Der Richter - Recht oder Ehre
Die Frage nach Recht und Unrecht wird nirgends so deutlich beantwortet wie im Gerichtssaal. Dieser Tatsache und unserem eingebauten moralischen Kompass ist es wohl zu verdanken, dass seit jeher sich Gerichtsdramen und -thriller sowohl im Fernsehen („Matlock“, „Ally McBeal“, „Suits“) als auch auf der Kinoleinwand („Aus Mangel an Beweisen“, „Der Mandant“) einer großen Beliebtheit beim
Publikum erfreuen. Seit den inflationären John-Grisham-Verfilmungen („Die Akte“, „Die Firma“, „Der Regenmacher“) hat sich in diesem Genre eine gewisse Überdrüssigkeit eingestellt, weshalb Drehbuchautor und Regisseur David Dobkins in „Der Richter - Recht oder Ehre“ auf Nummer sicher geht. Ein illustrer Cast und eine stilsichere Inszenierung trösten darüber hinweg, dass die
Handlung ohne Überraschungen auskommt und die Figuren sehr konventionell gezeichnet sind.
Hank Palmer (Robert Downey Jr.) arbeitet in Chicago als erfolgreicher Anwalt und hat bei der Auswahl seiner Klienten keine Skrupel. Seine zynische Erfahrung zeigt, dass je schuldiger seine Klienten sind, umso zahlungskräftiger sind sie. Doch so erfolgreich Hank Palmer auch in seinem Job ist, privat gleitet ihm alles aus den Händen. Seine vernachlässigte Frau hat eine Affäre gehabt und wird bei der im Raum stehenden Scheidung wohl auch das Sorgerecht für Tochter Lauren (Emma Tremblay) verlieren. Dann erfährt er mitten in einer Verhandlung vom Tod seiner Mutter. Widerwillig nimmt Hank die Reise in seine Heimatstadt Carlinville, Indiana, auf sich, wo er seine Brüder Glen (Vincent D'Onofrio) und Dale (Jeremy Strong) nach einer Ewigkeit wiedersieht. Während unter den Brüdern die Distanz allmählich schrumpft, empfindet Hanks Vater, der ehrenwerte Richter Joseph Palmer (Robert Duvall), nur Verachtung für seinen in der Großstadt praktizierenden Sohn. Doch als der Richter auf einmal selbst angeklagt wird, einen Mann mit seinem Auto totgefahren zu haben und der angeheuerte Provinzanwalt C.P. Kennedy (Dax Shepard) mit dem Fall überfordert ist, müssen Vater und Sohn wieder zusammenrücken, um die Krise meistern zu können.
David Dobkins und seine Co-Autoren Nick Schenk und Bill Dubuque brauchen nicht viel Zeit, um ihren Protagonisten Hank Palmer als gewissenlosen Karrieristen vorzustellen, dem eine pralle Geldbörse wichtiger ist als Schuldige hinter Gittern zu sehen. Hier reichen in der Einführung die sterile Atmosphäre eines Männerklos und ein kurzer Ausflug ins schicke Heim des prominenten Anwalts, um Palmers Lebensdevise zu veranschaulichen. Sobald er aber ins idyllische Carlinville zurückkehrt, werden auch Palmers menschliche Züge offenbart, wenn er im Diner seine alte Freundin Samantha (Vera Farmiga) wiedersieht und mit seinen Brüdern alte Filme seiner Familie anschaut. Die schwierigen Familienverhältnisse werden allerdings nicht tiefgründiger herausgearbeitet als unbedingt nötig. Und auch im Verfahren gegen den unter Erinnerungslücken leidenden Richter fährt das Autoren-Trio keine schweren Geschütze auf. Das Duell zwischen Bezirksstaatsanwalt Dwight Dickham (Billy Bob Thornton) und Hank Palmer hätte ebenso mehr Biss vertragen können wie die zwischenmenschlichen Aspekte des Falls.
Zum Glück hat Dobkins eine ganze Riege starker Darsteller im Aufgebot, die das konventionelle Drehbuch mühelos tragen und das Beste daraus machen. Die Frauenfiguren bleiben leider allesamt viel zu blass, dafür glänzen die schauspielerischen Schwergewichte Robert Downey Jr. („Iron Man“, „Stichtag“) und Robert Duvall („Der Pate“, „The Road“) im Vater-Sohn-Konflikt. Und auch Vincent D'Onofrio („Salz auf unserer Haut“, „Run All Night“) als gescheiterter Sportler und Jeremy Strong („Lincoln“, „The Happening“) als gehandicapter Hobby-Filmer machen eine gute Figur in einem Drama, das sich nicht so recht entscheiden kann, ob es eher den Schwerpunkt auf den Kriminalfall oder die familiären Komponenten legen will, und deshalb etwas oberflächlich und vorhersehbar wirkt. Aber die tollen Darsteller, die stimmungsvolle Fotografie von Janusz Kaminiski („Minority Report“, „Schindlers Liste“) und der zurückhaltende Score von Thomas Newman („Skyfall“, „The Help“) machen „Der Richter“ trotzdem zu einem sehenswerten Film.
