Jade

Seit seinen frühen, aufsehenerregenden Meisterwerken „French Connection“ (1971) und „Der Exorzist“ (1973) hatte es William Friedkin nicht immer leicht, seinem Ruf als Enfant terrible mit kontroversen Stoffen gerecht zu werden. 1995 versuchte er es mit dem Neo-Noir-Thriller „Jade“, der allerdings irreführend als Erotik-Thriller vermarktet worden ist.

Inhalt:

David Corelli (David Caruso), der stellvertretende Staatsanwalt von San Francisco, besucht den Black-and-White-Ball, zu dem ihn das befreundete Ehepaar Katrina Gavin (Linda Fiorentino), Doktor der Psychologie und Buchautorin, und der wohlhabende Prominentenanwalt Matt Gavin (Chazz Palminteri) eingeladen haben. David, der mit Matt seit den Studienzeiten befreundet ist, war früher mit Katrina zusammen, doch hat sie schließlich Matt geheiratet, was immer wieder für Sticheleien zwischen ihnen sorgt. Matt und David haben sich gerade beim Tanz mit Katrina abgeklatscht, als David am Telefon erfährt, dass der Milliardär Kyle Medford (Ron Ulstad) ermordet in seiner Villa aufgefunden worden ist. Als David zum Tatort kommt, trifft er die Polizistin Karen Heller (Donna Murphy) und Detective Bob Hargrove (Michael Biehn). Medford wurde mit einem antiken Beil zerschlitzt, nachdem er nackt angekettet wurde. Auf einer Kommode findet D.A. Corelli mehrere Silberdosen mit Schamhaarlocken verschiedener Frauen. Eine Dose trägt ein chinesisches Schriftzeichen, das sich Davin Corelli von Mr. Wong (Victor Wong) übersetzen lässt. Es bedeutet: „Jade“. Prekär wird der Fall, als Corelli am nächsten Morgen einen Briefumschlag erhält, den Hargrove und Detective Petey Vesko (Ken King) im Safe der Villa Medfords fand. Darin enthalten sind mehrere Fotografien, die Kaliforniens Gouverneur Lew Edwards (Richard Crenna) beim Sex mit einer jungen Prostituierten (Angie Everhart) zeigen. Als sich die Fingerabdrücke auf der Mordwaffe Davids Ex Katrina zuordnen lassen, droht David den Fall wegen Befangenheit abgeben zu müssen, doch als sich nach und nach Zeugen der Sex-Affäre des Gouverneurs im Leichenschauhaus wiederfinden, fürchtet auch Katrina um ihr Leben…

Kritik:

Joe Eszterhas ist in den 1990er Jahren mit seinen Drehbüchern zu „Basic Instinct“, „Sliver“ und „Showgirls“ zum Inbegriff ausgelebten erotischer Fantasien auf der Leinwand geworden, fand sich aber auch auffallend oft unter den Gewinnern und Nominierten der „Goldenen Himbeere“ für die schlechtesten Drehbücher – sowohl für „Flashdance“, „Sliver“ und „Showgirls“ als auch für „Jade“.

Dabei ist „Jade“ längst nicht so schlecht wie sein Ruf. Friedkin und sein Kameramann Andrzej Bartkowiak fangen die korrupte, von käuflichem Sex geprägte Welt der Mächtigen und Reichen von San Francisco großartig ein, großartig untermalt von einem exotisch angehauchten, packenden Score von James Horner („Legenden der Leidenschaft“, „Gefährliche Begierde“). Heiße Sexszenen sucht man allerdings vergeblich, sieht man von verwaschenen, grobkörnigen Schwarzweißaufnahmen auf einem Videoband ab. Dafür wird die Suche eines zwischen allen Stühlen sitzenden Staatsanwalts nach dem Mörder des Milliardärs zu einem Trip auf die dunklen Seiten der Macht mit ausschweifenden Sex-Fantasien, die nur für Geld zu haben sind. Das ist nicht nur routiniert inszeniert und wartet mit einer tollen Verfolgungsjagd auf, sondern auch hervorragend gespielt. Allein der arg konstruierte Schluss wertet „Jade“ etwas ab.

"Jade" in der IMDb