Die Borgias - Staffel 1

Seit Jean-Jacques Annaud mit „Der Name der Rose“ das Interesse an filmischen Adaptionen mittelalterlicher Stoffe hat aufleben lassen, sind nicht nur Bestseller-Verfilmungen von Ken Follett („Die Säulen der Erde“) und Iny Lorentz („Die Wanderhure“) an der Tagesordnung, sondern gehen auch erfolgreich in Serie. Nachdem es „Die Tudors“ auf immerhin vier Staffeln geschafft haben, das aufregende Wirken des englischen Königs Heinrich VIII. zu neuem Leben zu erwecken, hat es sich nun Oscar-Preisträger Neil Jordan („The Crying Game“, „Interview with the Vampire“) zur Aufgabe gemacht, die nicht minder spektakuläre Geschichte der Borgia-Familie für den Fernsehbildschirm umzusetzen.
Nach dem Tod von Papst Innozenz VIII. im Jahre 1492 steht der ehrgeizige Kardinal Rodrigo Borgia (Jeremy Irons) vor der Verwirklichung seines Traumes, Papst zu werden. Nachdem er mit Hilfe seiner Söhne Cesare (François Arnaud) und Juan (David Oakes) einige Kardinäle bestochen hat, um die erforderliche Mehrheit für sich zu gewinnen, sieht sich der Patriarch am Ziel. Doch als Papst Alexander VI., dessen beiden Söhne und die 14-jährige Lucretia (Holliday Grainger) aus der Beziehung mit der Mätresse Vanozza de’ Cattanei (Joanne Whalley) hervorgegangen sind, sieht sich das spanische Familienoberhaupt noch größeren Feinden entgegen. Kardinal Orsini wird kurzerhand vergiftet, doch sein Weggefährte della Rovere (Colm Feore) sucht bei den Königen von Neapel und Frankreich Verbündete, um den verhassten Papst wieder abzusetzen. Dieser wiederum verheiratet Lucretia mit dem einflussreichen Giovanni Sforza (Ronan Vibert), um sich politisch abzusichern. Indem er seine Söhne in Schlüsselpositionen als Kardinal und Heeresführer einsetzt, versucht der Borgia-Papst, seinen Posten und das Glück seiner Familie zu retten …
Mit einem stattlichen Budget von 40 Millionen Dollar für neun Folgen hat sich Neil Jordan an der Realisierung eines ehrgeizigen Projekts gewagt, das in jeder Hinsicht zu überzeugen versteht. Bereist die aufwendig inszenierte Main-Title-Sequenz mit dem eindrucksvollen musikalischen Hauptthema von Trevor Morris, der bereits „Die Tudors“ und „Die Säulen der Erde“ stimmungsvoll vertont hat, bringt Renaissance-Kunst, Mord und Sex gekonnt miteinander in Verbindung. Jordan, der die Drehbücher selbst verfasst und bei den ersten beiden Folgen auch die Regie geführt hat, setzt auf authentisch wirkende Ausstattung, geschliffene Dialoge und erstklassige Darsteller, die den abwechslungsreichen Reigen aus sexuellen Begierden, politischen Intrigen, familiären Tragödien, blutigen Fehden und kaltblütigen Morden Gestalt verleihen.
Jeremy Irons („Die Unzertrennlichen“, „Nachtzug nach Lissabon“) gelingt es, überzeugend die vielschichtige Persönlichkeit des Borgia-Papstes zu transportieren, das Manövrieren zwischen all seinen Liebschaften ebenso wie die ehrliche Sorge um das Wohl seiner Kinder und den unbändigen Willen, seine Machtposition zu verteidigen.
Neil Jordans „Die Borgias“ mag sich nicht immer an die historischen Fakten handeln, bietet aber fraglos packende Fernsehunterhaltung mit einem guten Schuss Erotik und noch mehr Mord und Geschrei. Nach dem verdienten Erfolg der ersten Staffel sind bereits zwei weitere produziert worden, über eine abschließende vierte wird gerade verhandelt.
"Die Borgias" in der IMDb

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