Suburbicon

Die gemeinsame Geschichte von George Clooney und den Coen-Brüdern reicht bis ins Jahr 2000 zurück, als Clooney in der aberwitzigen Mississippi-Odyssee „O Brother, Where Art Though?“ eine der Hauptrollen verkörperte. Seitdem hat der derzeit weltweit bestbezahlte Schauspieler auch in den Coen-Filmen „Ein (un)möglicher Härtefall“ (2003), „Burn After Reading“ (2008) und „Hail, Caesar!“ (2016) mitgewirkt und sich auch als Regisseur mit Filmen wie „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ (2002), „Good Night, and Good Luck“ (2005) und „The Ides of March – Tage des Verrats“ (2011) einen Namen gemacht. Mit der Verfilmung des über dreißigjährigen, bislang nicht umgesetzten Coen-Drehbuchs zu „Suburbicon“ hat sich Clooney allerdings nur teilweise einen Gefallen getan.
Suburbicon scheint in den 1950er Jahren das Vorstadt-Paradies schlechthin zu sein. Fernab der Hektik und des Verkehrs der Großstadt genießen die weißen Mittelschichtfamilien in der 1947 gegründeten Gemeinde den Luxus großzügig geschnittener Grundstücke, einer eigenen Feuerwehr, eines Polizeireviers und eines Einkaufszentrums. Doch die Idylle wird jäh gestört, als erst eine schwarze Familie in das Nachbarhaus der Lodges einzieht und dann zwei Männer Gardner Lodge (Matt Damon) und seiner Familie einen nächtlichen Besuch abstatten. Als sie nacheinander alle Familienangehörigen mit Chloroform betäuben, überlebt Gardners nach einem durch ihn verursachten Autounfall an den Rollstuhl gefesselte Frau Rose (Julianne Moore) den Überfall nicht. Fortan übernimmt Roses Zwillingsschwester Margaret (ebenfalls Julianne Moore) die Rolle von Rose im Lodge-Haushalt, doch der nächtliche Überfall zieht nach wie vor seine zerstörerischen Kreise … Schon nach wenigen Szenen wird deutlich, worum es dem politisch und sozial engagierten George Clooney in seinem neuen Film geht: Die Ablehnung, die der schwarzen Mayers-Familie durch die ganze Suburbicon-Gemeinde entgegenschlägt und immer brutalere Ausmaße annimmt, lässt sich natürlich allzu leicht auf die derzeitigen Zustände im Trump-Amerika übertragen, allerdings verfolgt Clooney die Geschichte nur sporadisch und eher halbherzig weiter, ohne den Mayers-Figuren auch nur einen Hauch von Profil zu verleihen. Stattdessen konzentriert sich Clooney ganz auf die Demontage der heilen Mittelschichtswelt in den gepflegten Vororten, wo sich hinter den Kulissen blutige Dramen abspielen. Hier lassen die Coen-Brüder ihrem schwarzen Humor freien Lauf, decken abartige sexuelle Praktiken und den oberflächlichen Lebensstil auf, aber sie drehen erst im letzten Drittel des Films richtig auf, wenn die Konfrontation zwischen Gardner und seinen Peinigern auch den besorgten Onkel Mitch (Gary Basaraba) einbezieht und ein wahres Feuerwerk an Katastrophen heraufbeschwört.
Doch bis dahin entwickelt sich der Plot eher langsam und wird mit der Geschichte der Mayers-Familie auch nur sehr lose durch die Freundschaft des Lodge- und des Mayers-Jungen sowie eine Szene im Supermarkt verknüpft. Unterhaltsam wird „Suburbicon“ vor allem durch die illustren Darsteller, von denen Matt Damon („Der Marsianer - Rettet Mark Watney“, „The Great Wall“) überzeugend das autoritäre Familienoberhaupt mit dunklen Persönlichkeitszügen spielt und Julianne Moore („Still Alice“, „Wonderstruck“) sichtlich Freude an ihrer Doppelrolle hat, mit der sie das Trugbild der gefügigen Mittelschichts-Ehefrau untergräbt.
Aber auch Oscar Isaac („Ex Machina“, „A Most Violent Year“) brilliert als Versicherungs-Agent, der die Krise der Lodge-Familie noch verschärft. Die sorgfältige Ausstattung, der stimmungsvolle Score von Clooneys langjährigem musikalischen Weggefährten Alexandre Desplat („The Ides of March“, „Monuments Men“) und der immer wieder durchscheinende Coen-Touch sorgen darüber hinaus dafür, dass „Suburbicon“ durchaus sehenswert ist, auch wenn es sich hier um den schwächsten Film von Clooney als Regisseur handelt.
"Suburbicon" in der IMDb

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