New Yorker Geschichten

Mit Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Woody Allen haben sich 1989 drei Meisterregisseure zusammengetan, um jeweils einen eigenständigen Kurzfilm zu inszenieren, der – wie so viele vor allem von Scorseses und Allens Werken - in der US-amerikanischen Metropole spielt – allerdings mit großen qualitativen Unterschieden. 
 

Inhalt: 

„Lebensstudien“: Seit Jahren ist der erfolgreiche New Yorker Maler Lionel Dobie (Nick Nolte) stets vor großen Ausstellungseröffnungen ebenso nervös wie unausstehlich, wie auch sein Agent Phillip Fowler (Patrick O’Neal) wieder einmal feststellen muss, als er Dobies Atelier aufsucht, um einen Blick auf die Werke zu werfen, die auf der Ausstellung in drei Wochen gezeigt werden sollen. Stattdessen holt Dobie lieber seine junge Assistentin und Freundin Paulette (Rosanna Arquette) vom Flughafen ab, wird dort aber mit der bitteren Nachricht konfrontiert, dass sich Paulette von ihm trennen und wieder nach Hause ziehen will. Zwar kann Dobie die attraktive, aber auch von Selbstzweifeln geprägte Malerin zum Bleiben überreden, muss ihr aber das Versprechen geben, nicht mehr mit ihm schlafen zu müssen. Während Dobie wie besessen an seinen großformatigen Bildern malt, macht es ihn wahnsinnig, dass es Paulette offenbar auf jüngere Künstler wie Reuben Toro (Jesse Borrego) und Gregory Stark (Steve Buscemi) abgesehen hat … 
„Leben ohne Zoe“: Während ihr Vater, der berühmte Flötist Claudio (Giancarlo Giannini), gerade in Europa auf Tournee ist und ihre Mutter Charlotte (Talia Shire) in Indien weilt, um über ihre Erlebnisse in einem weiteren Buch zu verewigen, wohnt die kleine Zoe (Heather McComb) in einem New Yorker Hotel, wo die Angestellten eifrig darum bemüht sind, dass es dem aufgeweckten Mädchen an nichts fehlt und Zoe auch rechtzeitig in die Schule kommt. Bei einem Überfall auf das Luxushotel gelangt ein berühmter Ohrring einer Prinzessin in ihre Hände, mit dem sie ihre vor der Trennung stehenden Eltern wieder zusammenbringen will … 
„Ödipus Ratlos“: Der fünfzigjährige Sheldon Mills (Woody Allen) ist zwar ein leidlich erfolgreicher Anwalt in einer großen New Yorker Kanzlei, doch das schwierige Verhältnis zu seiner Mutter (Mae Questel) macht ihm so schwer zu schaffen, dass es die Beziehung zu seiner Verlobten (Mia Farrow) trübt und er die professionelle Hilfe eines Psychiaters (Marvin Chatinover) in Anspruch nehmen muss. Beim gemeinsamen Besuch an einer Zaubershow wird Sheldons Mutter von der Assistentin des Illusionskünstlers auf die Bühne gebeten, wo sie in eine Kiste steigen soll, die anschließend von mehreren Schwertern durchbohrt wird. Als die Kiste vor den Augen des Publikums wieder geöffnet wird, ist Sheldons Mutter aber spurlos verschwunden. Sheldon heuert zwar schließlich einen Detektiv an, um nach seiner Mutter suchen zu lassen, doch beginnt die Zeit ohne sie schnell zu genießen. Eines Tages erscheint ihr übergroßes Antlitz allerdings über den Dächern der Stadt, von wo die alte Dame der ganzen Stadtbevölkerung intime Details aus dem Leben ihres Sohnes berichtet … 

Kritik: 

Es ist sehr ungewöhnliche Zusammenarbeit, die die drei großen Regisseure Scorsese („Wie ein wilder Stier“, „Taxi Driver“), Coppola („Der Pate“-Trilogie) und Woody Allen („Der Stadtneurotiker“, „Manhattan“) mit „New Yorker Geschichten“ eingegangen sind, wobei jeder der Filmemacher mit seinem gewohnten Stab zusammengearbeitet und eine ganz eigene Geschichte zu erzählen hat. Der Auftakt mit Martin Scorseses „Lebensstudien“ ist auch gleich der Höhepunkt der Dreier-Konstellation. Nick Nolte („Kap der Angst“) verkörpert überzeugend einen extrem erfolgreichen, aber auch eifersüchtigen Maler, der seine junge, attraktive und von Selbstzweifeln gebeutelte Geliebte nicht zur Entfaltung kommen lässt. Scorsese fängt dabei stimmungsvoll das Arbeiten und Leben in einem New Yorker Atelier, das Treiben in der Künstlerszene und einer großen Galerie wunderbar ein, während Coppola mit „Leben ohne Zoe“ eine humorvolle Episode über ein einsames Mädchen nachschiebt, die über ein Märchen und einen sagenhaften Ohrring ihre ständig abwesenden Eltern wieder zusammenzubringen versucht. Weitaus interessanter als die recht lieblos erzählte Geschichte ist die Tatsache, dass Coppola seinen Vater, den Komponisten Carmine Coppola, als Flöte spielenden Straßenmusiker auftreten ließ und auch andere Familienmitglieder wie Gia Coppola und Talia Shire in seinem Beitrag berücksichtigte. 
Woody Allen spielt in „Ödipus Ratlos“ natürlich seine Lieblingsrolle als neurotischer New Yorker, diesmal ganz in den Fängen seiner Mutter. Das ist ganz nett und unterhaltsam, reicht aber weder an Allens Spielfilme noch an Scorseses Beitrag heran. So ist „New Yorker Geschichten“ nur für große Fans der Star-Regisseure interessant, als eigenständiges Werk kann die Sammlung der drei Geschichten allerdings nicht überzeugen.  

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