Detroit
In der nach wie vor von Männern dominierten Filmwelt hat Kathryn Bigelow das Kunststück fertiggebracht, als erste Frau nicht nur den Directors Guild of America Award und den BAFTA Award for Best Director zu gewinnen, sondern mit ihrem Film „The Hurt Locker“ (2008) auch ihren Ex-Mann James Cameron im Oscar-Rennen 2010 um die beste Regie zu schlagen. Der Film markierte zudem die erste Zusammenarbeit zwischen Bigelow und dem preisgekrönten Reporter Mark Boal. Nach dem ebenfalls Oscar-nominierten Thriller-Drama „Zero Dark Thirty“ (2012) folgt nun mit „Detroit“ das dritte gemeinsam realisierte Filmprojekt, das die Rassenunruhen in Detroit im Jahre 1967 auf beängstigend realistische Weise einfängt.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Autostadt Detroit zu einem gesellschaftlichen Pulverfass entwickelt. Während die wohlhabende weiße Mittelschicht zunehmend in die Vororte gezogen ist, drängen sich die Schwarzen in der Innenstadt, wo sie unter Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit leiden, gegen die die Politiker nichts wirkungsvoll unternehmen. Im Sommer 1967 spitzt sich die Situation zu: Als es in der Innenstadt zu Plünderungen und Aufständen kommt, wird der Ausnahmezustand ausgerufen, doch die angeforderten Soldaten sorgen nicht etwa für Ruhe, sondern sorgen mit ihrem teilweise rassistisch motivierten Vorgehen für weitere Unruhen in der von Brandherden und Heckenschützen bedrohten Stadt.
Als im überwiegend von Schwarzen bewohnten Algiers Motel ein Scharfschütze vermutet wird, gehen die einrückenden Cops unter Führung des jungen Hitzkopfes Philip Krauss (Will Poulter) mit voller Brutalität gegen die Gäste vor, von denen einer durch einen Schuss in den Rücken getötet wird. Die anderen festgesetzten Personen, darunter der The-Dramatics-Sänger Larry (Algee Smith), dessen bester Freund Fred (Jacob Latimore) und Wachmann Melvin Dismukes (John Boyega), werden brutalen Verhören unterzogen, die zum Auffinden der gesuchten Waffe führen sollen. Doch die Situation gerät zunehmend außer Kontrolle …
Auch in ihrer dritten Zusammenarbeit präsentieren Mark Boal und Kathryn Bigelow ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema im unterhaltsamen, doch schockierenden Kinoformat, ohne sich dabei um bestehende Konventionen zu scheren. Im Vergleich zu „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, der eine Episode des Irakkriegs thematisierte, und „Zero Dark Thirty“, in dem Jessica Chastain Jagd auf Osama Bin Laden machen durfte, greift „Detroit“ einen vor allem hierzulande weniger bekannten Vorfall aus dem Jahre 1967 auf, der aber aufgrund der jüngeren Übergriffe der Polizei auf die schwarze Bevölkerung noch erschreckend aktuell ist.
Bigelow nimmt sich viel Zeit, die Atmosphäre der wachsenden Unruhen im Zentrum von Detroit zu beschreiben. Im Laufe des immerhin 140-minütigen Thriller-Dramas beschränken sich Boal und Bigelow auf ein sehr überschaubares Ensemble. Auf der einen Seite sind das vor allem die jungen Mitglieder der Soul-Vocal-Band The Dramatics, die ihrem Durchbruch entgegenfiebern und ihren Auftritt vor einem großen Auftritt in letzter Sekunde wegen der Unruhen auf den Straßen nicht präsentieren dürfen. Auf der anderen Seite verkörpert Will Poulter („The Revenant“) den jungen Streifencop Philip Kraus, der überhaupt keine Scham dabei empfindet, selbst unbewaffnete Schwarze von hinten zu erschießen.
Der Film macht aber nicht den Fehler, nun alle Cops als rassistische Gewaltfreaks zu verteufeln. Tatsächlich ist der ermittelnde Detective bei der Mordkommission sogar so angewidert von dem Verhalten des uneinsichtigen Cops, dass er den Fall der Staatsanwaltschaft übergibt, die auch Anklage erhebt. „Detroit“ erreicht vor allem in den Verhörszenen im Motel, in dem auch zwei jungen weiße Frauen, die mit den Schwarzen abhingen, den Schikanen der Gesetzeshüter ausgesetzt sind, eine vibrierende Intensität, die kaum die musikalische Verstärkung durch James Newton Howard („Collateral“, „Red Sparrow“) benötigt. Stattdessen reicht der oft mit der Handkamera festgehaltene Übergriff der Polizisten und Soldaten, um das Publikum nachhaltig zu verstören.
