Die Vorsehung

Seit seiner Paraderolle als Dr. Hannibal Lecter in Jonathan Demmes „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) hat Sir Anthony Hopkins in so unterschiedlichen Produktionen wie den James-Ivory-Filmen „Wiedersehen in Howards End“ und „Was vom Tage übrig blieb“, in Coppolas farbenprächtiger „Dracula“-Adaption, Edward Zwicks Bürgerkriegs-Drama „Legenden der Leidenschaft“, als der titelgebende Suspense-Meisterregisseur in „Hitchcock“ und Woody Allens „Ich sehe den Mann deiner Träume“ seine schauspielerische Ausnahmeklasse zementiert. Zuletzt war er als Odin in den drei „Thor“-Filmen und in der „Westworld“-Serie zu sehen, 2015 in dem Mystery-Crime-Drama „Die Vorsehung“, das ihn wieder in die vertrauten Gefilde des FBI führt.
Die beiden FBI-Agenten Joe Merriwether (Jeffrey Dean Morgan) und Katherine Cowles (Abbie Cornish) sind ratlos. Ein Serienkiller mordet scheinbar wahllos Kinder, Frauen und Männer mit einem offenbar schmerzlosen Stich in den Nacken. Da er mit seinem Ermittlungs-Latein am Ende ist, sucht Merriwether seinen alten Freund, den hellseherisch begabten Psychoanalytiker Dr. Clancy (Anthony Hopkins), auf – entschieden gegen den Rat seiner Kollegin, die selbst einen Doktor in Psychologie gemacht hat und an übersinnliche Fähigkeiten nicht glaubt. Seit seine Tochter nach langer Krankheit verstorben ist und er sich von seiner Frau getrennt hat, will Clancy nur noch in Ruhe gelassen werden.
Doch als er einen Blick in die Fallakten wirft, wird er neugierig und bietet seine Mithilfe an. Tatsächlich stößt er auf eine faszinierende Verbindung zwischen den Fällen und kann mit seinen Fähigkeiten dazu beitragen, den Täter zu identifizieren. Dieser verfügt ebenfalls über außergewöhnliche Fähigkeiten und scheint dem FBI immer einen Schritt voraus zu sein …
Mit seiner Rolle als hellseherisch begabter, von einem tragischen Ereignis in seinem Leben gezeichneter Psychoanalytiker Dr. Clancy greift Sir Anthony Hopkins eine Rolle auf, die er bereits eindrucksvoll als Ted Brautigan in Scott Hicks‘ so einfühlsamer Stephen-King-Adaption von „Hearts in Atlantis“ verkörperte.
Auch in dem Hollywood-Regiedebüt des brasilianischen Filmemachers Afonso Poyart verleiht Hopkins seiner Rolle eine starke Präsenz, auch wenn seine Figur längst nicht so feingezeichnet ist wie in Hicks‘ Film. Das liegt aber eher an der nicht immer stimmigen Inszenierung, die gerade bei den Visionen sehr hektisch ausgefallen ist und zum Finale hin an Glaubwürdigkeit einbüßt. Allerdings machen Hopkins, Jeffrey Dean Morgan („Desierto“, „The Walking Dead“) und Abbie Cornish („7 Psychos“, „Sucker Punch“) allein mit ihrem darstellerischen Können den Film sehenswert. Da kann der erst zum Finale ins Spiel kommende Colin Farrell („The Killing of a Scred Deer“, „True Detective“) kaum noch glanzvolle Akzente setzen, wirft dafür aber einige interessante moralische Fragen auf. Auch die anfängliche Antipathie zwischen Cowles und Clancy wird leider viel zu schnell aufgelöst. Die entgegengesetzten Positionen zum Mysteriösen hätten durchaus mehr Diskussionsstoff gegeben. Lässt sich der Zuschauer jedoch erst einmal auf übersinnliche Phänomene ein, bekommt er einen durchaus originellen Thriller geboten, bei dem einige interessante visuelle Ideen und das hervorragende Darsteller-Trio dafür sorgen, keine Langeweile aufkommen zu lassen und über den etwas holprigen Plot hinwegzusehen. 
"Die Vorsehung" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts