Männertag

Seit Todd Phillips in seinem Blockbuster-Erfolg „Hangover“ (2009) eindrucksvoll dokumentiert hat, wie unterhaltsam selbst derbster Humor unter Männern sein kann, reißt der Strom an Buddy-Komödien nicht ab. Mittlerweile hat das Genre auch hierzulande die Filmfabriken infiziert, aber selten ist dabei so ein unterirdischer Quatsch wie Holger Haases („Da geht noch was!“) neuer Film „Männertag“ herausgekommen, der jetzt über Universum auch für das Heimkino angeboten wird.
Nach ihrem Schulabschluss beschließen die fünf Freunde Chris, Stevie, Klaus-Maria, Peter und Dieter auf ihrer Vatertagstour in der ländlichen bayrischen Gegend, dass sie sich jedes Jahr an diesem idyllischen Ort am Fluss in dem Wald treffen wollen, um sich ordentlich die Kante zu geben. Bislang wurden die Loser nämlich stets von den Älteren, Stärkeren und Cooleren gedisst und hatten wenig in ihrem Leben zu lachen.
Doch nach zwanzig Jahren haben sie sich längst aus den Augen verloren und sind jeweils mit ihren Alltagsproblemen beschäftigt. Als Dieter allerdings einem qualvollen Tod durch Bauchspeicheldrüsenkrebs entgegensieht, nimmt er sich in seiner Garage das Leben und verfügt in seinem Testament, dass sie sich mit seinem eigens dafür gebastelten Bier-Bike noch einmal auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt begeben, wo sie ihre Namen einst in die Baumrinde geschnitzt haben. Dem letzten Willen ihres alten Freundes haben die Männer natürlich wenig entgegenzusetzen, auch wenn Fernsehstar Chris (Tom Beck) ein fettes Kokain-Problem hat, Fitnesstrainer Peter (Oliver Wnuk) mit seinem Outing als Transsexueller zu kämpfen hat, Klaus-Maria (Axel Stein) bei der Erziehung seiner Kinder nicht dazu kommt, seinen Roman überhaupt anzufangen, und Geschichtslehrer Stevie (Milan Peschel), der als einziger in der Heimat geblieben ist, sich Sorgen um seinen pubertierenden, von Liebeskummer geplagten und offensichtlich selbstmordgefährdeten Sohn Paul (Chris Tall) macht. Doch der Ausflug, bei dem neben Paul auch die energische Produzentin Andrea (Lavinia Wilson) als Chris‘ Aufpasserin mitkommt, entpuppt sich schnell als Himmelfahrtskommando. Da Dieters selbstgebrautes Bier absolut nicht zu genießen ist, müssen die domestizierten und zaghaften Männer Mut und Entschlossenheit beweisen, wenn sie an die Bier- und Metvorräte ihres Erzfeindes Andi Mauz (Hannes Jaenicke) herankommen wollen …
Zugegeben, der Humor von Buddy Movies wie der „Hangover“-Trilogie, „Stichtag“, „Hot Tub“, „Männertrip“ oder „Kindsköpfe“ beschränkt sich meist darauf, dass sich Männer jenseits der 40 noch mal wie pubertierende Jungs aufführen dürfen und ihre wilden Fantasien und Gelüste, die sich meist auf Sex, schnelle Autos und Alkohol beschränken, letztlich in derben Saufgelagen mit üblen Ausscheidungen von Fäkalien und Erbrochenem enden.
Selbst von diesen simplen Erfolgsrezepten macht „Männertag“ keinen Gebrauch. Nach einem vielversprechenden Auftakt, in dem Dieters Freitodarrangement etwas anders als geplant finalisiert wird, lernen wir seine Freunde als überzeichnete Klischees kennen, von denen vor allem der überdrehte Prime-Time-Star Chris unangenehm im Vordergrund agiert und nur derbe Machosprüche von sich gibt. Während das Wiedersehen der Freunde nach so langer Zeit an sich wenig Humorvolles zu bieten hat, muss die Konfrontation mit dem Erzfeind dafür herhalten, etwas Schwung in die Vatertagstour zu bringen, doch auch die in authentischen Mittelaltergewändern gekleideten Freizeit-Germanen taugen nur zu dumpfen Klischeeabziehbildern. Natürlich kommen sich die sich über die Jahre so fremd gewordenen Freunde über den Kampfgeist wieder einander näher und bringen auch die Probleme ihres Alltags zur Sprache, doch damit ist der Tiefsinn der Story auch schon ausgeschöpft. Obwohl prominent besetzt, vermag der plumpe Humor in Verbindung mit den derb vereinfacht und überzogen gezeichneten Figuren zu amüsieren. Allein die idyllische Kulisse sorgt hier für sehenswerte Momente. Für knapp 90 Minuten Spielzeit ist das definitiv zu wenig.
 "Männertag" in der IMDb

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