The Gentlemen
Mit seinen Frühwerken „Bube Dame König GrAS“ (1998), „Snatch – Schweine und Diamanten“ (2000), „Revolver“ (2005) und „RocknRolla“ (2008) hat der britische Filmemacher Guy Ritchie nicht nur das Genre des britischen Gangsterfilms neu definiert, sondern sich auch für höhere Aufgaben berufen gefühlt und mit den beiden „Sherlock Holmes“-Filmen (2009, 2011), „King Arthur: Legend of the Sword“ (2017) und „Aladdin“ (2019) großes Blockbuster-Kino inszeniert. Nun kehrt er mit „The Gentlemen“ zu seinen Wurzeln zurück und vereint die Stars Matthew McConaughey und Hugh Grant zu einem turbulenten Gauner-Spaß, der vor irrwitzigen Einfällen nur so sprudelt.
Inhalt:
Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat sich von Jugend an als gewitzter wie skrupelloser Dealer für Marihuana etabliert und über die Jahre ein millionenschweres Imperium aufgebaut, dessen Basis unterirdisch angelegte, großflächige Farmen bilden, die in ganz England auf den Grundstücken verarmter Adliger verteilt sind, denen Pearson so ihren gewohnten Lebensstil zu finanzieren hilft. Doch mittlerweile will sich Mickey aus dem Geschäft zurückziehen, um sich ganz seiner ebenso attraktiven wie geschäftstüchtigen Frau Rosalind (Michelle Dockery) widmen zu können. Als aussichtsreichster Kandidat erweist sich der junge Milliardär Matthew Berger (Jeremy Strong), der sich von Mickey aber erst einmal zeigen lassen möchte, was er für seine 400 Millionen Pfund bekommt. Doch kurz nachdem Mickey seinem potentiellen Käufer eine seiner zwölf versteckten Cannabis-Farmen zeigt, wird diese von einer Horde jugendlicher Amateur-Boxer, Rapper und Youtuber überfallen, die ihren Überfall der Wachen und den Diebstahl einer immensen Menge Gras filmen und ins Netz stellen. Als ihr Coach (Colin Farrell) mitbekommt, dass sie ausgerechnet eine von Mickeys Farmen überfallen haben, ist er um Schadensbegrenzung bemüht und bietet Mickey neben der Rückgabe des Diebesgutes seine Dienste an. Derweil kommt nicht nur Matthew als Initiator des Überfalls in Frage, sondern auch der verrückte Dry Eye (Henry Golding), der bereits bei Rosalind um ein Treffen mit Mickey gebeten hatte und fürchterlich abgeblitzt war. Mit seinem eigenmächtigen Vorgehen bringt er nicht nur seinen Triaden-Boss Lord George (Tom Wu) in Rage, sondern er setzt auch auf eine offene Konfrontation mit Mickey. Dessen rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) muss sich dazu von dem Schmierblatt-Reporter Fletcher (Hugh Grant) anhören, warum sein Honorar von 20 Millionen Pfund für seine aufsehenerregende Geschichte eigentlich geschenkt ist. Mickey hat zwar alle Mühe, die Dinge unter Kontrolle zu halten, doch wer der König des Dschungels sein will, muss dies auch jederzeit demonstrieren …
Kritik:
Eingebettet in die Szenen, in der Mickey Pearson in einem Pub von hinten offensichtlich erschossen wird, und ihrer Auflösung am Schluss präsentiert Guy Ritchie mit „The Gentlemen“ augenzwinkerndes, rasantes und vielschichtiges Gangster-Erzähl-Kino vom Feinsten. Als Rahmenhandlung fungiert dabei der Besuch des schmierigen Yellow-Press-Reporters Fletcher bei Michaels rechter Hand Ray, dem er ein Drehbuch über die fesselnde Geschichte von Michaels Geschäften und den verschiedenen Versuchen mächtiger Interessenten, dessen Imperium an sich zu reißen, vorlegt, für dessen Geheimhaltung er 20 Millionen Pfund verlangt.
In Rückblicken wird schließlich die Geschichte, die er sich aus den von ihm beobachteten und fotografisch und filmisch festgehaltenen Ereignissen zusammengereimt hat, erzählt, wobei Ray ihn immer mal wieder korrigiert, so dass die Geschichte gelegentlich eine neue Wendung nimmt. Aus dem Machtkampf zwischen Mickey und seinen Kontrahenten entwickelt sich ein actionreiches, mit vielen genialen Einfällen gespicktes Spektakel, in dessen Zentrum zwar der gewohnt großartig agierende Matthew McConaughey („Dallas Byers Club“, „Der Mandant“) als knallharter Drogenbaron steht, aber auch das übrige Ensemble überzeugt in jeder Hinsicht. Während Michelle Dockery („Non-Stop“, „Downtown Abbey“) in hochhackigen Schuhen mit eiserner Hand einen Laden für Luxus-Karossen schmeißt und ihrem Gatten absolut ebenbürtig ist, sind es vor allem Hugh Grant („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Notting Hill“) in einer ungewöhnlichen Rolle als vermeintlich cleverer Schmierblatt-Reporter und Erpresser sowie Colin Farrell („Brügge sehen … und sterben“, „7 Psychos“) als außergewöhnlich gekleideter Box-Coach, die dem Film ihren Stempel aufdrücken. Dazu sind es viele unterschiedlich gefilmte Szenen, die zum hohen Unterhaltungswert von „The Gentlemen“ beitragen, etwa der wie ein Rap-Musikvideo gefilmte Überfall auf die Cannabis-Farm, die finale Konfrontation zwischen Rosalind, Dry Eye und seinen zwei Bodyguards in ihrem Büro oder die ungewöhnliche Erpressung des „Daily Print“-Herausgebers Big Dave (Eddie Marsan), der an einer Schmuddel-Story über Mickey arbeitet. Der flotte, immer sehenswerte visuelle Stil, der gewohnt coole Soundtrack (mit dem Klassiker „Old MacDonald Had a Farm“ und Tracks von The Jam, Can, Roxy Music, Paul Jones und Johnny Rivers), die herausragenden Darsteller und das wendungsreiche Drehbuch machen „The Gentlemen“ zu einem echten Guy-Ritchie-Film, der übrigens auch in Serie gehen soll!
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