Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen
Vincent Price hatte schon prominente Auftritte in den Horror-Filmen „Das Kabinett des Professor Bondi“ (1953), „Die Fliege“ (1958), „Das Haus auf dem Geisterhügel“ (1959) und vor allem in Roger Cormans Edgar-Allan-Poe-Adaptionen „Die Verfluchten“ (1960) und „Das Pendel des Todes“ (1961), als er die Hauptrolle in „Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen“ (1962) übernahm, einer sehr losen Adaption von Thomas De Quinceys Klassiker „Bekenntnisse eines englischen Opiumessers“ durch Albert Zugsmith, der zu Hollywoods frühesten Exploitation-Produzenten zählt.
Inhalt:
Auf der Suche nach seiner persönlichen Bestimmung landet der Abenteurer Gilbert De Quincey (Vincent Price), Anfang des 19. Jahrhunderts in San Francisco, wo er schnell Bekanntschaft mit der Bande von Ling Tang macht, die einen gut gehenden Handel mit jungen chinesischen Frauen betreibt, die auf Auktionen für Opium versteigert werden. Doch als Unbekannte anfangen, die Frauen aus ihren Käfigen zu befreien, beauftragt Ling Tangs rechte Hand Ruby Low (Linda Ho) De Quincey damit, die Mädchen zurückzubringen, vor allem die besonders einträgliche Lotus (June Kyoto Lu). Der Abenteurer ist jedoch mehr daran interessiert, die armen Mädchen von ihrem misslichen Schicksal zu befreien. Damit gerät er allerdings in eine blutige Auseinandersetzung mit der Verbrecher-Organisation Tong …
Kritik:
Der britische Schriftsteller Thomas De Quincey (1785-1859) ist vor allem durch seine 1822 veröffentlichte Autobiographie „Bekenntnisse eines englischen Opiumessers“ bekannt geworden und hat zuletzt Thriller-Bestseller-Autor David Morrell („Rambo“, „Der Geheimbund der Rose“) zu einer Krimi-Trilogie inspiriert. Drehbuchautor Robert Hill, der für Albert Zugsmith bereits die Vorlagen zu „The Private Lives of Adam and Eve“ und „Sex Kittens Go to College“ (beide 1960) abgeliefert hatte, orientiert sich in seiner Adaption von De Quinceys berühmt-berüchtigter Autobiographie nur sehr lose an dem Original.
Zwar darf Vincent Price in seiner Rolle auch in den verruchten Opiumhöhlen in Chinatown den rauschhaften Genüssen frönen, die zu allerlei teilweise interessant, meist in Zeitlupe inszenierten Halluzinationen führen, aber der Großteil der nicht immer leicht nachzuvollziehenden Handlung beschränkt sich darauf, dass De Quincey mit einem oder mehreren chinesischen Mädchen bei sich durch verwinkelte Innenhöfe, unterirdische Kanäle und wenig einladende Verliese irrt, wobei er immer wieder in kämpferische Auseinandersetzungen mit den Mädchenhändlern gerät und eins übergebraten bekommt. Bereits die Eröffnungssequenz des Schwarz-Weiß-Films ist wenig gelungen. Das Publikum wähnt sich fast in einem Stummfilm, wenn auf einem Schiff die chinesischen Mädchen erst an Deck und dort in ein riesiges Netz befördert werden, um dann auf ein kleineres Boot geworfen zu werden, mit dem sie an Land gebracht werden. Außer ein paar kurzen Befehlen und dem Klagegeschrei der Mädchen bleibt die Tonspur sehr blass. Dazu ertönt nur das exotisch angehauchte, sonst sehr avantgardistische Geklimpere von Albert Glassers musikalischer Untermalung, das sich auch bei der kämpferischen, nun komplett wortlosen Auseinandersetzung der Kidnapper mit einer am Strand wartenden anderen Bande fortsetzt. Hier wird nur deutlich, dass die Sklavenmädchen von mehreren Parteien heiß begehrt werden.
Vincent Price kann in der Rolle des ganz in schwarz gekleideten Abenteurers, der sich den gequälten Mädchen annimmt, nur bedingt überzeugen. Aus dem Off gibt er immer wieder herrlich sinnbehaftete Gedanken von sich, ansonsten wirkt er wie ein gutherziger Getriebener, der sich während seiner heldenhaften Mission immer wieder mit Gangstern prügeln muss. Spannung kommt bei dem verwirrenden und meist maskierten Versteckspiel nie wirklich auf, so dass „Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen“ eher als exotischer, halluzinativ geprägter Exploitation-Trip mit einem prominenten Hauptdarsteller unterhält, ohne aber die später für das Genre bedeutender werdende sinnliche Komponente ins Spiel zu bringen. Ohne Vincent Price wäre der Film längst vergessen, aber auch der meist distinguiert auftretende Horror-Darsteller kann diesem Machwerk kaum Qualität verleihen. Dafür liegt ihm die Rolle des prügelnden Helden einfach nicht.
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