Was?

Nachdem Roman Polanski mit „Das Messer im Wasser“ (1962), „Ekel“ (1965) und „Tanz der Vampire“ (1967) zu einem international renommierten Filmemacher avanciert war und mit „Rosemaries Baby“ (1968) und „Macbeth“ (1971) zwei extrem düstere Werke abgeliefert hatte, inszenierte er 1972 mit „Was?“ eine herrlich abgedrehte, poppig-surrealistische Gesellschafts-Farce, in der Sydne Rome meist unbekleidet durch eine labyrinthische Villa mit ihren merkwürdigen Bewohnern taumelt.
Die attraktive amerikanische Studentin Nancy (Sydne Rome) entkommt während ihres Europa-Trips als Anhalterin knapp einer Vergewaltigung und kann sich mit Not in eine nahe gelegene Villa über der italienischen Mittelmeerküste retten. Den Verlust ihrer drei Koffer hat sie gerade erst verschmerzt, da wird ihr auch das zerrissene T-Shirt gestohlen, wenig später am Strand auch noch die Hose, so dass sie die Villa entweder nackt, mit einer Serviette oder einem übergroßen Pyjama-Oberteil bekleidet durchstreift und dabei allerlei merkwürdige Gestalten kennenlernt. Zunächst äußert sich der ehemalige Zuhälter Alex (Marcello Mastroianni) anerkennend über die Brüste der neuen Bewohnerin und lädt sie zu einem Treffen am Strand ein, dann lernt sie die sexsüchtigen Tony und Lollipop kennen, den Hausverwalter, der ihr ungeniert im Schlaf die Scham leckt, und schließlich den temperamentvollen Mosquito (Roman Polanski), den sie für den Verlust ihrer Kleidung verantwortlich macht. Schließlich verfällt auch der schwerkranke Hausbesitzer der schönen Amerikanerin, die am Ende völlig verzweifelt Reißaus nimmt.
Gedreht in der Villa von Produzent Carlo Ponti an der Amalfi-Küste, entwirft Polanski mit „Was?“ eine herrlich überdrehte Karikatur der freien Liebe und Sexbesessenheit der ausgehenden 60er Jahre und lässt Synde Rome („Jet Set“, „Ein süßes Biest“) mit all ihren körperlichen Vorzügen wie eine Alice im Erotikland durch eine dekadent-luxuriöse Kulisse taumeln, in der die verschrobenen Figuren kaum als menschliche Persönlichkeiten charakterisiert werden, sondern auf ganz und gar lüsterne Wesen reduziert werden. Das vielleicht experimentellste Werk Polanskis trifft sicherlich nicht jedermanns Geschmack, ist aber mit den rauschhaften Bildern, der malerischen Kulisse und den absurden Figuren herrlich anzusehen.
"Was?" in der IMDb

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