Walker
Der britische Independent-Regisseur Alex Cox hat bereits mit seinen Filmen „Repo Man“ (1984), „Syd & Nancy“ und „Straight To Hell“ (beide 1986) seine Originalität unter Beweis gestellt. Mit dem subversiven Polit-Western „Walker“ inszenierte er 1987 ein prominent besetztes, sehr eigenwillig inszeniertes Biopic, das Koch Media jetzt erstmals auf Blu-ray veröffentlicht.
In der Vergangenheit hat der amerikanische Journalist, Söldner und Arzt William Walker (Ed Harris) bei verschiedenen Befreiungskriegen einen Namen als charismatischer Führer erworben. Diese Fähigkeit möchte sich der Industriellen Cornelius Vanderbilt (Peter Boyle) anno 1855 zunutze machen, um in Nicaragua die Handelsrouten zu sichern, so dass Vanderbilt seine geplante Eisenbahnstrecke bauen kann.
Tatsächlich gelingt es dem überzeugten Sozialisten Walker, nicht nur für Stabilität in dem krisengeschüttelten Land zu sorgen, sondern sich selbst zum Präsidenten zu ernennen. Doch je mehr er seine Macht genießt, desto brutaler geht er gegen seine politischen Feinde und schließlich auch gegen die Bevölkerung vor …
Alex Cox hat es mit der historischen Detailtreue bei seinem verstörenden Biopic nicht allzu genau genommen. So wurde William Walker nicht etwa durch einen von Wirtschaftsinteressen getriebenen Industriellen nach Nicaragua geschickt, sondern von der liberalen Kriegspartei im 1855 ausgebrochenen nicaraguanischen Bürgerkrieg angeheuert, woraufhin Walker verbotenerweise mit einer Söldnertruppe dort eintraf und die Macht übernahm, bevor er auch Guatemala, El Salvador, Honduras und Costa Rica erobern wollte.
Allerdings dürfte es Cox auch eher um die allgemeine US-amerikanische Tradition gegangen sein, aufgrund von wirtschaftlichen Interessen in fremde Länder einzumarschieren. Walker steht hier nur als Stellvertreter für all jene Kriegstreiber in der US-amerikanischen Geschichte, die unter Vorspiegelung politischer Motive wie der Verteidigung von freiheitlich-demokratischen Grundwerten in die Staaten von Zentralamerika oder des Nahen und Mittleren Osten Truppen zu entsenden. Wie zeitlos dieses Thema ist, macht Cox vor allem durch zunächst etwas verstörende Requisiten wie einem TIME-Magazin oder einem Helikopter deutlich, beim Abspann noch offensichtlicher durch die Einspielung von historischem Bildmaterial zur Iran-Contra-Affäre während der Amtszeit von Ronald Reagan.
In filmischer Hinsicht bedient sich Cox in „Walker“ aber nicht nur befremdlicher, teils surrealistisch anmutender Elemente, oft genügt schon die Anreicherung durch satirische Elemente, um dem Film seinen sperrigen Charakter zu verleihen. Ed Harris („Der Stoff, aus dem die Helden sind“, „Pollock“) verkörpert den machtbesessenen Söldner und späteren tyrannischen Präsidenten allerdings ohne jeden Funken von Humor, aber durchaus mit angemessener Leidenschaft, wenn es um seine politischen Ideale geht, die er allerdings ganz nach Laune auch mal schnell über Bord kippt. Besonders akzentuiert ist seine Darstellung allerdings ebenso wenig wie die von Marlee Matlin („Gottes vergessene Kinder“, „The West Wing – Im Zentrum der Macht“), die zwar als Hauptdarstellerin ausgewiesen wird, aber recht schnell wieder von der Bildfläche verschwindet. Statt herausragender Darstellerleistungen steht die sehr blutige Inszenierung der brutalen Machtübernahme in Nicaragua im Mittelpunkt des Films, wobei die Zeitlupeneinstellungen in den Kampfsequenzen als eine direkte Verbeugung vor dem Action-Großmeister Sam Peckinpah („The Wild Bunch“, „Getaway“) zu verstehen sind.
Trotz des vielen Bluts erscheint heute das FSK-18-Siegel als fast schon grotesk. „Walker“ ist sicherlich kein typischer Hollywood-Western. Aber wer sich auf diese sehr direkte Art von filmischer Kritik am politischen System der USA einlassen möchte, wird mit einem subversiv unterhaltenden Abenteuer belohnt, das von The-Clash-Gründer Joe Strummer musikalisch eindringlich untermalt worden ist.
