Leben und Sterben in God's Pocket

Bevor die Schauspielgröße Philip Seymour Hoffman am 02. Februar 2014 unter tragischen Umständen verstarb, drehte er noch einige Filme ab, die teilweise erst jetzt veröffentlicht werden. So liefen im vergangenen Jahr nicht nur der Corbijn-Thriller „A Most Wanted Man“ und „Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1“ im Kino an, sondern wurde auch das Regiedebüt von Schauspieler John Slattery („Mad Men“, „Der Plan“) produziert. In „Leben und Sterben in God’s Pocket“ überzeugt Hoffman einmal mehr als starker Charakterdarsteller und darf sich über illustre Partner wie John Turturro und Richard Jenkins an seiner Seite freuen.
God’s Pocket ist eine kleine Gemeinschaft im Süden Philadelphias, in der das Leben nach einfachen Regeln verläuft, die sich auf die drei Eckpfeiler Arbeit, Heirat und Kinder reduzieren lassen. Dass eine grobe Abweichung vom Plan fatale Folgen haben kann, muss zunächst der arrogant-psychotische Leon Scarpato (Caleb Landry Jones) am eigenen Leib erfahren, als er auf einer Baustelle zu Tode kommt. Die offizielle Todesursache lautet zwar Ersticken, aber einige Stimmen streuen die Vermutung, dass es sich um Mord handelte.
Mickey Scarpato (Philip Seymour Hoffman) obliegt es, seinen Stiefsohn zu beerdigen, allerdings fehlt ihm dazu das entsprechende Kleingeld, weshalb er die Leiche in einem seiner Kühllaster zwischenlagert. Dass die Leiche nach einem Unfall auf der Straße liegt, empfindet Leons Mutter Jeannie (Christina Hendricks) als Skandal. Sie will wissen, unter welchen Umständen ihr Sohn nun wirklich gestorben ist, und verlangt eine ordnungsgemäße Beerdigung. Dabei lässt sie sich sogar auf eine Affäre mit dem Reporter Richard Shelburn (Richard Jenkins) ein, der hinter dem „zweifachen“ Tod von Leon Scarpato eine großartige Geschichte wittert. Einzig Mickeys Kumpel Arthur 'Bird' Capezio (John Turturro) scheint einen Ausweg aus Mickeys Dilemma zu kennen …
Für sein Regiedebüt hat John Slattery nicht nur auf eine literarische Vorlage von Peter Dexter („The Paperboy“, „Nach eigenen Regeln“) aus dem Jahre 1983 zurückgegriffen, sondern zusammen mit Alex Metcalf auch das Drehbuch verfasst. Seine „Mad Men“-Kollegin Christina Hendricks hat er mit der weiblichen Hauptrolle betraut, die mit ihrem aufreizenden Auftritt einen sehenswerten Kontrast zu dem überaus prominenten Männer-Ensemble bildet. Schließlich dreht sich in der Kleinstadt auch alles darum, zu was es die Männer bringen, während die Frauen eigentlich nur zum Kinderkriegen und für sexuelle Interaktionen gebraucht werden.
„Leben und Sterben in God’s Pocket“ zeichnet sich dabei weniger durch eine großartige Dramaturgie aus, sondern überzeugt vor allem als Milieustudie, bei der ganz normale Menschen portraitiert werden, die eigentlich mehr schlecht als recht in den Tag hineinleben, ihre Freizeit in der Kneipe verbringen und keine hehren Träume mehr verfolgen, was sie aus ihrem Leben noch alles machen könnten. So verströmt der Film vor allem eine Atmosphäre der Verzweiflung, die in Person von Mickey Scarpato auch einen Namen bekommt. Und wo Verzweiflung herrscht, ist die Gewalt nicht weit. Doch bei aller Trostlosigkeit bietet das Drama immer wieder schwarzhumorige Situationskomik, die „God’s Pocket“ neben den tadellosen Darstellerleistungen aus dem Gros herausstechen lässt.
"Leben und Sterben in God's Pocket" in der IMDb

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