A Ghost Story

Der amerikanische Editor, Drehbuchautor und Regisseur David Lowery hat bereits 2013 bei seinem romantischen Crime-Drama „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“ mit Casey Affleck und Rooney Mara erfolgreich zusammengearbeitet. Nachdem er mit dem Disney-Film „Elliot, der Drache“ einen Ausflug in den familienfreundlichen Film unternahm, präsentiert er das eingespielte Gespann in seiner ungewöhnlichen Geistergeschichte „A Ghost Story“.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Musiker C (Casey Affleck) und seine Frau M (Rooney Mara) leben eigentlich ganz glücklich und zufrieden in einem etwas einsam gelegenen Haus, aus dem M – im Gegenzug zu C - allerdings ausziehen möchte. M fängt schon mal an, Sachen aus der Wohnung an den Straßenrand zu stellen, doch bevor der Auszug realisiert werden kann, kommt C bei einem Autounfall ums Leben.
Kaum hat sich M von ihrem Mann in der Leichenhalle verabschiedet, erhebt sich C mitsamt dem weißen Leichentuch und zieht als Gespenst nach Hause zurück, wo er ohnmächtig beobachten muss, wie M zunächst trauert, dann einen neuen Mann kennenlernt und schließlich auszieht. C, der in seinem weißen Gewand an das Haus gebunden ist, beobachtet, wie andere Familien in sein altes Zuhause ein- und ausziehen, wie das Haus schließlich abgerissen wird und einem riesigen Gebäudekomplex Platz macht. Doch allmählich gelingt es C, sich von Zeit und Raum zu lösen …
Im Gegensatz zu den Darstellungsformen, die das moderne Horrorkino gewöhnlich für die Abbildung oder Andeutung von Geistern, Gespenstern und Dämonen verwendet, nämlich entweder entsprechend der menschlichen Wahrnehmung die Nicht-Darstellung oder das erschreckend Fratzenhafte, geht David Lowery einen ebenso naheliegenden wie originellen Weg, indem er auf die kollektive Vorstellung zurückgreift, mit der wir Zuschauer uns Gespenster als Kinder unter einem weißen Bettlaken vorgestellt haben.
Lowerys Gespenst weist sogar die ausgeschnittenen Löcher für die Augen auf, wobei wir in diesen Aussparungen nicht die vertrauten Augen des Toten sehen, sondern nur eine Schwärze, die die Tragik von Cs Schicksal nur noch deutlicher macht. Der Filmemacher benötigt nur wenige Szenen, um die Vertrautheit zwischen C und M zu veranschaulichen, wie ruhig und respektvoll sie auch bei offensichtlichen Differenzen miteinander umgehen, aber über die Figuren erfährt der Zuschauer sonst nichts. Wie M nach dem Tod ihres Mannes weiterlebt, wird durch die kurz eingespielte Bekanntschaft eines anderen Mannes und ihres Auszugs aus dem einst gemeinsam bewohnten Haus nur kurz, aber durchaus bewegend thematisiert, dann ist C ganz allein auf sich gestellt, gefangen in dem Zuhause, das er nie verlassen wollte und nun – im Tode – auch nicht mehr kann. Wenn dann auch noch eine spanisch-sprachige Familie einzieht, die C nicht versteht, ist die Isolation komplett. Gesellschaft findet C nur in einem anderen Gespenst, das nicht mal mehr weiß, auf wen es eigentlich wartet. Und so reiht sich ein tragischer Moment an den anderen in einem ungewöhnlichen, zutiefst menschlichen und einfühlsamen Film, der nicht nur durch seine unorthodoxe Thematik überzeugt, sondern auch durch die langen Einstellungen, Daniel Harts melancholisch-reduzierte Musik und die mystisch-philosophische Komponente, mit der „A Ghost Story“ die großen Themen Liebe, Tod, Verlust und Trauer berührt. 
"A Ghost Story" in der IMDb

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