Gingerbread Man - Gefährliche Träume

Was mag einen Regie-Altmeister wie Robert Altman, der abseits des Hollywood-Mainstream die alternative „New Hollywood“-Bewegung in den 1970er Jahren mitgetragen und sich in den 90er Jahren mit Ensemble-Filmen wie „The Player“, „Short Cuts“ und „Prêt-à-Porter“ einen Namen gemacht hatte, wohl dazu bewegen, eine Geschichte von Bestseller-Autor John Grisham („Die Firma“, „Die Akte“) zu verfilmen? Das große Geld wird es nicht gewesen sein, denn trotz der (wenn auch weniger bekannten) Vorlage von John Grisham und einer ansehnlichen Darstellerriege bietet „Gingerbread Man – Gefährliche Träume“ zwar solide Krimi-Drama-Unterhaltung, aber mehr eben auch nicht.
Nach dem spektakulären Gewinn eines Falls lässt sich der prominente Rechtsanwalt Rick Magruder (Kenneth Brannagh) auf einer von seiner Assistentin Lois (Daryl Hannah) initiierten Überraschungsparty kräftig feiern. Dabei macht er die Bekanntschaft der attraktiven Kellnerin Mallory Doss (Embeth Davidtz), der gerade, als Magruder die Kanzlei verlässt, das Auto gestohlen wird. Der geschiedene Schürzenjäger bringt die deprimierte Frau nicht nur nach Hause, sondern verbringt auch gleich die Nacht bei ihr. Als sie am nächsten Tag in seinem Büro auftaucht und von ihrem gewalttätigen, offenbar nicht zurechnungsfähigen Vater Dixon (Robert Duvall) erzählt, nimmt sich Magruder der Sache an und lässt seinen Privatdetektiv Clyde Pell (Robert Downey Jr.) einige Recherchen anstellen. Tatsächlich gelingt es Magruder, dank seiner guten Beziehungen den alten Mann in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen. Doch als dieser von den Anhängern seiner obskuren religiösen Gruppe befreit wird, sieht Magruder auf einmal das Leben seiner beiden Kinder bedroht. Und als der Anwalt herausfindet, dass es Mallory offensichtlich um mehr geht, als ihren Vater nur weggeschlossen zu sehen, sieht er sich als Teil eines raffinierten Komplotts, das bald sein erstes Todesopfer fordert …
Vor der stürmischen Kulisse in Savannah, Georgia, sorgt nicht nur der nahende Hurrikan für Turbulenzen, sondern auch ein komplexer Plot, in dem nichts so zu sein scheint wie zunächst angenommen. Altman erweist sich hier als wiederum als Meister der ausgeklügelten Handlungsstränge. Die nur oberflächlich skizzierten Charaktere wirken wie Spielfiguren auf einem Schachbrett, die nur vage oder gar keine Idee von ihrem Zweck besitzen. So überrascht es nicht, dass der von Ehrgeiz und seiner Libido getriebene Staranwalt Magruder fast blindlings in eine Sache stolpert, die er nicht mehr kontrollieren kann und einige Bauernopfer fordert.
Kenneth Branagh („Wunsch und Wirklichkeit“, „Jack Ryan: Shadow Recruit“) macht sich gut in der Rolle des smarten Anwalts, dem zunehmend die Kontrolle aus den Händen gleitet. Vor allem überzeugt aber Embeth Davidtz („Der 200 Jahre Mann“, „The Amazing Spider-Man“) als undurchsichtige Femme fatale, während prominente Nebendarsteller wie Robert Downey Jr., Daryl Hannah, Tom Berenger und vor allem Robert Duvall kaum die Möglichkeit bekommen, ihre Rollen bemerkenswert auszufüllen. So bietet „Gingerbread Man“ eine atmosphärisch stimmige Mischung Film noir, leichten Mystery-Akzenten und komplexer Krimi-Unterhaltung, die zum Glück nicht einfach bewährte Hollywood-Blockbuster-Konzeptionen kopiert, aber so eben auch eher ein Nischenpublikum anspricht.
"The Gingerbread Man" in der IMDb

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