Being John Malkovich

Da er als Puppenspieler kein Geld nach Hause bringt, sondern blaue Flecken, weil Passanten ihm wegen offensichtlich obszöner Darstellung der Abaelard-und-Héloise-Geschichte eins auf die Nase hauen, geht Craig Schwartz (John Cusack) auf den Vorschlag seiner Frau Lotte (Cameron Diaz) ein und sucht sich einen regulären Job. 
In der Zeitung stößt Craig auf ein Jobangebot, bei dem geschickte Finger verlangt werden, und findet sich auf der Etage 7 ½ eines Hochhauses wieder, in der man sich wegen der niedrigen Deckenhöhe nur gebückt vorwärts bewegen kann. Das Vorstellungsgespräch mit dem ganz auf seine eigenen sexuellen Fantasien beschäftigten Dr. Lester (Orson Bean) verläuft ungewohnt, aber erfolgreich, und so darf sich Craig glücklich schätzen, mit seiner attraktiven wie abgebrühten Kollegin Maxine (Catherine Keener) zu flirten. Die beiden entwickeln eine brillante Geschäftsidee, als Craig eines Tages in seinem Büro zufällig hinter einem Schrank die Tür zu einem Geheimgang entdeckt, der direkt in den Kopf des Schauspielers John Malkovich führt. 
Zwar wird man nach 15 Minuten Aufenthalt wieder an der Autobahn ausgespuckt, aber Craig und Maxine entwickeln daraus eine brillante Geschäftsidee, die freilich ihre unerwarteten Nebeneffekte nach sich zieht. 
Spike Jonze philosophierte 1999 mit "Being John Malkovich" auf faszinierende Weise über die Frage nach der Identität, über Schein und Sein, thematisierte Ruhm und Voyeurismus. Dabei hat er mit John Cusack und Cameron Diaz zwei Darsteller zu Protagonisten gemacht, die in ihrem wilden Outfit kaum wiederzuerkennen sind. Vor allem John Cusack ("High Fidelity", "Con Air") brilliert als etwas lebensfern agierender Puppenspieler, der sich nur noch wundernd durch seine neue Arbeitswelt und dann in der Welt von John Malkovich bewegt, der selbst im grandiosen Ensemble des Films mit von der Partie ist. Sobald Craig den verbeulten Fahrstuhl im Stock 7 1/2 verlässt, beginnt auch für den Zuschauer ein absurder Trip durch die Welt der Wahrnehmungen, Fantasien und Identitäten. 
"Being John Malkovich" hinterfragt auf tiefgründige, manchmal zynische, stets humorvolle Weise jede Vorstellung von Identität, die uns die Medien und Werbebranche vermitteln. John Malkovich erweist sich als ebenso normaler Mensch wie jeder andere, der zutiefst verstört reagiert, als er die fremden Besucher in seinem Hirn wahrnimmt und daran zu zweifeln beginnt, wer der Urheber seiner Gedanken und Worte ist, die seinen Mund verlassen. Das ist großes Kino, das sich selbst gekonnt und gewitzt auf die Schippe nimmt.  

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