Jakob Lass hat bereits mit seinen Filmen „Frontalwatte“
(2011), „Love Steaks“ (2013) und „Tiger Girl“ (2017) bewiesen,
dass er zu den unkonventionellsten neuen Filmemachern in Deutschland zählt. Seine
Verfilmung von Tino Hanekamps im Jahr 2011 veröffentlichten Debütroman „So
was von da“ hat er sein Improvisationstalent mit einer Menge Party-Spaß zu
einer rauschenden Szene-Komödie auf dem Hamburger Kiez transformiert.
Inhalt:
Etwas unsanft verschaffen sich Kiezkalle (Kalle Schwensen)
und seine beiden Bodyguards Zutritt zur Wohnung des Club-Betreibers Oskar
Wrobel (Niklas Bruhn). Es ist Silvester. In seinem Club auf der
Reeperbahn soll die letzte Party stattfinden, bevor die Abrissbirne zuschlägt.
Und nun soll Oskar bis Mitternacht seine Schulden in Höhe von 10.000 Euro
zurückzahlen. Oskars Geschäftspartner Pablo (David Schütter) ist davon
natürlich ebenso wenig begeistert wie die Crew, aber „the show must go on“. Das
bedeutet nicht nur, dass Oskars alter Kumpel Rocky (Mathias Bloech), der
in den vergangenen Jahren eher zufällig zum Rockstar avancierte, einen Auftritt
im Club absolviert, sondern auch sein ebenso schwerreicher wie hermetisch bewachter
Rocker-Vater Elvis (Bela B.) zur Hilfe eilt, dabei allerdings ins Koma
fällt. Zu allem Überfluss verirrt sich noch Oskars prominente Mutter (Corinna
Harfouch), die in Hamburg Innensenatorin ist, in den Club, sondern auch seine
Ex-Freundin Mathilda (Tinka Fürst)…
Kritik:
Tino Hanekamp hat als Gründer der Hamburger Clubs „Weltbühne“
(bis 2005) und „Uebel & Gefährlich“ einschlägige Erfahrungen in der Clubszene
gesammelt, weshalb sein Debütroman „So was von da“ vor allem durch seine
Authentizität besticht. Die versucht Jakob Lass in seiner Leinwandadaption
vor allem damit zu erreichen, dass er seinen Film während des tatsächlichen
Clubbetriebs mit partywilligen Komparsen gedreht hat. Der in Hamburg lebende
Die-Ärzte-Musiker Bela B. und die umtriebige Schauspielerin Corinna
Harfouch („Der Untergang“, „Was man von hier aus sehen kann“) verleihen
dem Film etwas Grandezza, aber Dreh- und Angelpunkt ist das Treiben im Club,
das Lass und sein Hauskameramann Timon Schäppi in grellen,
wackligen und weitwinkligen Bildern eingefangen und durch verschiedene
Techniken wie Zeitraffer, Split-Screen und Jump-Cut aufgepeppt haben, um den
von lauter Musik, zu viel Alkohol und anderen aufputschenden wie beruhigenden
Drogen geprägten Party-Spaß adäquat einzufangen.
Das gelingt zwar ganz gut, doch
verdrängt das Treiben im Club die eigentliche, tatsächlich recht dünne
Geschichte des wiederholten Aufeinandertreffens von Kiezkalle und Oskar. Die
Liebesgeschichte zwischen Oskar und Mathilda rückt zwar auch zunehmend in den
Mittelpunkt, bleibt aber natürlich an der Oberfläche. Wie soll man sich in der
Silvesternacht in einem Club auch über eine gescheiterte, nun wieder zart geknüpfte
Beziehung vernünftig unterhalten können?
Also bleibt es beim Tanzen zu
flackernden Lichtern, bei Live-Auftritten und Diskussionen im Büro über das Für
und Wider der Kreditrückzahlung. Das ist stellenweise ganz unterhaltsam und
fängt vor allem das Flair auf dem Kiez wunderbar ein, hinterlässt aber keinen
nachhaltigen Eindruck.
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