Liebe zwischen den Meeren

Nach seinem Drehbuch-, Editor-, Kameramann- und Regiedebüt „Brother Tied“ (1998) und einigen Dokumentar- und Kurzfilmen ist der amerikanische Filmemacher Derek Cianfrance mit den beiden Independent-Dramen „Blue Valentine“ (2010) und „The Place Beyond the Pines“ (2012) so richtig durchgestartet. Seinen neuen Film „Liebe zwischen den Meeren“ durfte er dann auch für DreamWorks Pictures mit den Oscar-prämierten Damen Alicia Vikander („The Danish Girl“) und Rachel Weisz („Der ewige Gärtner“) und dem Oscar-nominierten Deutsch-Iren Michael Fassbender („12 Years a Slave“, „Steve Jobs“) verwirklichen.
Nach vier schrecklichen Jahren, die er in Frankreich während des Ersten Weltkriegs erleben musste, zieht es Tom Sherbourne (Michael Fassbender) 1918 auf das westaustralische Inselchen Janus Rock, um dort übergangsweise den Job des Leuchtturmwärters zu übernehmen und die selbstgewählte Einsamkeit zu genießen. Doch als er die lebenslustige Isabel Graysmark (Alicia Vikander) kennenlernt, die ihre zwei Brüder im Krieg verloren hat, öffnet sich Tom der jungen Frau, erst zögerlich bei einem von ihr angeregten Picknick, dann aber stärker in einem Briefwechsel, der schließlich in der ebenfalls von Isabel vorgeschlagenen Heirat mündet.
Um das Glück der beiden auf dem Leuchtturm perfekt zu machen, fehlen nur noch die Kinder, doch nach zwei Fehlgeburten schwinden die Hoffnungen. Eines Tages wird allerdings eine Jolle mit der Leiche eines Mannes und einem schreienden Baby am Ufer angeschwemmt. Isabel bekniet ihren pflichtbewussten Mann, den Vorfall nicht zu melden, so dass Tom den Mann begräbt und die beiden das Mädchen, das sie Grace taufen, als ihr eigenes ausgeben. Doch ausgerechnet bei der Taufe des kleinen Mädchens begegnet Tom der leiblichen Mutter des Kindes und beginnt ein schlechtes Gewissen gegenüber Hannah Roennfeldt (Rachel Weisz) zu entwickeln, das das Glück seiner Familie zu zerstören droht …
Derek Cianfrance nimmt sich viel Zeit, den Bestseller-Roman von M.L. Stedman, zu dem er selbst das Drehbuch schrieb - vor allem in Hinsicht auf die karge, aber auch wunderschöne Landschaft und die vom Krieg gebeutelten Figuren -, behutsam einzuführen. Doch bevor er Gefahr läuft, Tom und Isabel in einer schick inszenierten, aber heillos überladenen Liebesromanze à la Nicholas Sparks versauern zu lassen, schickt er sie durch ein tatsächlich emotional aufwühlendes Drama, das durch die beiden herausragenden Darsteller herzergreifend gespielt wird.
Dabei ist es vor allem der Gegensatz zwischen dem unterkühlt, emotional-distanziert wirkenden Tom und der trotz des Verlustes ihrer beiden Brüder leidenschaftlichen und lebensfrohen Isabel, der der Geschichte am Anfang ihre Würze verleiht, später ist es die unerträgliche Spannung im Kampf um das Kind und letztlich auch Tom und Isabels Ehe. Hier lässt Cianfrance seine Darsteller gnadenlos das moralische Dilemma ausfechten, das durch die Frage nach dem Wohl des Kindes aufgeworfen wird, aber letztlich auch das Fundament der längst über die Maße strapazierten Ehe durchrüttelt.
Neben dem vielschichtig angelegten Drehbuch und den großartig aufspielenden Darstellern ist es auch der stimmungsvollen Kameraarbeit von Adam Arkapaw („True Detective“, „Assassin’s Creed“) und dem einfühlsamen Score von Oscar-Preisträger Alexandre Desplat („Grand Budapest Hotel“) zu verdanken, dass „Liebe zwischen den Meeren“ als durchweg gelungene Bestseller-Adaption betrachtet werden kann.
 "Liebe zwischen den Meeren" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts