Die Nadel

Bevor der walisische Schriftsteller Ken Follett mit Werken wie „Die Säulen der Erde“, „Die Pfeiler der Macht“ und „Die Tore der Welt“ vor allem als akribisch recherchierender Autor von epischen historischen Romanen die internationalen Bestsellerlisten dominierte, erlangte er Ende der 1970er Jahre mit dem Thriller „Die Nadel“ den Durchbruch, wozu die Verfilmung von Richard Marquand („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, „Das Messer) aus dem Jahre 1981 sicherlich ihren Beitrag leistete. In dem packenden Spionage-Thriller überzeugen vor allem die beiden Hauptdarsteller Donald Sutherland und Kate Nelligan.
Während die britischen Truppen ihre militärischen Kräfte für einen Angriff gegen die Deutschen in Frankreich bündeln, soll der deutsche Topspion Heinrich Faber (Donald Sutherland) herausfinden, ob der Angriff über Calais oder über die Normandie erfolgen soll, und dann Adolf Hitler persönlich Bericht erstatten. Dazu soll ihn an der schottischen Küste ein U-Boot aufnehmen. Doch während der stürmischen Überfahrt mit seinem Boot erleidet Faber Schiffbruch und wird entkräftet an die Klippen von Storm Island angespült, wo er von Lucy Rose (Kate Nelligan) und ihren Gatten David (Christopher Cazenove) aufgepeppelt wird.
Faber erfährt, dass das Ehepaar nach einem Autounfall, den David am Hochzeitstag vor vier Jahren im betrunkenen Zustand verursachte und bei dem er beide Beine verlor, sich auf die einsame Insel zurückgezogen hat, wo David sich zwar noch um seinen Sohn kümmert, aber nicht um seine unglückliche Frau. Als Faber, der wegen seiner Waffe, mit denen er seine Feinde lautlos tötet, in Geheimdienstkreisen als „die Nadel“ bekannt ist, mit Lucy eine heimliche Affäre beginnt, wird er jedoch als Spion enttarnt und muss von der Insel flüchten …
Richard Marquand hat vor der Verfilmung von Ken Folletts 400-Seiten-Thriller „Die Nadel“ vor allem Dokumentarfilme fürs Fernsehen gedreht und legt auch in der Adaption des Spionage-Stoffes viel Wert auf eine stimmige Atmosphäre. Das von Stanley Mann („Damien – Omen II“, „Meteor“, „Tai-Pan“) verfasste Drehbuch beschränkt sich dabei auf ganz kurze Einführungen der Hauptakteure, wobei kurz die Hochzeit von Lucy und David auf der einen Seite und Fabers berufliches Umfeld und seine Spionagetätigkeit auf der anderen Seite angerissen wird. Nach einem Zeitsprung von vier Jahren finden wir das zurückgezogen lebende Ehepaar mit dem Sohn auf der ebenso idyllischen wie schroffen Insel Storm Island wieder, wo recht bald Faber nach seinem Schiffbruch angespült wird. Zwar thematisiert der Film immer wieder Fabers Auftrag und die Bemühungen des britischen Geheimdienstes, Faber aufzuspüren und zu verhindern, dass er seine Erkenntnisse nach Deutschland übermitteln kann, aber der Fokus der Geschichte liegt auf der Beziehung zwischen Lucy und Faber. Faber erkennt schnell, dass Lucy in ihrer Ehe unglücklich ist, und der ebenfalls ganz allein auf sich gestellte Spion beginnt eine Affäre mit der nach Liebe und Nähe hungernden Frau.
Geschickt zieht Marquand die Spannungsschraube an, als Lucy erfährt, was für einen Mann sie sich ins Haus geholt hat, und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem Lucy vor allem ihr Leben und das ihres Sohnes retten will und Faber seine Flucht mit dem U-Boot arrangieren muss.
Meisterhaft drücken sowohl Donald Sutherland („Wenn die Gondeln Trauer tragen“, „Die Körperfresser kommen“), vor allem aber Kate Nelligan („Auf der Jagd“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“) ihre Gefühle mit ihrer ausdrucksvollen Mimik aus. Dazu sorgt Miklós Rózsa („Ich kämpfe um dich“, „El Cid“) mit seinem aufwühlenden Score für die passende musikalische Untermalung in einem außergewöhnlichen Spionage-Thriller, der mit einer atemberaubenden Kulisse und einem sehr reduzierten, stark aufspielenden Ensemble brilliert.
"Die Nadel" in der IMDb

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