Downloading Nancy

Seit 15 Jahren lebt Nancy Stockwell (Maria Bello) in einer ernüchternden Ehe mit dem gefühlskalten Albert (Rufus Sewell), dessen Lebensaufgabe darin besteht, in seinem Kellerraum mit seinen beiden Kumpels einen virtuellen Golfparcours zu kreieren, den er in Flughäfen zu etablieren versucht. Um überhaupt etwas zu empfinden, fügt sie sich mit Schnitten an Armen und Beinen Schmerzen zu, doch irgendwann reicht ihr diese Fluchtmöglichkeit nicht mehr aus: Sie hinterlässt dem verstörten Albert eine kurze Nachricht und verschwindet in Richtung Baltimore, wo sie sich mit der Internet-Bekanntschaft Louis Farley (Jason Patric) trifft. 
Bereits im Vorfeld des Treffens haben sie eine Abmachung getroffen, die Louis auch einzuhalten gedenkt, doch er hat nicht damit gerechnet, sich in Nancy zu verlieben. Das Spielfilmdebüt des schwedischen Werbe- und Musikvideofilmers Johan Renck ist nichts für schwache Gemüter. 
Obwohl erst zum Schluss des Films ausgesprochen wird, wie die Vereinbarung zwischen den beiden psychischen Grenzgängern aussieht, wird der Zuschauer von Beginn an in einen unheimlichen, unheilvollen Sog hineingezogen, der durch extrem unterkühlte Bilder, kahle Winterlandschaften, urbane Trostlosigkeit und die ausgeprägte sadomasochistische Komponente im Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller wirkungsvoll konstruiert wird. 
Vor allem Maria Bello lässt den Zuschauer die Tour de force, die ihre Nancy durchlebt, geradezu körperlich spüren. Jason Patric muss dagegen nicht an diese Grenzen gehen, überzeugt aber ebenso als „Schmerzensmann“, während Rufus Sewell zu wenige Momente wirklich präsent ist, um glänzen zu können. In kleinen Häppchen werden dazu Sequenzen aus Nancys Gesprächen mit ihrer Therapeutin serviert, die den Zustand ihrer Psyche etwas beleuchten sollen. 
„Downloading Nancy“ ist kein Film für schwache Gemüter. Die Präsenz der drei psychisch kranken Hauptakteure macht es schwierig, hoffnungsvolle Momente wahrzunehmen. Allein der einschmeichelnde Ambient-Techno-Score von Krister Linder sorgt für kontrastreiche Elemente. Darüber hinaus hinterlässt der Film ein anhaltendes Unbehagen.  

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