Killing Them Softly

Die erstmalige Zusammenarbeit zwischen dem australischen Regisseur Andrew Dominik und Superstar Brad Pitt bei dem Neowestern „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ scheint beiden gefallen zu haben. Pitt übernahm nicht nur in Dominiks neuen Film „Killing Them Softly“ die Hauptrolle, sondern sorgte auch als Produzent für ein gutes Gelingen. Das Ergebnis kann sich nämlich wirklich sehen lassen.
Angestiftet von dem Reinigungsbesitzer Johnny Amato (Vincent Curatola) planen die beiden Kleinganoven Frankie (Scoot McNairy) und Russell (Ben Mendelsohn) einen Überfall auf eine berüchtigte Pokerrunde, die der Mafioso Markie Trattman (Ray Liotta) für seine Kollegen veranstaltet. Nachdem er vor Jahren seine eigene Pokerrunde überfallen ließ und dies fröhlich publik machte, steht er natürlich schon wieder unter Generalverdacht, auch diesmal für den Raubüberfall verantwortlich gewesen zu sein. Also lässt Markie über einen Mittelsmann (Richard Jenkins) den berüchtigten Auftragskiller Jackie Cogan (Brad Pitt) engagieren, der wiederum seinen alten Kumpel Mickey (James Gandolfini) mit ins Boot holt. Doch Mickey hat seine guten Tage längst hinter sich und verbringt seine Tage mit Sex und Alkohol. Damit Jackie den Auftrag wie gewünscht erledigen kann, muss er eine ungewöhnliche Strategie wählen …
Dominik lässt sich Zeit, bis Brad Pitt die Bühne betritt. Bis dahin lernt der Zuschauer mit New Orleans den Ort des Geschehens und vor allem die beiden kauzigen Gangster kennen. Dass diese ihren überraschend gelungenen Coup bald bereuen werden, wird jedem klar, sobald Brad Pitt als geradliniger Hitman ins Geschehen eingreift. Wie er sich seinen Zielpersonen nähert und sie dann ausschaltet, wird in bester Tarantino-Manier wunderbar ästhetisch aufbereitet. Doch die Morde sind ganz gewiss nicht die Highlights des äußerst prominent besetzten Gangster-Dramas. Die Klasse des Films liegt in der dramaturgisch grandios erzählten Geschichte und perfekt stilisierten Inszenierung begründet. Wie sich vor dem Hintergrund des Präsidentschaftswahlkampfes zwischen Barack Obama und John McCain im Jahre 2008 die Macht des Geldes als große Antriebsfeder des amerikanischen Lebens herauskristallisiert und Obamas Vision von „einer Nation, einem Volk“ zur Plattitüde verkommen lässt, wird in der Symbiose aus Handlung und den eingespielten Ausschnitten aus den Wahlkampfreden mehr als deutlich und von Brad Pitts Figur in der letzten Szene des Films noch einmal überdeutlich auf den Punkt gebracht.
So bietet „Killing Them Softly“ nicht nur packendes Gangster-Kino, sondern auch ein pessimistisches Portrait der amerikanischen Gesellschaft. Natürlich ist Brad Pitt mit seiner markanten Darstellung die treibende Kraft des Films. Aber auch seine Mitstreiter geben wunderbare Figuren ab. Sam Shepard („Homo Faber“) ist leider nur in einer Szene zu sehen, dafür sorgen Ray Liotta („Hannibal“, „Cop Land“) als Mafioso mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum und James Gandolfini („Die Sopranos“) als sex- und alkoholsüchtiger Killer ebenso für humorvolle Momente wie Scott McNairy („Argo“, „Monsters“) und Ben Mendelsohn („The Dark Knight Rises“) als drittklassige Ganoven.
Zusammen mit dem vielschichtigen Drehbuch, für das Regisseur Dominik verantwortlich zeichnet, und den düsteren, schmutzigen Bildern von Kameramann Greig Fraser („Let Me In“, „Zero Dark Thirty“) ist so ein eindrucksvolles Werk entstanden, das den Filmemacher zu einer der großen Hollywood-Hoffnungen macht.
"Killing Them Softly" in der IMDb

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