Der fünffach Oscar-nominierte Sidney Lumet hat seit
seinem bereits für drei Oscars nominierten Regiedebüt „Die zwölf
Geschworenen“ (1957) eine Vielzahl hochkarätiger Filme wie „Der Mann in
der Schlangenhaut“, „Der Pfandleiher“, „Angriffsziel Moskau“, „Ein Haufen
toller Hunde“, „Serpico“, „Network“ und „Hundstage“ inszeniert. Doch
Mitte der 1980er Jahre hat er offenbar sein Gespür für gute Stoffe verloren,
wie sein Krimi-Drama „Der Morgen danach“ (1986) beweist.
Inhalt:
Als die alkoholabhängige ex-Schauspielerin Alexandra
Sternbergen (Jane Fonda) eines Morgens verkatert in einem fremden Bett
aufwacht, läuft nicht nur der Fernseher, sondern neben ihr liegt ein ihr
unbekannter Mann, der als Bobby Korshack (Geoffrey Scott) in seiner
Rolle als Aktfotograf von weiblichen Bodybuildern jedoch gerade in einem
Interview im Fernsehen zu sehen ist. Alexandra ist noch dabei, diese
Information und ihre derzeitige Situation zu verarbeiten, als sie erst das Blut
auf der Bettwäsche und dann das Küchenmesser in der Brust ihres offensichtlich
prominenten Bettgefährten entdeckt. Panisch ruft sie ihren getrennt von ihm
lebenden Mann Joaquin Manero (Raul Julia), anruft, doch statt seinem Rat
zu folgen, sich der Polizei zu stellen, fährt sie in ihrer Panik zum Flughafen
von Los Angeles, um nach San Francisco zu fliegen. Da die Flüge jedoch
überbucht sind, rammt sie unverrichteter Dinge mit ihrem Wagen das parkende
Auto des ehemaligen Polizisten Turner Kendall (Jeff Bridges). Er bringt die
verstörte Frau in die Stadt zurück, wo er sie vor Korshacks Apartment und
Fotostudio absetzt. Alexandra beginnt, die Spuren der letzten Nacht zu
verwischen. Doch plötzlich steht Turner wieder vor der Tür, woraufhin sich eine
komplizierte Partnerschaft entwickelt, denn so richtig weiß Alex nicht, ob sie
ihrem neuen Bekannten trauen kann oder nicht…
Kritik:
Das Drehbuch-Debüt des Produzenten James Cresson („Der
Würger von Boston“, „Der Frauenmörder von Boston“) wartet eigentlich mit
einer interessanten Prämisse auf, nämlich der Frage des Vertrauens zwischen
zwei Menschen, die eigentlich nur ein Problem mit dem Alkohol und den daraus
entstehenden Schwierigkeiten vereint. Zwar geht es in erster Linie um einen
klassischen Whodunit-Fall, doch um die Suche nach dem Mörder des auf spezielle
Vorlieben abonnierten Aktfotografen steht die Beziehung zwischen dem dienstunfähigen
trockenen Alkoholiker und der vergangenem Ruhm nachtrauernden Alkoholikerin im
Mittelpunkt. Dabei bedienen sich Cresson und Lumet auch humoristischer
Elemente wie dem Running Gag mit der nur durch einen besonderen Kniff zu öffnenden
Beifahrertür von Turners schäbigem Cabrio, doch die wirken sich eher störend
auf die dramaturgische Spannung aus, die ohnehin kaum vorhanden ist. Was die
Filmemacher im Finale als Auflösung präsentieren, ist alles andere als
überraschend und macht nur deutlich, wie wenig man als Zuschauer mit den
Figuren mitgefiebert hat. Jane Fonda („Barbarella“, „Stanley und Iris“)
macht ihre Rolle als alkoholsüchtige Ex-Schauspielerin, die nicht weiß, wem sie
trauen kann, wirklich gut und hat so ihre bislang letzte Oscar-Nominierung
erhalten, doch Jeff Bridges‘ Figur bleibt schwer zu fassen und kann nicht so
recht als Alex‘ Liebhaber überzeugen. Der viel interessantere Aspekt der Story,
die Angst vor Vertrauen und Beziehungen zwischen am Rande der Gesellschaft
gestrandeten Menschen, kommt da leider viel zu kurz.
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