Cookie's Fortune - Aufruhr in Holly Springs
In den 1990er Jahren rissen sich sämtliche Schauspiel-Größen darum, in einem Film von Regie-Altmeister Robert Altman („M.A.S.H.“, „Nashville“) mitzuwirken, und so gelang es Altman, seine Werke „The Player“, „Short Cuts“ und „Prêt-à-Porter“ bis in die Nebenrollen hinein mit den Top-Stars Hollywoods zu besetzen. Erst mit dem Krimi-Drama „Kansas City“ (1996) kehrte Altman wieder zu konventionelleren Besetzungen zurück, nahm sich 1998 mit „The Gingerbread Man“ einer John-Grisham-Story an und überzeugte ein Jahr später mit der Gesellschaftskrimi-Satire „Cookie’s Fortune – Aufruhr in Holly Springs“.
Während die engagierte Camille Dixon (Glenn Close) und ihre Schwester Cora Duvall (Julianne Moore) mit ihrem Ensemble am Karfreitag in der Kirche von Holly Springs noch einmal Oscar Wildes Theaterstück „Salome“ proben, trauert die alternde Witwe Jewel Mae 'Cookie“ Orcutt (Patricia Neal) zunehmend ihrem verstorbenen Mann hinterher, weshalb Willis Richland (Charles S. Dutton) Coras Tochter Emma (Liv Tyler) dazu drängt, sich um die alte Dame zu kümmern.Doch die ist momentan nur daran interessiert, mit dem jungen Cop Jason Brown (Chris O’Donnell) schnelle Nummern auf dem Revier zu schieben.
Als sich Cookie mit einer Pistole das Leben nimmt und von ihrer Nichte Camille entdeckt wird, setzt sie alles daran, den Selbstmord wie einen Mord aussehen zu lassen, damit der Ruf der Familie nicht geschädigt wird, verschluckt Cookies Abschiedsbrief, wirft die Tatwaffe ins Gebüsch und simuliert entsprechende Spuren. Tatsächlich wird ausgerechnet der aufrichtige Willis als Tatverdächtiger festgenommen. Die weiteren Ermittlungen der Polizei sorgen für einigen Trubel in der zuvor so friedlichen Kleinstadt im Süden der USA.
„Cookie’s Fortune“ erscheint zwar zunächst als leichte Gesellschaftssatire, in der eine Kleinstadt auf solidarische Weise zu verhindern versucht, dass Cookies Hausmeister Willis im Gefängnis sitzen muss, und gleichzeitig ein aufmunterndes Theaterstück für die Osterfeiertage auf die Beine stellt. Doch während die Männer in ihren Machtpositionen kaum für Durchblick in der verfahrenen Situation sorgen, wird die Handlung von ganz unterschiedlichen Frauen vorangetrieben.
Ausgelöst durch den Selbstmord der alten Cookie entpuppt sich die vermeintlich gemeinnützige Camille zu einer eigensüchtigen Furie, die den Tod ihrer Tante zu ihrem Vorteil auszunutzen versucht, während die völlig unter ihrer Fuchtel stehende Cora die Chance nutzt, sich von ihrer herrischen Schwester zu emanzipieren. Und Coras rebellische Tochter entdeckt, dass sie doch zu den Werten und Tugenden in Holly Springs steht, und verbringt ihre Zeit bei Willis in der (nicht verschlossenen) Gefängniszelle.
Altman inszenierte dieses Spätwerk mit ruhiger Hand und einer ansteckenden Leichtigkeit, die vor allem durch die starken Frauenfiguren ebenso wie durch die unbeschwert agierenden männlichen Figuren zum Ausdruck kommt. Der groovige Soundtrack von Eurythmics-Mastermind David E. Stewart und die schöne Kameraarbeit von Toyomichi Kurita („Harlem Action“, „Eine Liebe für die Unendlichkeit“) machen zusammen mit den spielfreudigen Darstellern aus dem Film ein herzerwärmendes Südstaaten-Kleinstadtdrama mit schwarzem Humor.
"Cookie's Fortune" in der IMDb
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