Knock Knock

Seit Eli Roth mit "Cabin Fever" (2002) und "Hostel" (2005) frischen Wind in das Horror-Genre gebracht hat und von Quentin Tarantino ordentlich protegiert worden ist, hat er es noch nicht wirklich weit gebracht, blieb dem Genre aber treu und präsentierte zuletzt den Urwald-Horror "The Green Inferno". Für sein neues Werk konnte er mit Keanu Reeves ("Speed", "The Matrix") erstmals einen - wenn auch nicht mehr so angesagten - Hollywood-Star engagieren und lässt ihn so richtig hart leiden. Der von Universum Film nun auch fürs Heimkino angebotene Film "Knock Knock" setzt die üblichen Genre-Klischees außer Kraft und bietet zwar kein echtes Glanzstück, aber doch ungewöhnlichen Horror-Spaß.
Seine erfolgreich als Künstlerin arbeitende Frau Karen (Ignacia Allamand) fährt mit den beiden Kindern übers Wochenende an den Strand und bietet Evan (Keanu Reeves) die Möglichkeit, an einem seiner Architektur-Entwürfe zu arbeiten und dabei laut seine Lieblingsmusik vom Plattenteller zu genießen. Gerade als er seiner Inspiration mit einer Haschpfeife auf die Sprünge helfen will, klingelt es an der Tür. Patschnass vom heftigen Regen bitten Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana de Armas) Evan, seinen Computer benutzen zu dürfen, um über Facebook eine Freundin nach der richtigen Adresse einer Party zu fragen, zu der sie unterwegs sind.
Evan bittet die beiden jungen Frauen herein, gibt ihnen Handtücher und sein iPad, wirft ihre durchnässte Kleidung in den Trockner, während er ihnen ein Taxi ruft, das allerdings 45 Minuten bis zu seinem Haus benötigt. In der Zwischenzeit bewundern die beiden Freundinnen, die behaupten, als Flugbegleiterinnen zu arbeiten, Evans Plattensammlung und seine frühere Tätigkeit als DJ, umschmeicheln ihn mit Worten und unzweideutigen Gesten, bis er ihren Verführungskünsten nicht mehr widerstehen kann. Doch am nächsten Morgen wirken die beiden Frauen wie ausgewechselt und machen Evan das Leben zur Hölle ...
Sobald der fürsorglich liebende Familienvater Evan die Tür seines schicken Hauses öffnet und die beiden attraktiven jungen Frauen hereinbittet, ahnt der Zuschauer schon, worauf sich der Architekt und Ex-DJ einlässt. Bis zur erfolgreichen Verführung verläuft auch alles nach Schema F. Eli Roth nutzt dieses Spiel mit den erotischen Reizen der überraschenden Besucherinnen für die mehr oder wenige originelle Zurschaustellung nackter Haut, was in der dann wieder ungewöhnlich inszenierten Sexszene im Badezimmer kulminiert. Danach ist "Knock Knock" vor allem als Thriller-Groteske unterhaltsam, wenn die traditionellen Rollen im Horror-Genre vertauscht werden und die Frauen in diesem Fall den Spieß umdrehen und Evan vor allem psychischen, gelegentlich aber auch ganz körperlichen Schmerz zufügen. Hier bringen Roth und seine beiden Co-Autoren Nicolás López und Guillermo Amoedo zwar einige unterhaltsame Sequenzen zustande, doch wirklich überzeugen kann der weibliche Psycho-Horror in der zweiten Filmhälfte nicht immer.
So punktet "Knock Knock" letztendlich vor allem als durchaus humorvoller Racheakt willensstarker Frauen, die sonst immer als wehrlose Opfer männlicher Machtfantasien herhalten müssen. Als Psycho-Thriller bietet der Film allerdings nur mittelprächtige Unterhaltung. 
"Knock Knock" in der IMDb

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