"Detroit" in der IMDb
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Autostadt Detroit zu einem gesellschaftlichen Pulverfass entwickelt. Während die wohlhabende weiße Mittelschicht zunehmend in die Vororte gezogen ist, drängen sich die Schwarzen in der Innenstadt, wo sie unter Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit leiden, gegen die die Politiker nichts wirkungsvoll unternehmen. Im Sommer 1967 spitzt sich die Situation zu: Als es in der Innenstadt zu Plünderungen und Aufständen kommt, wird der Ausnahmezustand ausgerufen, doch die angeforderten Soldaten sorgen nicht etwa für Ruhe, sondern sorgen mit ihrem teilweise rassistisch motivierten Vorgehen für weitere Unruhen in der von Brandherden und Heckenschützen bedrohten Stadt.
Als im überwiegend von Schwarzen bewohnten Algiers Motel ein Scharfschütze vermutet wird, gehen die einrückenden Cops unter Führung des jungen Hitzkopfes Philip Krauss (Will Poulter) mit voller Brutalität gegen die Gäste vor, von denen einer durch einen Schuss in den Rücken getötet wird. Die anderen festgesetzten Personen, darunter der The-Dramatics-Sänger Larry (Algee Smith), dessen bester Freund Fred (Jacob Latimore) und Wachmann Melvin Dismukes (John Boyega), werden brutalen Verhören unterzogen, die zum Auffinden der gesuchten Waffe führen sollen. Doch die Situation gerät zunehmend außer Kontrolle …
Auch in ihrer dritten Zusammenarbeit präsentieren Mark Boal und Kathryn Bigelow ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema im unterhaltsamen, doch schockierenden Kinoformat, ohne sich dabei um bestehende Konventionen zu scheren. Im Vergleich zu „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, der eine Episode des Irakkriegs thematisierte, und „Zero Dark Thirty“, in dem Jessica Chastain Jagd auf Osama Bin Laden machen durfte, greift „Detroit“ einen vor allem hierzulande weniger bekannten Vorfall aus dem Jahre 1967 auf, der aber aufgrund der jüngeren Übergriffe der Polizei auf die schwarze Bevölkerung noch erschreckend aktuell ist.
Bigelow nimmt sich viel Zeit, die Atmosphäre der wachsenden Unruhen im Zentrum von Detroit zu beschreiben. Im Laufe des immerhin 140-minütigen Thriller-Dramas beschränken sich Boal und Bigelow auf ein sehr überschaubares Ensemble. Auf der einen Seite sind das vor allem die jungen Mitglieder der Soul-Vocal-Band The Dramatics, die ihrem Durchbruch entgegenfiebern und ihren Auftritt vor einem großen Auftritt in letzter Sekunde wegen der Unruhen auf den Straßen nicht präsentieren dürfen. Auf der anderen Seite verkörpert Will Poulter („The Revenant“) den jungen Streifencop Philip Kraus, der überhaupt keine Scham dabei empfindet, selbst unbewaffnete Schwarze von hinten zu erschießen.
Der Film macht aber nicht den Fehler, nun alle Cops als rassistische Gewaltfreaks zu verteufeln. Tatsächlich ist der ermittelnde Detective bei der Mordkommission sogar so angewidert von dem Verhalten des uneinsichtigen Cops, dass er den Fall der Staatsanwaltschaft übergibt, die auch Anklage erhebt. „Detroit“ erreicht vor allem in den Verhörszenen im Motel, in dem auch zwei jungen weiße Frauen, die mit den Schwarzen abhingen, den Schikanen der Gesetzeshüter ausgesetzt sind, eine vibrierende Intensität, die kaum die musikalische Verstärkung durch James Newton Howard („Collateral“, „Red Sparrow“) benötigt. Stattdessen reicht der oft mit der Handkamera festgehaltene Übergriff der Polizisten und Soldaten, um das Publikum nachhaltig zu verstören.
"Detroit" in der IMDb
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