Das Russland-Haus

Seit sein Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ 1965 verfilmt worden ist, zählt der britische Schriftsteller John Le Carré zu den populärsten und besten Autoren von Spionage-Thrillern, von denen neben „Der Schneider von Panama“, „Der ewige Gärtner“, „Dame, König, As, Spion“, „A Most Wanted Man“ und „Verräter wie wir“ 1990 auch „Das Russland-Haus“ verfilmt worden ist. Fred Schepisi („Roxanne“, „Ein Schrei in der Dunkelheit“) nutzte die erstmals erteilte Drehgenehmigung für eine Hollywood-Produktion in der damaligen Sowjetunion, um die Schauplätze in Moskau und Leningrad sehenswert neben den Hauptdarstellern Sean Connery und Michelle Pfeiffer zu etablieren.
Nachdem der britische Verleger Scott Blair (Sean Connery) vor Jahren den russischen Physiker Dante (Klaus-Maria Brandauer) auf einer Party am Rande einer Buchmesse kennengelernt hatte, lässt ihm Dante durch seine ehemalige Geliebte Katja (Michelle Pfeiffer) drei Notizbücher mit der Bitte um Veröffentlichung überbringen. Die Bücher gelangen dabei in die Hände des britischen Geheimdienstes, der sofort feststellt, wie brisant der Inhalt von Dantes Aufzeichnungen ist, denn Dante zeichnet ein Bild der durch Perestroika und Glasnost geöffneten UdSSR, das jedes weitere Wettrüsten obsolet macht. Die detaillierten Beschreibungen geheimer militärischer Anlagen offenbaren, dass die Sowjets gar nicht über so viele atomare Waffen verfügen, wie sie stets behauptet haben.
Um den Wahrheitsgehalt von Dantes Informationen zu überprüfen, setzt sich die dafür zuständige Abteilung des britischen Geheimdienstes, das Russland-Haus, mit der CIA in Verbindung und schickt Blair nach Moskau. Dort arrangiert Katja ein Treffen mit Dante, der sich zwar bereiterklärt, den umfassenden Fragebogen zu beantworten, den die Geheimdienste vorbereitet haben, aber dann taucht Dante doch unter, während sich Blair in Katja verliebt und feststellt, dass er einen eigenen Weg finden muss, mit seinem Auftrag umzugehen, damit er Katja und ihre Familie nicht gefährdet …
Im Gegensatz zu den actionlastigen James-Bond-Abenteuern zeigt sich der sichtlich gealterte Sean Connery in „Das Russland-Haus“ in einer sehr gediegenen, atmosphärisch dichten Inszenierung, die den Fokus auf das komplizierte Geschäft der Spionage und die Liebesgeschichte zwischen dem reifen Connery und der jungen Pfeiffer legt. Dabei sorgen vor allem die eindrucksvollen Bilder der Originalschauplätze für großen Schauwert in einem Thriller-Drama, bei dem sich das Spionage-Geschäft und die Liebe durchaus stimmig die Waage halten. Das ist vor allem dem erstklassigen Darsteller-Duo zu verdanken, das durch Klaus-Maria Brandauer und Roy Scheider prominent ergänzt wird, aber auch dem starken Drehbuch von Tom Stoppard („Brazil“, „Das Reich der Sonne“) und der sehr gefälligen Musik von Jerry Goldsmith („Rambo“, „Chinatown“).
Zwar weist der Film auch einige Längen auf, aber Schepisi gibt sich viel Mühe, das Ringen der Geheimdienste um den entscheidenden Wissensvorsprung authentisch abzubilden, wobei vor allem das Finale überzeugt, wenn die Amerikaner und Briten dem Ausgang von Blairs Mission entgegenfiebern. 
"Das Russland-Haus" in der IMDb

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