Wechsel hinter die Kamera nicht unbedingt leichte Kost präsentieren würde, hat schon ihr 2011 produziertes Regiedebüt „In the Land of Blood and Honey“ dokumentiert, das sich mit den menschlichen Schicksalen während des bosnisch-serbischen Bürgerkriegs auseinandergesetzt hat. Obwohl das Kriegsdrama weder bei Publikum noch Kritik punkten konnte, ließ sich die Schauspielerin nicht entmutigen und legt nun mit der Adaption der Biografie „Unbroken – Die unfassbare Lebensgeschichte des Louis Zamperini“ von Laura Hillenbrand ihren zweiten Film vor.
Louis Zamperini (CJ Valleroy, später: Jack O’Connell) muss sich als Sohn italienischer Einwanderer in Kalifornien schon als Kind immer wieder Prügel einstecken, lässt sich jedoch nie unterkriegen. Als sein Bruder Pete (Alex Russell) sein Talent als Läufer entdeckt, qualifiziert er sich sogar für die Olympischen Spiele in Berlin 1936, wo er beim 5000-Meter-Lauf sogar Adolf Hitler beeindruckt. Vier Jahre später plant Zamperini, seine Karriere bei den Olympischen Spielen in Tokyo zu krönen, doch werden diese wegen des Zweiten Weltkriegs abgesagt. Statt zu laufen nimmt er als Bombenschütze am Krieg teil. Nach einer Bruchlandung landet er mit zwei Kameraden im Pazifik, wo die drei Soldaten 47 Tage ums Überleben kämpfen, bis sie von der japanischen Marine aufgegriffen und in ein Kriegsgefangenenlager gebracht werden. Hier lässt der sadistische Kommandant Watanabe (Miyavi) seinen Hass auf den Feind vor allem an Zamperini aus …
Das fast zweieinhalbstündige Biopic „Unbroken“ beginnt vielversprechend. Während Zamperini in dem US-Bomber um sein eigenes und das Leben seiner Kameraden kämpft, wird in Rückblenden erzählt, wie sich der Kampfgeist des italienischen Einwanderers schon in der Jugend entwickelte und zu einem echten Laufwunder mit olympischen Qualitäten avancierte. Ebenso beeindruckend werden auch verschiedene weitere Stationen in dem Leben des Soldaten präsentiert, vor allem der 47-tägige Überlebenskampf auf dem Meer und die sadistischen Quälereien in der japanischen Kriegsgefangenschaft, die in einer Christus-gleichen Folterszene gipfelt.
Die verschiedenen Leidensprüfungen werden handwerklich perfekt in Szene gesetzt. Die Oscar-Preisträger Roger Deakins („Kundun“, „No Country For Old Men“) an der Kamera und Komponist Alexandre Desplat („The Grand Budapest Hotel“, „The King’s Speech“) sorgen für grandiose Bilder und deren emotional einfühlsame musikalische Untermalung. Und doch will der Funke bei dieser Leidens- und Lebensgeschichte, die Joel und Ethan Coen („Fargo“, „The Big Lebowski“) für die Leinwand adaptiert haben, nicht so recht überspringen. Zwar überzeugen sowohl die Szenen des 47-tägigen Überlebenskampfes auf dem Meer als auch die finale Folterszene in starker Christus-Pose, doch da sich die filmische Adaption – abgesehen von den sporadischen Rückblenden - nur auf die Kriegszeit beschränkt, schleichen sich auch schon ein paar Längen ein und werden so interessante Aspekte wie die Versöhnung mit dem Feind lange nach Kriegsende nur als Anekdote im Abspann erwähnt.
Trotz der überzeugenden Handwerksarbeit bleibt „Unbroken“ hinter den Erwartungen zurück und kann die investierte Kreativkraft nicht in emotional berührende Momente umsetzen. Man darf gespannt sein, ob sich Angelina Jolie ein weiteres Mal für so ein ambitioniertes Projekt hinter die Kamera wagt.
"Unbroken" in der IMDb

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