Nackte Gewalt

Regisseur Anthony Mann und Hollywood-Star James Stewart haben bereits mit „Winchester ’73“ (1950) und „Meuterei am Schlangenfluss“ (1952) zwei Klassiker des Western-Genres geschaffen. 1953 folgte mit „Nackte Gewalt“ ein weiterer nicht nur hochkarätig besetzter, sondern auch mit einer Oscar-Nominierung für das Beste Drehbuch bedachter Western, der neben den beiden rivalisierenden Hauptdarstellern James Stewart und Robert Ryan auch Janet Leigh in der weiblichen Hauptrolle präsentiert.

Inhalt:

Der ehemalige Rancher Howard Kemp (James Stewart) ist in den Rocky Mountains des südlichen Colorados auf der Jagd nach dem gesuchten Verbrecher Ben Vandergroat (Robert Ryan), der in Abeline, Kansas, einen unbewaffneten Mann kaltblütig erschossen haben soll. Unterwegs trifft Kemp auf den glücklosen Goldsucher Jesse Tate (Millard Mitchell), dem er zwanzig Dollar bietet, wenn er Kemp zu der Feuerstelle führt, die der alte Tate gestern in unmittelbarer Nähe entdeckt haben will. Als sie die Stelle erreichen, werden beide Männer von einer Gerölllawine überrascht, die sich allerdings nicht zufällig gelöst hat. Auf der Spitze des Hügels haben sich nämlich Vandergroat und seine Freundin Lina Patch (Janet Leigh) verschanzt, die wegen eines schwerkranken Pferdes momentan ihre Flucht nicht fortsetzen können. Da der Gesuchte bereits seine letzte Patrone verbraucht hat, muss er sich eine andere Möglichkeit ausdenken, seinen Häschern zu entkommen.
Als wenig später auch ein ehemaliger Lieutenant der konföderierten Armee, Roy Anderson (Ralph Meeker), zur Truppe stößt, macht Vandergroat die Männer auf das Kopfgeld von 5000 Dollar aufmerksam, das auf ihn ausgegeben worden ist. Er spekuliert nicht zu Unrecht darauf, dass Kemp, Tate und Anderson ungern die Prämie zu dritt aufteilen wollen und sich gegenseitig aus dem Verkehr ziehen wollen. Vor allem Kemp ist über die Entwicklung alles andere als begeistert, hat er die 5000 Dollar doch für den Kauf einer Ranch verplant…

Kritik:

Ein wenig darf es durchaus verwundern, dass die Drehbuch-Debütanten Sam Rolfe und Harold Jack Bloom für ihre Arbeit an „Nackte Gewalt“ eine Oscar-Nominierung erhielten. Zwar ist die Idee von der zufällig zusammengewürfelten Kopfgeldjäger-Truppe, die sich gegen einen überaus gewitzten Gefangenen behaupten muss, voller Potenzial und zu Beginn auch interessant umgesetzt, doch verliert die Geschichte mit zunehmenden Konflikten an Glaubwürdigkeit. Das trifft vor allem auf die Entwicklung der Story nach der Begegnung mit einer Gruppe von Schwarzfußindianern zu, die auf der Jagd nach Anderson sind, der ohne Not aus seinem Versteck heraus das Feuer auf die Indianer eröffnet und dafür sorgt, dass Kemp von einer Kugel am Bein getroffen wird. Von der Verletzung erholt sich Kemp ungewöhnlich rasch, ihm gelingt es sogar, das Herz von Lina zu gewinnen, doch wird diese Beziehung ebenso flatterhaft inszeniert wie die moralische Ausrichtung von Kemp, der nach wie vor seiner Verlobten nachtrauert, die sich mit einem anderen Mann Kemps Ranch unter den Nagel gerissen hat. Was die Geschichte und die Charaktere nicht leisten können, reißen allerdings die wunderschönen Landschaftsaufnahmen und Anthony Manns routinierte Regie wieder raus. So ist „Nackte Gewalt“ zwar nicht der Klassiker geworden, für den ihn viele halten, aber auch wegen der gut aufgelegten Darsteller nach wie vor sehenswert.

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