Kings of Summer

Coming-of-Age-Filme haben schon immer ihren besonderen Reiz ausgeübt, weil sie thematisch die Übergangsphase abbilden, die bei den Naturvölkern obligatorisch in den „Rites de passage“ eine definierte Zäsur eingeläutet hat, in unseren modernen Zivilisationen aber keine wirkliche Bedeutung mehr besitzt. Am eindrucksvollsten hat Rob Reiner den Übergang von der unbeschwerten Kindheit in ein durchaus beängstigendes Erwachsenendasein mit seiner Stephen-King-Adaption „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“ (1986) aufgegriffen, indem das Auffinden einer Leiche die Zäsur für die jugendlichen Freunde darstellt. Weitaus weniger dramatisch geht es in dem Kinodebüt „ Kings Of Summer“ von Jordan Vogt-Roberts zu, der eher auf Comedy setzt als auf psychologischen Tiefgang.
Um sich nicht weiter von seinem alleinerziehenden Vater Frank (Nick Offerman) bevormunden zu lassen, fasst Joe (Nick Robinson) nach einer abrupt beendeten Abschlussfeier den Entschluss, den Sommer in einer abgelegenen Waldlichtung zu verbringen. Da auch sein bester Freund Patrick (Gabriel Basso) von seinen skurrilen Eltern (Megan Mullally, Marc Evan Jackson) angenervt ist, zimmern sie sich auf der idyllischen Lichtung eine Holzhütte und haben aus dem Nichts mit dem kuriosen Biaggio (Moises Arias) einen weiteren Jungen in ihrer Mitte. Die Eltern wissen nicht, wo sich ihre Kinder aufhalten. Sobald die Hütte steht, bleiben sie dort und versuchen, in der Wildnis allein zurechtzukommen. Das funktioniert auch ganz gut, zumal ein Supermarkt in der Nähe auch dafür sorgt, dass niemand verhungern muss, aber sobald Joes Schwarm Kelly (Erin Moriarty) die Sommerresidenz der Jungen aufsucht, beginnen die Schwierigkeiten …
Im Gegensatz zu den realistisch gezeichneten Figuren und ihrer nachvollziehbaren Entwicklung in Rob Reiners Coming-of-Age-Klassiker „Stand by Me“ setzt Vogt-Roberts von Beginn auf die Überzeichnung seiner Figuren, was vor allem bei Patricks Eltern und Biaggio schon in Richtung Karikatur geht. Allerdings erschwert er dadurch dem Publikum eine echte Identifikation oder auch nur Anteilnahme an den Problemen der Jugendlichen. So wie die Sorge der ahnungslosen Eltern nur kurz thematisiert wird, bleiben auch die Befindlichkeiten der jugendlichen ProtagonistInnen in Andeutungen stecken. Selbst als Kelly das Gleichgewicht zwischen den Jungen empfindlich stört, werden die dahinter stehenden Emotionen nicht weiter thematisiert. So bleibt „Kings Of Summer“ ein mit großen Abstrichen sehenswerter Film, der leider mehr Wert auf irritierende Oneliner und kuriose Figuren setzt als auf die Auseinandersetzung mit den Sorgen, Nöten und Sehnsüchten der jugendlichen Ausreißer.
"Kings of Summer" in der IMDb

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