Penny Dreadful - Staffel 1

Im viktorianischen England sorgten die billigen, den Groschenromanen ähnlichen „Penny Dreadfuls“ für schauriges Lesevergnügen, indem die Autoren traditionelle Romanhandlungen mit urbanen Horrormythen und Schockeffekten vermischten. Der Oscar-nominierte Drehbuchautor John Logan („Aviator“, „The Last Samurai“), der sein Faible für die gotische Schauerliteratur bereits bei „Sweeney Todd“ ausleben durfte, hat mit „Penny Dreadful“ eine Showtime-Serie kreiert, die sich mit den acht Folgen der ersten Staffel als atmosphärisch dichtes und sorgsam inszeniertes Grusel-Highlight präsentiert.
Nach seinem Auftritt im Rahmen der Wild West Show, mit der er gerade in London gastiert, bereitet sich der amerikanische Scharfschütze und Charmeur Ethan Chandler (Josh Hartnett) auf die Weiterreise nach Paris vor, als er nach einer schnellen Nummer mit einer verzückten Zuschauerin von der geheimnisvollen Vanessa Ives (Eva Green) einen Job angeboten bekommt, bei dem nicht nur seine handwerklichen Talente, sondern auch seine Diskretion gefragt sind. Zusammen mit Sir Malcolm (Timothy Dalton) machen sie sich auf den Weg in Londons Unterwelt auf die Suche nach Malcoms Tochter Mina, die er in der Gewalt von Vampiren vermutet. Dieser erste Besuch bringt nicht den gewünschten Erfolg, weshalb Malcolm seinen Trupp, zu dem auch der afrikanische, kunstvoll verzierte Butler Sembene (Danny Sapani) gehört, um eine weitere akademische Kapazität ergänzt: Der junge Victor Frankenstein (Harry Treadaway) ist nach dem schrecklichen Tod seiner Mutter davon besessen, das Geheimnis des Lebens zu erforschen und den Tod zu überlisten. Dass er dabei eine Grenze überschritten hat, führt ihm vor allem seine erste Schöpfung (Rory Kinnear) vor Augen, der Frankenstein um eine Gefährtin bittet, da er selbst mit seinem entstellten Antlitz keine Frau für sich gewinnen kann. Aber auch Vanessa trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Bei einer Séance die das Medium Madame Kali (Helen McCrory) im Hause des Ägyptologen Sir Ferdinand Lyle (Simon Russell Beale) veranstaltet, wird Vanessa von einer dunklen Macht ergriffen, von der sich auch der hübsche wie unerschrockene Jüngling Dorian Gray (Reeve Carney) nicht abschrecken lässt …
Von billig produzierter, nur auf kurzlebige Schockeffekte abzielende Unterhaltung, wie sie die „Penny Dreadfuls“ anboten, kann bei der von John Logan und Sam Mendes (mit dem der Autor bereits an den beiden Bond-Filmen „Skyfall“ und „Spectre“ zusammengearbeitet hat) produzierten Showtime-Serie überhaupt nicht die Rede sein. Stattdessen hat Serienschöpfer Logan eine Vielzahl interessanter Figuren der Schauerliteratur auf sinnträchtige und unterhaltsame Weise im viktorianischen London vereint, um dunklen Mächten, wie sie Vampire und Werwölfe repräsentieren, den Kampf anzusagen. Das mündet durchaus in blutreichem Gemetzel, doch den Drehbuchautoren ist vor allem daran gelegen, die ganz menschlichen Züge und Antriebe ihrer Figuren transparent zu machen, aber auch ihre dunklen Geheimnisse zu nutzen, die Spannung der Serie auf einem durchgängig hohen Niveau zu halten.
Da steht mal der grenzenlose Egoismus des Afrika-Forschers Malcolm im Vordergrund, der mit der Suche nach Mina wieder etwas gutzumachen hofft, mal Vanessas Ringen, die zerstörerischen Dämonen in ihrem Inneren auszutreiben, dann wieder Frankensteins wissenschaftlicher Ehrgeiz, die Gesetze von Tod und Leben auszuhebeln. Die Beziehungen der so unterschiedlichen und charismatischen Figuren zueinander sind einer steten Veränderung unterworfen, was die Entwicklung der Geschichte sehr dynamisch macht. Dazu legen die Serienmacher viel Wert auf eine stimmige Atmosphäre, die in jedem Detail sichtbar wird. So legen die exquisite Darsteller-Crew, das aufwendige Produktionsdesign, die schaurig-dramatischen Drehbücher und die aufreizend-schockierende Inszenierung den Grundstein für eine Gothic-Serie der anspruchsvolleren Art.
Bevor wir in den Genuss der zehn Folgen der zweiten Staffel kommen, bietet vor allem das Bonus-Material der DVD/Blu-ray-Veröffentlichung mit seinen Specials zu den literarischen Wurzeln, zum Grand Guignol, zur Wissenschaft der Medizin und zu Sex und Prostitution im viktorianischen Zeitalter unterhaltsame Überbrückung.
"Penny Dreadful" in der IMDb

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