Song to Song

Seit seinem Weltschöpfungs-Epos „The Tree of Life“ (2011) hat der außergewöhnliche Filmemacher Terrence Malick mit „To the Wonder“ (2012) und „Knight of Cups“ (2015) weitere spirituell geprägte Reflexionen über das Leben angestellt, dabei aber zunehmend seine Fans und Kritiker vergrätzt. Mit „Song to Song“ setzt Malick seine ganz eigene Odyssee fort, bei der seine Protagonisten den großen Fragen des Lebens nachgehen – diesmal vor dem Hintergrund der Musikszene in Austin.
Da sie nicht recht weiß, was sie mit ihrem Leben und ihrer Karriere anfangen soll, versucht Faye (Rooney Mara) in der Musikszene die richtigen Leute kennenzulernen, um so „auf die andere Seite des Zauns“ gelangen zu können. Sie beginnt beim erfolgreichen Musikproduzenten Cook (Michael Fassbender) als Empfangsdame und lernt auf einer seiner Partys den aufstrebenden Musiker BV (Ryan Gosling) kennen, mit dem sie auch eine Affäre beginnt, ohne ihm von ihrer Beziehung zu Cook zu erzählen.
Die Menage à trois funktioniert allerdings nicht lange. Während sich die beiden Freunde Cook und BV über vermeintliche Copyright-Rechte und die Aufteilung der Tantiemen streiten, beginnt Cook eine neue Beziehung mit der Kellnerin Rhonda (Natalie Portman), baut ihrer mittellosen Mutter ein Haus und heiratet Rhonda schließlich mit dem Versprechen, dass sie jederzeit aussteigen und alle Zuwendungen behalten könne. BV lernt derweil die etwas ältere Amanda (Cate Blanchett) kennen, während Faye sich zu der Französin Zoey (Bérénice Marlohe) hingezogen fühlt …
Terrence Malick bleibt sich auch in seinem vierten Film seit seiner längeren Auszeit, die er nach Fertigstellung von „The New World“ (2005) genommen hatte, treu und lässt seine wunderschönen Protagonisten in bedeutungsschwangeren Gesten durch atemberaubende Kulissen schweben und sich dabei Fragen wie „Wovor hast du Angst?“, „Ist das Liebe?“, „Was willst du?“ stellen. Dabei versucht Malick gar nicht erst, tiefer in seine Figuren einzutauchen, sie psychologisch auszuleuchten oder ihre Geschichten zu erzählen. Vielmehr reiht er in loser Reihenfolge Momente ihres Lebens aneinander, präsentiert sie in zärtlichen Umarmungen, tänzerisch leichten Bewegungen entweder vor dem Hintergrund von Musikfestivals, in luxuriös gestalteten, wunderschön gelegenen Häusern und Apartments oder in abgelegenen, traumhaft schönen Landstrichen. Malick geht es dabei nicht darum, warum sich seine Figuren aufeinander einlassen, sich wieder trennen und zu anderen Menschen hingezogen werden. Ihm geht es vielmehr um die Empfindungen in den jeweiligen Momenten, die die Charaktere in der Regel aus dem Off zum Ausdruck bringen.
Allerdings sind diese durchaus sinnvollen Fragen dermaßen in fast schon pathetisch anmutenden Bildern und einem omnipräsenten Soundtrack eingebettet, dass der Zuschauer kaum Möglichkeit erhält, sich selbst mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Musikgrößen wie Iggy Pop, Patti Smith und John Lyndon kommen dabei kurz zu Wort, dazu sorgen Klänge u.a. von Lykke Li, Iggy Pop, Patti Smith, Debussy, Ravel, Arvo Pärt, Saint-Saëns, Hanan Townsend, Gustav Mahler für weitere sinnliche Eindrücke, zu denen vor allem Malicks großartiger Kameramann Emmanuel Lubezki („Birdman“, „Gravity“, „The Revenant“) seinen Teil beigetragen hat.
Wer sich darauf einlassen mag, mit „Song to Song“ keine klassische Geschichte erzählt zu bekommen, sondern sich stattdessen von einem berauschenden Bilderreigen, schönen Menschen, tollen Kulissen und einem betörenden Soundtrack verführen zu lassen, kann dem Film durchaus seine Momente abgewinnen. 
"Song to Song" in der IMDb

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