Ben Hur
Der 1880 veröffentlichte Roman „Ben-Hur: A Tale of the Christ“ des amerikanischen Generals und Politikers Lew Wallace avancierte im 19. Jahrhundert nach der Bibel nicht nur zum meistgedruckten Buch, sondern wurde nach einer Kurzfilmversion im Jahre 1907 auch 1925 von Fred Niblo verfilmt, ehe William Wyler 1959 mit „Ben Hur“ einen Klassiker des Monumental-Films inszenierte, der Hauptdarsteller Charlton Heston den Durchbruch bescherte und mit elf Oscars ausgezeichnet wurde.
Judäa, 26 n. Chr. Als der römische Feldherr Messala (Stephen Boyd) als Befehlshaber in seine Heimatstadt Jerusalem zurückkehrt, freut sich vor allem sein Jugendfreund, der israelitische Fürst Judah Ben Hur (Charlton Heston), über die Nachricht und stattet ihm umgehend einen Besuch ab. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass die beiden Freunde bei aller Wiedersehensfreunde auf verschiedenen Seiten stehen. Während Messala den in der Heimat verbliebenen Ben Hur dazu drängt, ihm die Namen zu nennen, die gegen die römischen Truppen aufbegehren, denkt Ben Hur nicht daran, Verrat an seinem Volk zu begehen, insistiert stattdessen darauf, dass Messala dazu beiträgt, die Unterdrückung seines Volkes durch die Römer zu beenden.
Als der neue Stadthalter mit einer Parade durch die Straßen empfangen wird, löst sich von der Dachterrasse des Hauses Ben Hurs ein Ziegel und erschlägt fast den Stadthalter. Messala nimmt die Unglücksstelle in Augenschein und kann dabei selbst feststellen, dass sein Jugendfreund die Wahrheit über das Versehen spricht, sorgt aber trotzdem dafür, dass Ben Hur zu den Galeeren geschickt wird und seine Mutter Miriam (Martha Scott) und Schwester Tirzah (Cathy O'Donnell) ins Gefängnis gehen müssen. Ben Hur überlebt dank seines anhaltenden Rachedurstes auch mehr als drei Jahre als Ruderer auf den römischen Galeeren.
Als der römische Konsul Quintus Arrius (Jack Hawkins) an Bord des Schiffes kommt, in dem Ben Hur als Nummer „41“ die Ruder bedient, erkennt der römische Kommandeur dessen kämpferischen Qualitäten und macht ihm das Angebot, für ihn als Gladiator in der Arena zu kämpfen und so die Chance auf ein neues Leben zu bekommen. Ben Hur lehnt das Angebot ab, wird aber vor dem Angriff durch mazedonische Piraten von seinen Ketten befreit. Als die Galeere schließlich von einem feindlichen Schiff gerammt wird, gelingt Ben Hur die Flucht. Er befreit dann nicht nur so geht es geht seine Mitgefangenen, sondern rettet auch dem Konsul das Leben. Arrius erfährt, dass die Schlacht gegen die Piraten dennoch von den Römern gewonnen wurde, und wird zurück in Rom von Kaiser Tiberius (George Relph) mit dem Feldherrenstab ausgezeichnet. Außerdem wird ihm der Sklave Judah geschenkt.
Ben Hur avanciert unter Arrius als erfolgreicher Wagenlenker im Circus Maximus und wird sogar von ihm bei einem glanzvollen Fest von ihm adoptiert. Doch als Pontius Pilatus (Frank String) zum neuen Statthalter von Judäa ernannt werden soll, ergreift Ben Hur die Chance, zurück in seine Heimat zu gehen, um seine Mutter und Schwester – falls sie noch leben - zu retten und endlich Rache an Messala zu nehmen …
Kritik:
Auch wenn die fiktive Handlung von „Ben Hur“ entlang des Lebens von Jesus Christus spielt und die Buchvorlage den Untertitel „A Tale of the Christ“ trägt, ist Jesus immer nur am Rande der Handlung zu sehen, als gesichtsloser Heilsbringer, von dem zwar kein Wort zu vernehmen ist, der aber durch sein Wirken die Stimmung der unterdrückten Menschen in Judäa auf beeindruckende Weise verändert. Im Mittelpunkt der Geschichte von „Ben Hur“ steht allerdings der titelgebende Held, der nach dem Bruch mit seinem Jugendfreund Messala nur noch durch den Willen zur Rache am Leben gehalten wird.
Mit Ben Hur als charismatischem Protagonisten wird die Lebens- und Wirkungsgeschichte Christi aus einer anderen Perspektive erzählt, die eher die politischen als die religiösen Dimensionen des Konflikts zwischen den Römern und den Israeliten beleuchtet. Auch wenn die Story auf ein voraussehbares Ende hinausläuft, hat Regisseur William Wyler („Die Erbin“, „Weites Land“) ein dreieinhalbstündiges Epos inszeniert, das das Rachedrama mit einer Vielzahl von Statisten und Kostümen sowie einer prachtvollen Ausstattung realisiert hat, wobei Ben Hurs Sorge um seine Familie wie seine von ungünstigen Begleiterscheinungen geprägte Liebesgeschichte mit Esther (Haya Harareet) etwas zu pathetisch thematisiert werden.
Eindrucksvoll sind aber auch die Action-Sequenzen gestaltet. Neben der Schlacht auf See bleibt vor allem das Duell zwischen Ben Hur und Messala beim Wagenrennen im Circus Maximus in Erinnerung. William Wyler hat mit „Ben Hur“ ein in allen Facetten prachtvolles Bibelepos mit ungewöhnlicher Perspektive inszeniert, das die religiösen Aspekte zwar nur nebensächlich abhandelt, dafür mit imposanten Kulissen, gut aufgelegten Darstellern und der Oscar-prämierten Musik von Miklós Rózsa („Das verlorene Wochenende“, „El Cid“) überzeugt.
Die weiteren Oscars gingen an Regisseur William Wyler, die Schauspieler Charlton Heston und Hugh Griffith, an Kameramann Robert L. Surtees, Kostümdesignerin Elizabeth Haffenden, Produzent Sam Zimbalist sowie die Verantwortlichen für Szenenbild, Schnitt, Ton und visuelle Effekte.
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