La Grande Bellezza - Die große Schönheit

Seit seinem biografischen Polit-Drama „Il Divo – Der Göttliche“ (2008) hat sich der in Neapel geborene Paolo Sorrentino zu einem international renommierten Filmemacher entwickelt, der mit „Cheyenne – This Must Be The Place“ (2011) und „Ewige Jugend“ (2015) zwar auch außerhalb seiner italienischen Heimat aktiv gewesen ist, vor allem aber mit „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ (2013) berühmt geworden ist. Seine fast dreistündige Liebeserklärung an Rom wurde zurecht mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet.
Seinen 65. Geburtstag feiert der Schriftsteller und Autor Jep Gambardella (Toni Servillo) ausgelassen in seiner luxuriösen Wohnung, deren Terrasse einen atemberaubenden Blick auf das Kolosseum gewährt. Doch bei all den ekstatischen Tanzbewegungen, oberflächlichen Plaudereien und amourösen Abenteuern, die sich im Rausch von Alkohol, Drogen und satten Techno-Beats entfalten, blickt Jep wehmütig auf sein Leben zurück.
Sein Roman, den er vor vierzig Jahren veröffentlicht und ihm anhaltenden Ruhm beschert hat, wartet nach wie vor auf einen Nachfolger. Aber woher soll er seine Ideen nehmen, wenn schon Flaubert daran gescheitert ist, einen Roman über das Nichts zu schreiben? Stattdessen führt er Interviews mit meist jüngeren angesagten Künstlern, denen er oft genug nur leere Worthülsen zu entlocken vermag. Also genießt der selbsternannte König des mondänen Lebensstils das Leben mit ausschweifenden Partys, bei denen ihm immer wieder eine andere attraktive Frau nach Hause begleitet. Doch als er die Nachricht erhält, dass seine große Jugendliebe gestorben ist, wird auch Jep bewusst, dass sein eigenes Leben endlich ist …
Paolo Sorrentino („The Young Pope“) gelingt mit seiner epischen Liebeserklärung an Rom, die Liebe und das Leben das Kunststück, berauschend schöne Bilder, einen zwischen wuchtigen Disco-Klängen und sakralen Klassikstücken wechselnden Soundtrack und die unterschiedlichsten Figuren in einem Film zu vereinen, der philosophische Betrachtungen, erotische Akzente, vor allem aber viel zynischen Humor zusammenführt. Dabei huldigt er natürlich dem großen italienischen Filmemacher Federico Fellini („La Dolce Vita“, „Roma“, „Satyricon“), präsentiert aber mit der vom früheren Ruhm zehrenden Kulturikone Jep Gambardella eine vielschichtige Figur, die zwar selbst prägender Bestandteil des Jet Sets ist, sich aber gleichzeitig lustig über die Oberflächlichkeit macht, deren Zeuge er auch auf selbstveranstalteten Partys wird. Diese zynische Betrachtungsweise macht auch vor dem Klerus nicht Halt, wie Sorrentino in wunderbaren Szenen mit einem Kardinal, der nur von seinen eigenen außergewöhnlichen Kochkünsten schwärmt, und einer 104-jährigen Nonne offenbart, die zwar kaum noch einen Hauch Leben in sich spürt, aber trotzdem noch eine ganz besondere Mission für sich erfüllen will.
Auch schöne Frauen üben für Gambardella nur einen oberflächlichen Reiz aus. Der Sex mit ihnen berührt ihn längst nicht mehr. Aber ausgerechnet die aufgeweckte Stripperin Ramona (Sabrina Ferilli) hat es ihm angetan.
Dass „La Grande Bellezza“ über drei Stunden lang wunderbar zu unterhalten versteht, liegt nicht nur an den berauschenden Bildern, die Sorrentinos Stamm-Kameramann Luca Bigazzi eingefangen hat, sondern auch an dem hypnotischen Soundtrack, der Arvo Pärt, John Tavener, Zbigniew Preisner und Henryk Górecki neben modernen Dance-Tracks stehen lässt, und vor allem an den wunderbar agierenden Darstellern, unter denen Sorrentinos Stamm-Schauspieler Toni Servillo den alternden Kultur-Zampano herrlich komplex verkörpert. Und schließlich sorgt die stimmige Mixtur aus heiteren Tönen und tiefsinnigen Reflexionen über die Kunst und die Liebe, das Leben und den Tod, die Ewigkeit und das Vergängliche, das Spirituelle und das Irdische dafür, dass der Film einen wunderbaren Sog und anhaltende Faszination entwickelt. 
"La Grande Bellezza" in der IMDb

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