Bill McKay – Der Kandidat

Seit sich Robert Redford mit Filmen wie „Barfuß im Park“ (1967), „Zwei Banditen“ (1969) und „Jeremiah Johnson“ (1972) als Schauspieler und Sunnyboy in Hollywood etabliert hatte, ging er dazu über, sich für Projekte stark zu machen, die ihm besonders am Herzen lagen. Dazu zählte auch das Polit-Drama „Bill McKay“ (1972), das nach einem Drehbuch von Jeremy Larner entstand, der schon 1968 Reden für Senator Eugene McCarthy geschrieben hatte.

Inhalt:

Eigentlich sieht es wie ein weiterer Sieg für den amtierenden Republikaner Crocker Jarmon (Don Porter) bei der kommenden Wahl um das Amt des Senators in Kaliforniern aus, wo die Demokraten seit jeher schlecht aussehen. Doch so einfach wollen sich die Demokraten nicht geschlagen geben und werden bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten bei dem sozialliberalen Rechtsanwalt Bill McKay (Robert Redford) fündig, der sich allerdings nur unter der Bedingung nominieren lässt, dass er freie Hand bei seinen Reden hat und sein Vater John J. McKay (Melvyn Douglas), ein altes Schlachtross der Politik, im Wahlkampf außen vor bleibt.
Die Wahlkampfmanager segnen diesen Wunsch ab, da sie ohnehin kaum eine Chance für McKay sehen, was sie nicht davon abhält, ein umfangreiches Wahlkampfprogramm zu erstellen: McKay wird zu Fabriken, einem Waldbrand und einer Masse von Terminen geschleppt und gezerrt, um Stellungnahmen zu jedem denkbaren Thema abzugeben. Er wird zu Fangfragen geschult, hält Diskussionen mit Armen und Unterprivilegierten, absolviert immer wieder TV-Auftritte.
Mit seinen progressiven und sozialliberalen Ansichten, die im krassen Gegensatz zu Senator Jarmons konservativen Positionen stehen, gewinnt er viele Sympathien, doch wird er damit gleichzeitig immer mehr Teil der gutgeölten Wahlkampagne, die, angeführt von ihrem Wahlkampfmanager Marvin Lucas (Peter Boyle), einen Slogan entwirft – „Bill McKay – The better way“ - hinter dem McKays sozialliberale Anliegen immer mehr verschwinden. Während McKay immer unsicherer wird, was seine Rolle in dem Wahlkampf betrifft, steigen seine Beliebtheitswerte in den Umfragen, bis es schließlich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Senator Jarmon kommt, der seinen Herausforderer bei einer Fernsehdebatte auf die Plätze verweisen will…

Kritik:

Robert Redford war 1968 angesichts des erstarrten Wahlkampfes zwischen Richard Nixon und Hubert Humphrey so betroffen, dass er mit „Bill McKay – Der Kandidat“ aufzeigen wollte, was hinter den Kulissen eines Wahlkampfs in die Wege geleitet wird. Mit Michael Ritchie („Fletch – Der Troblemaker“, „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“), der 1970 Fernsehauftritte für einen Senatoren-Anwärter inszeniert hatte, stand schließlich ein Mann hinter der Kamera, der wie Drehbuchautor Larner praktische Erfahrungen mit Wahlkämpfen aufweisen konnte. Entsprechend authentisch wirkt „Bill McKay – Der Kandidat“ auch. 
So progressiv und zielgerichtet sich McKay zu Beginn präsentiert, wird sein persönliches Profil bei seinen Auftritten in riesigen Hallen, in Menschenmengen und bei Fernsehauftritten allmählich abgeschliffen, zunehmend dem demokratischen Parteiprogramm angepasst und ausgehöhlt. Ohnehin kommt McKay kaum zu Wort, je mehr die Propaganda-Maschinerie in Schwung kommt. Ständig wird er von seinen Beratern, von Fans und Groupies bedrängt, hetzt von Termin zu Termin und hat am Ende kaum noch selbst in der Hand, wie die Wahl ausgehen könnte. Bei allem Ernst gelingt es Ritchie, Larner und Redford doch auch immer wieder, wunderbar zynische und selbstironische Momente einzuspielen, die dem Drama seine bedrückend ernüchternde Ernsthaftigkeit nehmen.

 

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