Bel Ami
Es ist für Filmemacher immer eine besondere Herausforderung, Klassiker der Literatur zu verfilmen. Der Komplexität ihrer Vorlagen werden diese Adaptionen selten gerecht. Das trifft leider auch auf das Regiedebüt der Briten Declan Donnellan und Nick Ormerod zu, die für ihre Verfilmung von Guy de Maupassants Gesellschaftsdrama „Bel Ami“ immerhin eine illustre Darstellerriege vereinen konnten.
Griesgrämig muss der in ärmlichen Verhältnissen lebende Ex-Soldat Georges Duroy (Robert Pattinson) mitansehen, wie seine Mitmenschen im Paris des Jahres 1890 scheinbar mühelos das große Geld machen, während er sich als einfacher Angestellter durchschlagen muss. Doch durch seinen alten Kriegskameraden Charles Forestier (Philip Glenister) wird er in die feine Pariser Gesellschaft eingeführt und bekommt einen Job als Journalist bei der liberalen Zeitung „La Vie Française", wobei ihm Forestiers gebildete wie ansehnliche Ehefrau Madeleine (Uma Thurman) zu ersten Erfolgen verhilft. Da sie jedoch seine amourösen Annäherungen ablehnt, fängt der junge Schönling eine Affäre mit der ebenfalls verheirateten Clotilde (Christina Ricci) an. Erst als Forestier das Zeitliche segnet, steht der Beziehung zu Madeleine nichts mehr im Wege. Da sie ihm jedoch den Rat gegeben hatte, seinen Weg in die gesellschaftliche Elite über die Frauen wichtiger Männer zu ebnen, lässt er sich auch noch auf eine Affäre mit der spröden Madame Rousset (Kristin Scott Thomas) ein. Doch zwischen gesellschaftlichen Ambitionen, kalkulierten Affären und politischen Tatsachen drohen dem „Bel Ami“ die Fäden aus den Händen zu gleiten …
Man merkt den beiden Regiedebütanten an, dass sie eine langjährige Theaterkarriere aufweisen, denn nahezu statisch fällt die Inszenierung des französischen Klassikers aus. Zwar kann „Bel Ami“ auf eine imponierende Darsteller-Crew verweisen, doch bietet das Drehbuch zu wenig Tiefe, damit gerade die prominenten Frauen Uma Thurman („Gefährliche Liebschaften“, „Kill Bill 1 + 2“), Kristin Scott Thomas („Der Pferdeflüsterer“, „So viele Jahre liebe ich dich“) und Christina Ricci („Sleepy Hollow“, „Monster“) ihre Rollen ansprechend mit Leben füllen können.
Vor allem „Twilight“-Beau Robert Pattinson scheint hilflos überfordert, seinem vielschichtigen Charakter den passenden Ausdruck zu verleihen. Der behäbige Handlungsverlauf ohne echte dramaturgische Höhepunkte stellt ein weiteres Manko dar, das der Film nur durch die schillernde Kostümpracht, die schicken Bilder und die adäquate Musik von Kostümfilm-Expertin Rachel Portman („Oliver Twist“, „Emma“) etwas mildern kann. Für einen auch heute noch so aktuellen Roman über die Macht der Medien, die politischen Manöver der Regierenden und das gesellschaftliche Spiel um Sex und Ruhm ist das leider zu wenig.
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