Haus des Grauens

Nachdem Freddie Francis in den ausgehenden 1950er Jahren als Kameramann für die kontrastreichen Schwarzweiß-Filme von Regisseuren wie Karel Reisz, Jack Cardiff und Jack Clayton verantwortlich gewesen ist, wechselte der Brite Anfang der 60er ins Regiefach, um auch für das renommierte Hammer-Studio in London vorwiegend Psycho- und Horror-Thriller zu inszenieren. Sein 1963 entstandenes Werk „Haus des Grauens“ lebt dabei vor allem von der schaurig-schönen Atmosphäre, die Francis in seiner typischen Schwarzweiß-Zeichnung kreiert hat.
Während des Gottesdienstes zum Gedenken ihrer Eltern, die vor elf Jahren verstorben sind, glaubt Eleanor Ashby (Janette Scott) in der Tür ihren Bruder Tony (Alexander Davion) zu sehen, der sich vor acht Jahren offensichtlich aus Kummer nach dem Verlust seiner Eltern von den Klippen stürzte und seither für tot gehalten wurde. Während die psychisch angeschlagene Eleanor durch das unerwartete Auftauchen ihres geliebten Bruders wieder Hoffnung für ihr Leben schöpft, stehen ihr Bruder Simon (Oliver Reed) und Tante Harriet (Sheila Burrell) der neuen Entwicklung mehr als skeptisch gegenüber. Schließlich hat die Familie in letzter Zeit weit über ihre Verhältnisse gelebt, und insgeheim hoffen Simon und Harriet darauf, das Ashby-Erbe unter sich aufteilen zu können. Nun setzt Simon alles daran, Tonys Identität anzuzweifeln und ihn aus dem Weg zu räumen …
Nach einem Drehbuch von Hammer-Veteran Jimmy Sangster, der bereits die Skripts zu den Hammer-Erfolgen „Frankensteins Fluch“ (1957), „Dracula“ (1958), „Jack the Ripper“ (1959) und „Die Rache der Pharaonen“ (1959) verfasst hatte, inszenierte Francis mit „Paranoic“ – so der Originaltitel – einen Psychothriller, der sich vor allem an den beiden Vorbildern „Psycho“ (1960) von Alfred Hitchcock und „Die Teuflischen“ (1954) von Henri-Georges Clouzot orientierte und gleich mehrere Genre-Motive in sich vereint, Mord und Wahnsinn ebenso wie das Spiel mit Identitäten und der erbitterte Kampf um das Erbe. Dabei verkörpert vor allem Oliver Reed („Liebende Frauen“, „Gladiator“) eindrucksvoll die Rolle des trinkenden Lebemanns, aber auch Janette Scott macht ihre Sache als seine psychisch labile Schwester sehr gut.
In der Zusammensetzung all der erwähnten Motive überzeugt „Haus des Grauens“ letztlich nicht, zumal bis zum Finale einige nicht immer schlüssige Wendungen eingeführt werden, die die Spannung nach oben treiben sollen, dafür sorgen die herrschaftliche Kulisse, die soliden bis sehr guten Darstellerleistungen und nicht zuletzt ein paar fein dosierte Schockelemente für atmosphärisch dichte Thriller-Unterhaltung.
"Haus des Grauens" in der IMDb

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