Cutter’s Way – Keine Gnade

Mit der Krimi-Komödie „Born to Win“ (1971) feierte der tschechische Regisseur Ivan Passer seinen Einstand in Hollywood, konnte dort aber nie so richtig Fuß fassen. Zu seinen bekanntesten Produktionen zählt neben „Frankensteins Spukschloss“ (1975) und „Schwarzer Sommer“ (1988) vor allem das Neo-Noir-Drama „Cutter’s Way – Keine Gnade“ mit den überragend guten Jeff Bridges und John Heard in den Hauptrollen.

Inhalt:

Im Gegensatz zu seinem besten Kumpel Alex Cutter (John Heard), der im Vietnamkrieg ein Auge verlor und durch Amputationen an einem Arm und einem Bein den Alltag nur mit Alkohol und Sarkasmus übersteht, Richard Bone (Jeff Bridges) unternimmt Segeltörns für seinen Gönner George Swanson (Arthur Rosenberg) mit den Reichen und Schönen Santa Barbaras und verdient sich als Callboy etwas hinzu. Nachdem er in einer verregneten Nacht einmal mehr seine Liebesdienste in einem Hotel absolviert hat, lässt ihn auf der Heimfahrt sein Auto in einer abgelegenen Gasse im Stich. Während er noch über sein Unglück flucht, beobachtet er im Rückspiegel, wie ein Mann eine schwere Last in einer Mülltonne entsorgt.
In einer regnerischen Nacht lässt ihn sein altes Auto im Stich und er muss es in einer Gasse stehenlassen. Dabei bemerkt er hinter sich eine Limousine und einen Mann, der eine schwere Last in eine Mülltonne entsorgt. Als die Polizei am nächsten Morgen dort die Leiche eines jungen Mädchens identifiziert, wird Bone als Verdächtiger verhört, schließlich steht sein Auto noch immer in der Nähe der Fundstelle. Beweise für seine Beteiligung an der Tat gibt es allerdings nicht. Dafür taucht mit Valerie Duran (Ann Dusenberg) die Schwester der Ermordeten auf, nachdem Bone bei einer Parade den stadtbekannten Großunternehmer J.J. Cord (Stephen Elliott) als Täter identifizieren konnte. Gemeinsam wollen sie Cord durch eine Erpressung dazu zwingen, den Mord zu gestehen. Vor allem Cutter steigert sich in seinem Bemühen, Gerechtigkeit für das tote Mädchen zu erlangen, in einen Wahn, der auch seine Frau Maureen (Lisa Eichhorn) an die Grenzen der psychischen Belastbarkeit bringt…

Kritik:

Nach dem Roman „Cutter and Bone“ von Newton Thornburg hat Ivan Passer einen klassischen Neo-Noir inszeniert, der von Beginn an eine triste, bedrückende Atmosphäre ausstrahlt. Dazu trägt zwar auch der Regen bei, bei dem Bone die Entsorgung der – wie sich später herausstellt - Mädchenleiche beobachtet, doch vor allem ist es der ausgeprägte Zynismus, mit dem der stets alkoholisierte Vietnam-Versehrte Alex Cutter seine Umgebung vergiftet. Zusammen mit dem stets abgebrannten, nur nach Vergnügen strebenden Cutter und der Schwester der Toten nimmt er am Rande der Gesellschaft den ungleichen Kampf mit einem skrupellosen Unternehmer auf, der in Interviews keinen Hehl aus seiner Zuneigung zu vor allem jungen Anhalterinnen gemacht hat und so die Rachegedanken von Cutter und Valerie nur noch mehr anheizt. Bone ist eher daran interessiert, die Frau seines besten Kumpels ins Bett zu kriegen, als an der Verschwörung im Namen der Gerechtigkeit mitzuwirken, doch am Ende kann er sich dem Sog nicht entziehen, für die gute Sache zu kämpfen. Vor allem das großartige Drehbuch mit psychologisch differenzierten Dialogen und die Hauptdarsteller Jeff Bridges („Fearless“, „König der Fischer“), John Heard („Big“, „Zeit des Erwachens“) und Lisa Eichhorn („Spurlos“, „Die Europäer“) machen die düstere Story zu einem sehenswerten Drama über Rache, Erlösung und Verdammnis.

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