"Der Richter - Recht oder Ehre" in der IMDb
Hank Palmer (Robert Downey Jr.) arbeitet in Chicago als erfolgreicher Anwalt und hat bei der Auswahl seiner Klienten keine Skrupel. Seine zynische Erfahrung zeigt, dass je schuldiger seine Klienten sind, umso zahlungskräftiger sind sie. Doch so erfolgreich Hank Palmer auch in seinem Job ist, privat gleitet ihm alles aus den Händen. Seine vernachlässigte Frau hat eine Affäre gehabt und wird bei der im Raum stehenden Scheidung wohl auch das Sorgerecht für Tochter Lauren (Emma Tremblay) verlieren. Dann erfährt er mitten in einer Verhandlung vom Tod seiner Mutter. Widerwillig nimmt Hank die Reise in seine Heimatstadt Carlinville, Indiana, auf sich, wo er seine Brüder Glen (Vincent D'Onofrio) und Dale (Jeremy Strong) nach einer Ewigkeit wiedersieht. Während unter den Brüdern die Distanz allmählich schrumpft, empfindet Hanks Vater, der ehrenwerte Richter Joseph Palmer (Robert Duvall), nur Verachtung für seinen in der Großstadt praktizierenden Sohn. Doch als der Richter auf einmal selbst angeklagt wird, einen Mann mit seinem Auto totgefahren zu haben und der angeheuerte Provinzanwalt C.P. Kennedy (Dax Shepard) mit dem Fall überfordert ist, müssen Vater und Sohn wieder zusammenrücken, um die Krise meistern zu können.
David Dobkins und seine Co-Autoren Nick Schenk und Bill Dubuque brauchen nicht viel Zeit, um ihren Protagonisten Hank Palmer als gewissenlosen Karrieristen vorzustellen, dem eine pralle Geldbörse wichtiger ist als Schuldige hinter Gittern zu sehen. Hier reichen in der Einführung die sterile Atmosphäre eines Männerklos und ein kurzer Ausflug ins schicke Heim des prominenten Anwalts, um Palmers Lebensdevise zu veranschaulichen. Sobald er aber ins idyllische Carlinville zurückkehrt, werden auch Palmers menschliche Züge offenbart, wenn er im Diner seine alte Freundin Samantha (Vera Farmiga) wiedersieht und mit seinen Brüdern alte Filme seiner Familie anschaut. Die schwierigen Familienverhältnisse werden allerdings nicht tiefgründiger herausgearbeitet als unbedingt nötig. Und auch im Verfahren gegen den unter Erinnerungslücken leidenden Richter fährt das Autoren-Trio keine schweren Geschütze auf. Das Duell zwischen Bezirksstaatsanwalt Dwight Dickham (Billy Bob Thornton) und Hank Palmer hätte ebenso mehr Biss vertragen können wie die zwischenmenschlichen Aspekte des Falls.
Zum Glück hat Dobkins eine ganze Riege starker Darsteller im Aufgebot, die das konventionelle Drehbuch mühelos tragen und das Beste daraus machen. Die Frauenfiguren bleiben leider allesamt viel zu blass, dafür glänzen die schauspielerischen Schwergewichte Robert Downey Jr. („Iron Man“, „Stichtag“) und Robert Duvall („Der Pate“, „The Road“) im Vater-Sohn-Konflikt. Und auch Vincent D'Onofrio („Salz auf unserer Haut“, „Run All Night“) als gescheiterter Sportler und Jeremy Strong („Lincoln“, „The Happening“) als gehandicapter Hobby-Filmer machen eine gute Figur in einem Drama, das sich nicht so recht entscheiden kann, ob es eher den Schwerpunkt auf den Kriminalfall oder die familiären Komponenten legen will, und deshalb etwas oberflächlich und vorhersehbar wirkt. Aber die tollen Darsteller, die stimmungsvolle Fotografie von Janusz Kaminiski („Minority Report“, „Schindlers Liste“) und der zurückhaltende Score von Thomas Newman („Skyfall“, „The Help“) machen „Der Richter“ trotzdem zu einem sehenswerten Film.
"Der Richter - Recht oder Ehre" in der IMDb
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