Zeuge einer Verschwörung
Alan J. Pakula hat sich mit seinem erst zweiten Film „Klute“
(1971) bereits als wichtige Stimme des „New Hollywood“-Kinos erwiesen, zu dem
auch heute noch namhafte Filmemacher wie Martin Scorsese, John Cassavetes,
Robert Altman, Brian De Palma und Francis Ford Coppola zählten. Die allseits
bedrückende Stimmung der Paranoia in „Klute“ verfestigte sich
schließlich in „The Parallax View – Zeuge einer Verschwörung“ (1974),
dem Mittelteil von Pakulas inoffizieller „Paranoia“-Trilogie, die 1976
mit dem Klassiker „Die Unbestechlichen“ ihren meisterhaften Abschluss
finden sollte.
Inhalt:
Am 4. Juli, dem US-amerikanischen Unabhängigkeitstag, nimmt
der US-Senator Charles Carroll (William Joyce) auf der
Aussichtsplattform der Space Needle in Seattle gerade das Mikrofon für seine
Rede in die Hand, als er in aller Öffentlichkeit von einem als Kellner
verkleideten Attentäter erschossen wird. Als Sicherheitsbeamte dem Verdächtigen
nachjagen, stürzt dieser in die Tiefe. Zeugen sind unter anderem der Journalist
Joseph Frady (Warren Beatty), die mit ihm einst liierte Fernsehreporterin
Lee Carter (Paula Prentiss) und Senator Carrolls Berater Austin Tucker (William
Daniels). Eine mit der Untersuchung des Falls betraute Kommission kommt ein
halbes Jahr später zu dem Schluss, dass der politische Mord die Tat eines
Einzelnen war und eine vermutete Verschwörung nicht nachgewiesen werden konnte.
Drei Jahre später besucht die verängstigte Lee Carter ihrem Ex-Lover und Kollegen
Frady, dass inzwischen fast alle Zeugen des Attentats auf mysteriöse Weise ums
Leben kamen und sie selbst sich ebenfalls verfolgt fühle. Joe Frady versucht Lee
zu beruhigen, doch wenig später wird sie mit hohem Alkoholgehalt im Blut bei
einem Autounfall getötet.
Frady wittert Lunte und stößt dabei auf ein großes
angelegtes Netz einer Art Schatten-Armee namens „The Parallax Corporation“, die
sich ihre Söldner aus politisch frustrierten, psychisch labilen und
gewaltbereiten Radikalen rekrutiert. Um die Organisation zu infiltrieren, lässt
er sich selbst anheuern und einer Gehirnwäsche unterziehen, was fatale
Konsequenzen haben soll. Bei seiner Suche nach dem untergetauchten Austin
Tucker kommt es zu weiteren Todesfällen…
Kritik:
In Konkurrenz zu Paramounts Prestige-Filmen „Der Pate 2“
und „Chinatown“ war Alan J. Pakulas nach Loren Singers Roman
„The Parallax View“ entstandener Thriller ein bescheidenes Abschneiden
bei Kritik und an vor allem an den Kinokassen beschieden. Erst im Nachhinein sollte
sich „Zeuge einer Verschwörung“, mit dem sich Warren Beatty („Reds“,
„Bugsy“) nach dreijähriger Abstinenz auf der Leinwand zurückmeldete, als
Klassiker des politischen Paranoia-Thrillers etablieren, in einer Reihe mit Francis
Ford Coppolas „Der Dialog“ (1974), Arthur Penns „Die heiße
Spur“ (1975) und natürlich John Frankenheimers „Der Mann,
der zweimal lebte“ (1966).
Trotz schwierigster Produktionsbedingungen, zu
denen auch der Streik der Screenwriters Guild of America beitrug, gelang
Pakula ein verstörender Thriller, der die Unsicherheit des
amerikanischen Volkes nach Vietnam und Watergate in eine entsprechende
Bildsprache transformierte. Warren Beatty verkörpert dabei einen
mittelmäßigen, früher stark dem Alkohol zusprechenden Journalisten, der zunächst
gegen die Absprache mit seinem Chef das Schicksal von Lee Carter und anderen Zeugen
des Attentats auf den beliebten Senator Carroll untersucht und dabei einer ominösen
Organisation auf die Schliche kommt, deren Struktur stets im Dunkeln bleibt.
Pakula
bedient sich dabei Techniken, die er dem Spannungs-Meister Alfred Hitchcock
abgeguckt hat, doch tut das der Klasse des Thrillers keinen Abbruch. Er
unterstreicht damit nur die Hilflosigkeit des Individuums gegenüber mächtigen
und skrupellosen Organisationen, seien sie wirtschaftlicher oder politischer
Natur.








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