Genauso anders wie ich

Da das wahre Leben oft die besten Geschichten schreibt, wirkt der Zusatz „nach einer wahren Begebenheit“ auf Filmpostern und im Vorspann wie ein Lockmittel, das in Hollywood aber auch gern inflationär verwendet wird und nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal sein muss. Michael Carney hat sich in seinem Langfilmdebüt „Genauso anders wie ich“ des autobiografischen Buchs „A Modern-Day Slave, an International Art Dealer, and the Unlikely Woman Who Bound Them Together“ von Denver Moore angenommen und erzählt die mystisch angehauchte Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft. Leider gehen die dramatischen Elemente der Story in einer allzu kitschigen und zähen Inszenierung unter.
Ron Hall (Greg Kinnear) ist ein äußerst erfolgreicher Kunsthändler und mit seiner Frau Deborah (Renée Zellweger) zudem sozial engagiert, allerdings hat sich das Paar nach neunzehn Jahre Ehe auseinandergelebt. Als Ron gezwungen wird, seiner Frau eine Affäre zu beichten, raufen sich die beiden jedoch noch einmal zusammen, und Ron lässt sich sogar darauf ein, in der Suppenküche auszuhelfen, wo Deborah schon länger Essen an Obdachlose ausgibt.
Als eines Tages ein Mann namens Denver Moore (Djimon Hounsou) mit einem Baseballschläger bewaffnet den Speisesaal betritt und die Einrichtung wutschnaubend zertrümmert, erkennt Deborah in ihm den Mann aus ihren Träumen wieder, der offensichtlich eine wichtige Rolle in ihrem Leben einnehmen soll. Trotz des schwer auszurechnenden Temperaments, das Denver den Namen „Suicide“ eingebracht hat, lässt der obdachlose Schwarze es zu, dass sich die Halls mit ihm anfreunden, doch dann erhält Deborah eine erschütternde Krankheitsdiagnose …
Michael Carney, der bei „Genauso anders wie ich“ ebenso wie bei seinem Kurzfilm „Jew“ (2012) als Produzent, (Co-)Drehbuchautor und Regisseur verantwortlich zeichnete, beschreibt zunächst mit beeindruckend schönen Bildern den gehobenen Lebensstandard und die gesellschaftliche Anerkennung der Hall-Familie, die durch Rons Beichte einer Affäre allerdings gar nicht groß erschüttert wird. Stattdessen rückt das Ehepaar durch die Krise wieder näher zueinander, wodurch letztlich ermöglicht wird, dass sowohl Deborah als auch ihr Mann den geheimnisvollen Mann aus Deborahs Träumen kennenlernen.
Der Film hat allerdings schon Schwierigkeiten damit, die Protagonisten glaubwürdig agieren zu lassen. Während Greg Kinnear („Besser geht’s nicht“, „Zauber der Liebe“) zumindest mehrere Facetten seiner Figur präsentieren darf, unter der Alkoholsucht seines Vaters (Jon Voight) leidet, zunächst nur widerwillig seine Frau in der Suppenküche unterstützt, ehe er einen ganz eigenen Zugang zu Denver findet und ihn zu seinem engsten Vertrauten macht, darf die kaum wiederzuerkennende Renée Zellweger („Chicago“, „Unterwegs nach Cold Mountain“) nur die überengagierte Wohltäterin mimen, die auch die Affäre ihres Mannes recht locker wegsteckt.
Als Dritter im Bunde darf Djimon Hounsou („Blood Diamond“, „Amistad“) in seiner anrührenden Geschichte von seiner Vergangenheit als Sklave, von seinem Aufenthalt im Gefängnis und seiner verständlichen Skepsis gegenüber seinen neuen Wohltätern und Freunden erzählen, schießt in seiner Darstellung dabei aber immer mal wieder übers Ziel hinaus.
Nicht zuletzt hat der allzu einheitlich in Tempo und Dramaturgie inszenierte Film große Probleme damit, all die angeschnittenen Themen unter einen Hut zu bringen. Rons Besuche bei seinen Eltern und Denvers Ausflüge in die Vergangenheit reißen beispielsweise die Alkoholsucht von Rons Vater und den Rassismus, unter denen Denver vor allem als Kind zu leiden hatte, nur kurz an. Selbst Rons Bemühungen, seine Geschichte in einem Buch zu verarbeiten, werden nur am Rande thematisiert. Auf der anderen Seite überragt die christliche Botschaft von Freundschaft und Nächstenliebe so penetrant die Stimmung des Films, dass es des Guten einfach zu viel ist.
 "Genauso anders wie ich" in der IMDb

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