The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben

Bereits 2001 nahm sich James-Bond-Regisseur Michael Apted („Die Welt ist nicht genug“) der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma an, als er die gleichnamige Romanvorlage von Bestseller-Autor Robert Harris mit Dougray Scott und Kate Winslet in den Hauptrollen adaptierte. Während sich Harris und folglich Apted einige Freiheiten bei der Geschichte um die britischen Versuche nahmen, Enigma zu entschlüsseln, hat sich der norwegische Regisseur Morten Tyldum („Headhunters“) bei seinem englischsprachigen Debüt „The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben“ dichter an die historischen Fakten gehalten und ein Thriller-Drama inszeniert, das immerhin mit acht Oscar-Nominierungen bedacht worden ist.
Mit seiner arroganten Art hat der brillante Mathematiker Alan Turing (Benedict Cumberbatch) kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 sein Vorstellungsgespräch bei Commander Denniston (Charles Dance) vom britischen Geheimdienst eigentlich schon vermasselt. Doch dann bringt Turing die deutsche Codiermaschine Enigma ins Spiel, deren Entschlüsselung den Alliierten erlauben würde, die deutsche Kommunikation verfolgen und so kriegsentscheidende Pläne durchkreuzen zu können. Unter Leitung des hochrangigen MI:6-Offiziers Stewart Menzies (Mark Strong) und Schach-Champion Hugh Alexander (Matthew Goode) bleibt den vermeintlichen Code-Knackern immer nur bis Mitternacht Zeit, den aktuellen Enigma-Code zu entschlüsseln, dann beginnt die Arbeit wieder von vorn.
Als das Projekt keinen Erfolg zu versprechen scheint, will Denniston die Enigma-Truppe schon feuern, als sich der wenig teamfähige Turing direkt an Winston Churchill wendet und überraschend die Leitung des Projekts übertragen bekommt. Er feuert zwei seiner Kollegen und rekrutiert über einen Kreuzworträtsel-Wettbewerb die aufgeweckte Mathematikerin Joan Clarke (Keira Knightley), um eine eigene Maschine zu bauen, die alle möglichen Codes entschlüsseln soll. Trotz seiner homosexuellen Ausrichtung bandelt Turing mit seiner neuen Gefährtin an, doch der Einsatz der riesigen Maschine scheint einfach keinen Erfolg zu bringen ...
Regisseurs Morten Tyldum hat seinen biografischen Film „The Imitation Game“ ganz auf seinen Protagonisten zugeschnitten, der nicht nur ein brillanter Mathematiker gewesen ist, sondern auch ein Einzelgänger, der mit seiner humorlosen Art schon in seiner Schulzeit zum Außenseiter avanciert war und seine Homosexualität, die damals unter Strafe stand, nie offen ausleben durfte. Die persönlichen Aspekte in Turings außergewöhnlichen Leben werden allerdings fast nur als Randbemerkungen abgehandelt. Seine intimsten Momente hat das Drama, wenn in stimmungsvollen Rückblenden Turings einzige Jugendfreundschaft thematisiert wird. Dagegen hätte seine Beziehung zur selbstbewussten Joan durchaus mit mehr Tiefe beleuchtet werden können.
Im Vordergrund der Geschichte steht vor allem das zermürbende Bemühen von Turing und seiner Truppe, den täglichen Wettlauf gegen die Zeit festzuhalten. Benedict Cumberbatch („Der Hobbit“-Trilogie, „Inside WikiLeaks“) spielt das kühl und überlegt agierende, aber mit wenigen sozialen Kompetenzen ausgestattete Mathe-Genie mit Oscar-reifer Präzision. Während Mark Strong („Dame, König, As, Spion“, „Ich. Darf. Nicht. Schlafen“) und Charles Dance („Kind 44“, „Die Frau in Gold“) leider nur in Nebenrollen zu sehen sind, bleibt es Matthew Goode („Stoker - Die Unschuld endet“, „Watchmen“) und Keira Knightley („Eine dunkle Begierde“, „Stolz und Vorurteil“) überlassen, weitere schauspielerische Akzente zu setzen.
Zusammen mit der ruhigen, stimmungsvoll von Óscar Faura („Das Waisenhaus“, „Julia's Eyes“) fotografierten Inszenierung und dem hypnotischen Score von Oscar-Preisträger Alexandre Desplat („The Grand Budapest Hotel“, „The King's Speech“) bietet „The Imitation Game“ starkes Schauspiel-Kino in einer packenden Geschichte.
"The Imitation Game" in der IMDb

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