Casual - Staffel 1

Als Drehbuchautor und Regisseur von Filmen wie „Thank You For Smoking“, „Juno“ und „Up In The Air“ hat Jason Reitman bereits sein außergewöhnliches Talent für anspruchsvoll-komische Stoffe unter Beweis gestellt. Für „Casual“, eine 2015 vom Streaming-Anbieter Hulu produzierte Comedy-Serie, von der gerade die vierte und letzte Staffel abgedreht wird, schlüpfte Reitman gleich sechsmal auf den Regiestuhl der Schöpfung von Showrunner-Newcomer Zander Lehmann. Die erste Staffel der kurzweiligen Comedy-Serie mit zehn Folgen ist nun über Sony auch auf DVD erhältlich.
Nachdem die 39-jährige Psychotherapeutin Valerie (Michaela Watkins) von ihrem Mann Drew (Zak Orth) wegen einer Jüngeren verlassen wurde, zieht sie mit der gemeinsamen 16-jährigen Tochter Laura (Tara Lynne Barr) zu ihrem Bruder Alex (Tommy Dewey), der eine erfolgreiche Dating-Seite programmiert hat, sich aber in seiner Firma nicht blicken lässt, sondern zuhause den Algorithmus so umschreibt, dass er selbst an möglichst heiße Dates kommt.
Da er auch seiner Schwester entsprechende Dates über seine Website besorgt, treffen sie sich auf der Toilette eines Restaurants und lästern über ihre jeweiligen Verabredungen ab. Dumm nur, wenn sich dazu auch die dazugehörigen Opfer dazugesellen … Später wird klar, dass sowohl Alex als auch Valerie Opfer ihrer Mutter Dawn (Frances Conroy) geworden sind, die von frühkindlicher Bindung nichts gehalten hat und stattdessen den Rolling Stones hinterhergereist ist und der freien Liebe in ihrem Haus frönte. Sexuell aktiv ist auch die halbwüchsige Laura, die es besonders auf ihren Fotografie-Lehrer Michael (Patrick Heusinger) abgesehen hat, aber eine herbe Enttäuschung verkraften muss …
„Casual“ nimmt sich des Online-Datings auf sehr originelle Weise an, indem das Dating-Portal zunächst als Motor für die unterschiedlichsten Bekanntschaften dient, mit denen Alex und seine Schwester ihre Bedürfnisse befriedigen wollen. Alex erscheint dabei zunächst als überzeugter Single, der es nur auf One-Night-Stands abgesehen hat und seine zynische Haltung zu Beziehungen bestätigt sieht, als er erfährt, wie wenig sich seine Mutter um ihn in den ersten Jahren gekümmert hat.
Valerie versucht dagegen, die Demütigung, die sie durch Drews Verhalten erfahren musste, krampfhaft wie willkürlich zu kompensieren und erlebt sowohl die üblichen Enttäuschungen als auch handfeste Katastrophen. Dass Laura in diesem gestörten familiären Umfeld auch ihre Beziehungsprobleme hat, versteht sich von selbst.
Lehmann, der selbst einen Großteil der Drehbücher zu den zehn Folgen der ersten Staffel geschrieben hat, ist mit „Casual“ eine kurzweilige Comedy-Serie gelungen, die bei allem Zynismus durchaus die ganz alltäglichen Probleme von Beziehungen thematisiert, die ganz unterschiedlichen Erwartungshaltungen und – immer mal wieder auch traumatischen – Erfahrungen, vor allem aber die großen Enttäuschungen. Was die erste Staffel von „Casual“ so sehenswert macht, ist das fein austarierte Gleichgewicht von oft sehr schwarzem Humor und einer Traurigkeit, die deutlich macht, wie schwierig es ist, glücklich zu werden und die Träume seines Lebens zu verwirklichen, auch wenn es nur darum geht, eine ganz normale Beziehung führen zu können. Zwar schießt der Humor zuweilen etwas über das Ziel hinaus, aber dem gut ausgewählten und dankbaren Ensemble gelingt es immer wieder, auch die absurderen Entwicklungen des Plots zu erden. 
"Casual" in der IMDb

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