Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3

Für Walter Garber (Denzel Washington) ist es ein ganz normaler Arbeitstag. Als Fahrdienstleiter in der New Yorker U-Bahn MTA koordiniert er den Verkehr. Doch plötzlich wird er mit einer Entführung konfrontiert: Der brutale Gangster Ryder (John Travolta) bringt mit seinen Leuten die Linie „Pelham 1 2 3“ in seine Gewalt und fordert von der Stadt eine Lösegeld von zehn Millionen Dollar. Sollte das Geld nicht innerhalb einer Stunde in Ryders Händen sein, muss jede Minute eine der 19 Geiseln sterben. 
Wie ernst es Ryder mit seiner Drohung ist, bekommt FBI-Geiselexperte Lieutenant Camonetti (John Turturro) sehr schnell zu spüren, als dieser sich weigert, Ryder weiterhin mit Garber die Kommunikation zu führen, und schon erschießt Ryder der Zugführer. Als wenig später auch noch der Bürgermeister (James Gandolfini) in die MTA-Zentrale kommt, überschlagen sich allmählich die Ereignisse. Ryder lässt der Polizei nämlich nicht die nötige Zeit, der Geiselnahme ein Ende zu bereiten, und schickt den einzelnen Wagen auf eine tödliche Fahrt. 
Ebenso wie Joseph Sargents 1974 produzierter Thriller „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1 2 3“ basiert auch Tony Scotts Version auf John Godeys Roman „The Taking Of Pelham 1 2 3“ aus dem Jahre 1973. Im Gegensatz zum gesellschaftskritischen Original setzt Scott aber ganz auf Action und das Mann-gegen-Mann-Duell zwischen Garber und Ryder. 
Die Charakterisierung der beiden Protagonisten ist allerdings wenig überzeugend. Der pflichtbewusst erscheinende Saubermann Garber muss Ryder offenbaren, dass die Schmiergeldvorwürfe gegen ihn leider wahr sind. Er habe 35.000 Dollar von einer japanischen Zugfirma angenommen, um die College-Gebühren für seine Kinder bezahlen zu können. Diese Offenbarung mag Ryders Vertrauen gewinnen, verleiht Denzel Washingtons Charakter aber keine Tiefe. Noch weniger nimmt man John Travolta seine Vergangenheit als Wall-Street-Banker ab, der irgendwann auf die schiefe Bahn und im Knast gelandet ist, denn er lässt einfach nur den skrupellosen Gangster raushängen.
Tony Scott hat die Neuauflage des Geiselthrillers gewohnt rasant in grellen Farben und mit treibender Musik von Harry Gregson-Williams inszeniert, doch bei aller technischer Finesse bleiben die Nebendarsteller erschreckend blass. Allein James Gandolfini kann als zynischer Bürgermeister noch einige Humorpunkte landen, aber ein John Turturro oder Luis Guzmán können ihr Potenzial nicht mal ansatzweise ausspielen. So bietet „Die Entführung der Pelham 1 2 3“ zwar spannende Action, aber leider wenig Tiefe.  

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