The Ward

Dass sich John Carpenter, der ehrfürchtig einst als „Prince of Darkness“ und „Master of Horror“ tituliert worden ist, in den vergangenen Jahren eher auf seine musikalischen Talente fokussiert, kann kaum überraschen, denn als Filmemacher hat er sich in Hollywood nie so recht wohlgefühlt und so einige faule Kompromisse eingehen müssen, wenn er vor allem mit den großen Studios zusammenarbeiten musste. So hat er sich nach seinem Science-Fiction-Horror-Debakel mit „Ghosts of Mars“ (2001) für Columbia/Sony eine längere Auszeit genommen, kehrte 2005 für zwei Folgen der Horror-Anthologie „Masters of Horror“ auf den Regiestuhl zurück, um 2010 dann mit „The Ward“ für das vorerst letzte Mal einen Kinofilm zu inszenieren. Leider gelingt es dem „Halloween“- und „The Fog“-Regisseur wieder nicht, an seine früheren Meisterwerke anzuknüpfen, sondern nur einen handwerklich soliden, aber durch und durch gewöhnlichen Genre-Beitrag abzuliefern, der allenfalls einen netten Retro-Charme ausstrahlt.
Nachdem sie 1966 ein Haus in einer ländlichen Gegend abgebrannt hat, wird die junge Kristen (Amber Heard) in das North Bend Psychiatric Hospital eingeliefert, wo sie wie ihre gleichgeschlechtlichen und nahezu gleichaltrigen Schicksalsgenossinnen von Dr. Gerald Stringer (Jared Harris) auch unter Verwendung der umstrittenen Elektroschocktherapie behandelt wird. Doch die Therapie schlägt nicht wirklich an. Sowohl unter der Dusche als auch in ihrem Zimmer wird Kristen von einer weiblichen Kreatur angegriffen, die offensichtlich auch andere Mädchen wie Tammy und Alice auf dem Gewissen zu haben scheint. Kristins Fluchtversuche scheitern ebenso wie ihre Bemühungen, von den anderen Patientinnen Iris (Lyndsy Fonseca), Sarah (Danielle Panabaker), Zoey (Laura-Leigh) oder Emily (Mamie Gummer) Näheres über das Verschwinden der Mädchen herauszufinden. Doch die Bedrohung durch den Geist, der nachts durch die dunklen Korridore schleicht, wird immer realer.
Von seinen gefeierten Anfängen bis zum unrühmlichen Niedergang hat John Carpenter („The Assault - Anschlag bei Nacht“, „Die Klapperschlange“) meist nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch verfasst und die Musik komponiert. Bei „The Ward“ hat er sich ganz auf die Regie konzentriert, die Musik seinem Kollegen Mark Kilian („Tsotsi“, „Revenge of the Green Dragons“) überlassen und musste mit dem vorlieb nehmen, was das Drehbuch von den Michael Rasmussen und Shawn Rasmussen hergab. Die Rasmussen-Brüder haben dabei keinen großen Wert darauf gelegt, ihren Figuren persönliche Geschichten auf den Leib zu schreiben. Stattdessen werden sowohl die Patientinnen als auch das Pflegepersonal bis zum Anstaltsleiter auf ihre bloße Funktion reduziert und ohne jegliche Tiefe skizziert. Für Höhepunkte sorgen allein die passablen Schockmomente, in der Carpenter noch einmal demonstrieren darf, dass er sein Handwerk nicht verlernt hat. Aber die vertraute Kulisse der psychiatrischen Anstalt und das 80er-Jahre-Flair können nicht vermeiden, dass der arg konstruierte Plot mit den oberflächlich gezeichneten Figuren und der vorhersehbaren Auflösung nur einen mittelmäßigen Horror-Schocker ergeben, der eines John Carpenter eigentlich nicht würdig ist.
"The Ward" in der IMDb

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