"Walker" in der IMDb
In der Vergangenheit hat der amerikanische Journalist, Söldner und Arzt William Walker (Ed Harris) bei verschiedenen Befreiungskriegen einen Namen als charismatischer Führer erworben. Diese Fähigkeit möchte sich der Industriellen Cornelius Vanderbilt (Peter Boyle) anno 1855 zunutze machen, um in Nicaragua die Handelsrouten zu sichern, so dass Vanderbilt seine geplante Eisenbahnstrecke bauen kann.
Tatsächlich gelingt es dem überzeugten Sozialisten Walker, nicht nur für Stabilität in dem krisengeschüttelten Land zu sorgen, sondern sich selbst zum Präsidenten zu ernennen. Doch je mehr er seine Macht genießt, desto brutaler geht er gegen seine politischen Feinde und schließlich auch gegen die Bevölkerung vor …
Alex Cox hat es mit der historischen Detailtreue bei seinem verstörenden Biopic nicht allzu genau genommen. So wurde William Walker nicht etwa durch einen von Wirtschaftsinteressen getriebenen Industriellen nach Nicaragua geschickt, sondern von der liberalen Kriegspartei im 1855 ausgebrochenen nicaraguanischen Bürgerkrieg angeheuert, woraufhin Walker verbotenerweise mit einer Söldnertruppe dort eintraf und die Macht übernahm, bevor er auch Guatemala, El Salvador, Honduras und Costa Rica erobern wollte.
Allerdings dürfte es Cox auch eher um die allgemeine US-amerikanische Tradition gegangen sein, aufgrund von wirtschaftlichen Interessen in fremde Länder einzumarschieren. Walker steht hier nur als Stellvertreter für all jene Kriegstreiber in der US-amerikanischen Geschichte, die unter Vorspiegelung politischer Motive wie der Verteidigung von freiheitlich-demokratischen Grundwerten in die Staaten von Zentralamerika oder des Nahen und Mittleren Osten Truppen zu entsenden. Wie zeitlos dieses Thema ist, macht Cox vor allem durch zunächst etwas verstörende Requisiten wie einem TIME-Magazin oder einem Helikopter deutlich, beim Abspann noch offensichtlicher durch die Einspielung von historischem Bildmaterial zur Iran-Contra-Affäre während der Amtszeit von Ronald Reagan.
In filmischer Hinsicht bedient sich Cox in „Walker“ aber nicht nur befremdlicher, teils surrealistisch anmutender Elemente, oft genügt schon die Anreicherung durch satirische Elemente, um dem Film seinen sperrigen Charakter zu verleihen. Ed Harris („Der Stoff, aus dem die Helden sind“, „Pollock“) verkörpert den machtbesessenen Söldner und späteren tyrannischen Präsidenten allerdings ohne jeden Funken von Humor, aber durchaus mit angemessener Leidenschaft, wenn es um seine politischen Ideale geht, die er allerdings ganz nach Laune auch mal schnell über Bord kippt. Besonders akzentuiert ist seine Darstellung allerdings ebenso wenig wie die von Marlee Matlin („Gottes vergessene Kinder“, „The West Wing – Im Zentrum der Macht“), die zwar als Hauptdarstellerin ausgewiesen wird, aber recht schnell wieder von der Bildfläche verschwindet. Statt herausragender Darstellerleistungen steht die sehr blutige Inszenierung der brutalen Machtübernahme in Nicaragua im Mittelpunkt des Films, wobei die Zeitlupeneinstellungen in den Kampfsequenzen als eine direkte Verbeugung vor dem Action-Großmeister Sam Peckinpah („The Wild Bunch“, „Getaway“) zu verstehen sind.
Trotz des vielen Bluts erscheint heute das FSK-18-Siegel als fast schon grotesk. „Walker“ ist sicherlich kein typischer Hollywood-Western. Aber wer sich auf diese sehr direkte Art von filmischer Kritik am politischen System der USA einlassen möchte, wird mit einem subversiv unterhaltenden Abenteuer belohnt, das von The-Clash-Gründer Joe Strummer musikalisch eindringlich untermalt worden ist.
"Walker" in der IMDb
Kommentare
Kommentar veröffentlichen